Versorgung in Gefahr?

Angehende Psychotherapeuten demonstrieren in Heidelberg

Stand

Um Psychotherapeut zu werden, ist nach dem Studium noch eine Weiterbildung nötig. Weil es aber nicht genug Plätze gibt, sind Betroffene in Heidelberg auf die Straße gegangen.

Menschen mit psychischen Erkrankungen brauchen häufig viel Geduld: Sie warten oft monatelang auf einen freien Therapieplatz. Studierende der Psychologie befürchten, dass sich die Versorgungslage nicht verbessert, weil notwendige Weiterbildungsplätze fehlen würden. Deshalb sind am Freitagnachmittag etwa 150 Demonstrierende in Heidelberg auf die Straße gegangen. Darunter waren vor allem Studierende der Psychologie aus Mannheim und Heidelberg, die nach ihrem Studium in der Psychotherapie arbeiten wollen.

Ausbildung zum Psychotherapeuten

Seit 2020 besteht die Ausbildung zum Psychotherapeuten aus einem Studium und einer fünfjährigen Weiterbildungsphase. Doch wie diese finanziert werden soll, ist nicht genau geregelt. Momentan müssen die jeweiligen Krankenhäuser und Einrichtungen für die theoretische Weiterbildung der angehenden Therapeuten aufkommen - das sind rund 2.800 Euro monatlich. Kosten, die sich viele Häuser nicht leisten können.

Deswegen ist die Anzahl der Bewerber für eine dafür nötige Weiterbildung deutlich größer als die Anzahl an Plätzen. Die Bundespsychotherapeutenkammer geht davon aus, dass künftig mindestens 2.500 Absolventen pro Jahr einen dieser Plätze benötigen. Demgegenüber stehe aktuell nur eine zweistellige Anzahl an Weiterbildungsstellen. Das gefährde die gesamte psychotherapeutische Versorgung in Deutschland, so die Studierenden.

Demonstranten fordern in Heidelberg bessere Bedingungen für die Psychotherapie-Ausbildung
Demonstranten fordern in Heidelberg bessere Bedingungen für die Psychotherapie-Ausbildung

Organisatoren: Psychotherapeutische Versorgung sei in Gefahr

Auch Jana Lausch hat sich am Freitag bei der Demonstration in Heidelberg für eine geregelte Finanzierung der Weiterbildung stark gemacht. Die Psychologie-Studentin befürchtet, dass sie keinen Weiterbildungsplatz bekommen wird: "Ich bin sehr frustriert", sagt die 28-Jährige. Die Frustration habe sich aber mittlerweile auch in Aktivismus umgeschlagen. Ihre Motivation: "Auch was zu tun, um auf das Problem aufmerksam zu machen."

Die Organisatoren der Demonstration haben schon vor der Veranstaltung darauf aufmerksam gemacht, dass nicht nur die Studierenden unter der aktuellen Situation leiden. Ohne eine ausreichende Zahl an behandelnden Therapeuten sei auch nicht mehr gewährleistet, dass alle Patienten versorgt werden können, die auf einen Therapieplatz warten.

Die Hoffnung von Lausch und ihren Mitstreitern liegt auf der Bundespolitik, die auch 2020 die Reform beschlossen hat: "Wir haben wirklich intensiv versucht, mit den Akteuren der letzten, aber auch der kommenden Bundesregierung über den Missstand zu sprechen." Eine Lösung sei aber noch nicht in Sicht, daher die Demonstration. Am Freitag hat es neben Heidelberg auch eine Demo in Tübingen gegeben.

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