Fotostudios fürchten um Existenz

Bald nur noch digitale Passbilder - was dabei zu beachten ist

Stand

Von Autor/in Luca Mader

Wer einen neuen Personalausweis braucht, musste bislang ein gedrucktes Passfoto mitbringen. Schon bald soll der Prozess komplett digital ablaufen. Davon ist nicht jeder begeistert.

Vom 1. Mai an brauchen Bürgerinnen und Bürger, die einen neuen Ausweis oder einen neuen Reisepass beantragen wollen, ein digitales Passfoto. Das haben Bundestag und Bundesrat bereits 2020 beschlossen - jetzt wird es in die Tat umgesetzt. Indem die Fotos verschlüsselt übermittelt werden, sollen Fälschungen und Manipulationen verhindert werden.

Konkret bedeutet das, dass die Fotografierten von den Studios kein gedrucktes Bild mehr von sich erhalten, sondern nur noch einen Data-Matrix-Code, der einem QR-Code ähnelt. Dieser kann nur von der Passbehörde eingelesen werden. Wie das BW-Innenministerium auf SWR-Anfrage mitteilt, müssen Dienstleister zur Erstellung von Lichtbildern nun bestimmte technische Anforderungen erfüllen.

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Passbilder können direkt im Bürgerbüro gemacht werden

Darüber hinaus soll es ab Mai auch möglich sein, sein Passbild direkt in der zuständigen Passbehörde machen zu lassen. Insgesamt will das Bundesinnenministerium die Behörden mit 10.000 entsprechenden Geräten ausstatten - zum 1. Mai sollen aber erst 2.500 bereitstehen. Eine gesetzliche Verpflichtung der Kommunen, die Erstellung von Passbildern auch bei den Behörden anzubieten, bestehe nicht, heißt es vonseiten des Landesinnenministeriums. Informationen, welche Kommunen sich für ein neues System entschieden hätten, lägen laut dem Ministerium nicht vor.

Für Fotostudios in Baden-Württemberg hat das Konsequenzen. "Also begeistert sind wir nicht", sagt Maria Marino vom Stuttgarter Fotostudio Hanauer auf Nachfrage des SWR. Sie kenne auch einige Kollegen, die wegen der neuen Regelung ihre Geschäfte schon dicht gemacht hätten. "Die sind kurz vor der Rente und sagen, dass sie sich das nicht mehr antun wollen", so Marino.

Ein Muster-Ausweis.
Für einen neuen Ausweis benötigt man ein biometrisches Passbild.

Das Geschäft mit Bewerbungs- und Passfotos sei für viele Studios überlebenswichtig. Ob dieses nachlässt, weil die Menschen ihre Fotos jetzt direkt im Bürgerbüro machen können, wisse sie nicht. Das Studio Hanauer sei jedenfalls schon mit der notwendigen Technik ausgestattet, um seinen Kundinnen und Kunden auch digitale Passbilder zu liefern, sagt Marino. Die Hardware und Software koste mehrere tausend Euro, wenn ein Studio alles kaufe, anstatt nur zu mieten. "Wir haben uns jetzt für die Mietoption entschieden, weil wir noch nicht wissen, wie es laufen wird. Das war uns noch zu heikel", so Marino.

Fotobearbeitung zukünftig nicht mehr erlaubt

Der Arbeitsprozess laufe für sie gleich ab wie bisher. Nur dass die Kundinnen und Kunden keine ausgedruckten Bilder mehr, sondern einen ausgedruckten Code erhalten. Falls die Fotos nicht für einen Ausweis oder einen Reisepass benötigt werden, könnten sie aber natürlich ausgedruckt werden.

Einen entscheidenden Unterschied gibt es für die Fotografinnen und Fotografen allerdings. "Ich muss jetzt noch genauer arbeiten, weil ich die Fotos hinterher nicht mehr bearbeiten darf", erklärt Maria Marino. Das neue Gesetz sehe vor, dass das Bild ohne jegliche Veränderung an die Behörden übermittelt werden muss. Der Centralverband Deutscher Berufsfotografen sieht zudem die direkte Lieferung von Fotogeräten durch die Bundesdruckerei an Behörden als Wettbewerbsnachteil. "Das ist ein Dorn im Auge vieler Studios", so der Verband.

dm hat eigene Software weiterentwickelt

Neben der Gefahr, dass viele Menschen jetzt für Passbilder direkt zur Behörde gehen, haben die Fotostudios auch zunehmend Konkurrenz durch Drogeriemärkte wie dm. Das Unternehmen mit Sitz in Karlsruhe hat sich bereits ebenfalls auf die bevorstehende Änderung eingestellt.

Zusammen mit dem Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) habe man eine sichere Lösung entwickelt, um ab Mai den Passbildservice weiterhin zuverlässig und flächendeckend anbieten zu können, sagt Alexander Strehlau, vom zuständigen dm-Geschäftsbereich. Neue Geräte habe man nicht anschaffen müssen und die bestehende Software sei erweitert worden. "Der Ablauf in den dm-Märkten bleibt für unsere Kundinnen und Kunden genau gleich", sagt Strehlau. Der Foto-Bereich sei für dm "sehr wichtig" - täglich würden 20.000 Menschen den Passbild-Service in Anspruch nehmen.

Der ganze Prozess wird digitaler, effizienter und vor allem wird er für wichtige Dokumente sicherer.

Nach der Aufnahme werde das Bild in die dm-Cloud, die entsprechend zertifiziert worden sei, hochgeladen und die Fotografierten erhalten den Code. Zunächst erhalten die Kundinnen und Kunden laut Strehlau aber in jedem Fall auch noch gedruckte Exemplare ihrer Passfotos. Denn bis zum 31. Juli läuft noch eine Übergangsfrist, in der auch noch gedruckte Bilder "in Ausnahmefällen", wie es von offizieller Seite heißt, angenommen werden.

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