Viele Überstunden, zu wenig Weihnachtsgeld, kein Betriebsrat

Einige Beschäftigte kritisieren Arbeitsbedingungen im Europa-Park

Stand

Von Autor/in Leon Löffler

Der Europa-Park in Rust: für Gäste eine Glitzerwelt, als Arbeitgeber mehrfach ausgezeichnet. Einige Beschäftigte kritisieren aber nun den Park. Die Gewerkschaft fordert mehr Mitsprache.

Der Europa-Park in Rust (Ortenaukreis) ist ein großer und ein preisgekrönter Arbeitgeber. Zwischen Achterbahnen und Hotels arbeiten insgesamt mehr als 5.000 Menschen. Neben der Arbeit bei Attraktionen und Fahrgeschäften gibt es beispielsweise auch Jobs in der Gastronomie, der Verwaltung oder in der Wasserwelt "Rulantica".

Der Park will seinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern auch etwas bieten. Er hat extra ein Gesundheitszentrum und ein Schulungszentrum aufgebaut. Massagen nach der Arbeit und regelmäßige Fortbildungen sind so möglich. Aber es gibt auch Stimmen, die von einer anderen Seite der Arbeit im Park berichten.

In Gesprächen mit dem SWR schildern mehrere aktuelle und ehemalige Beschäftigte ihre teils negativen Erfahrungen. Die meisten wollen nicht zitiert werden. Eine Mitarbeiterin spricht mit uns, will aber anonym bleiben.

Mitarbeiterin: "Zu wenig Weihnachtsgeld"

So staunte Europa-Park-Mitarbeiterin Anna (Name von der Redaktion geändert) nicht schlecht, als sie vergangenes Jahr ihr Weihnachtsgeld überwiesen bekam. Denn auf ihrem Konto war nur die Hälfte von dem angekommen, was ihr laut Tarifvertrag zusteht.

Das war kein Unfall, der einmal passiert ist. Es wurde sich schon seit Jahren nicht daran gehalten.

Als sie den Fehler bemerkte, traute Anna sich nicht, das Geld bei ihren Vorgesetzten einzufordern. "Wenn ich sowas anspreche, werde ich gekündigt oder rausgeekelt", meint Anna. Als der Fehler durch Medienberichte öffentlich wird, zahlt der Park Weihnachtsgeld nach, an insgesamt rund 150 Beschäftigte.

Personalchef: "Das ist einmal untergegangen"

So ein Vorgang sei natürlich ärgerlich, sagt Personalchef Frederik Mack: "Das war keine böse Absicht. Im Laufe der Zeit ist das einmal untergegangen und dann wurde der Fehler korrigiert."

Frederik Mack, Personaldirektor des Europa-Parks, steht vor einer der Attraktionen, als er dem SWR ein Interview gibt.
Frederik Mack, Personaldirektor des Europa-Parks, im Gespräch mit dem SWR

Das war keine böse Absicht.

Viele Überstunden und zu geringe Nachtzuschläge?

Mehrere Beschäftigte kritisieren gegenüber dem SWR auch, Nachtzuschläge würden nicht voll gezahlt. Die Anzahl an Überstunden würde ausufern. Doch die allermeisten akzeptieren das. Viele haben offenbar - so wie Anna - Angst vor Sanktionen. Der Eindruck bei mehreren: Es ändere sich immer erst dann etwas, wenn öffentlicher Druck entsteht.

Politik der offenen Türen im Europa-Park?

Frederik Mack sieht das anders. Man halte sich an alle gesetzlichen Vorgaben und zahle sogar übertariflich. Im Übrigen verfolge der Park eine Politik der offenen Türen: "Ich bin der festen Überzeugung, dass nur jemand, der intrinsisch glücklich und motiviert ist, für den Gast ein gutes Erlebnis bietet. Deshalb sollte keiner Angst haben, auf uns zuzugehen, wenn er oder sie sich benachteiligt fühlt."

Einen Betriebsrat gibt es im Europa-Park nicht

Scrollt man durch Job-Portale, in denen Mitarbeitende den Europa-Park als Arbeitgeber bewerten, ist in mehreren Kommentaren von "schlechter Kommunikation" die Rede. Auch ein anderes Wort taucht als Verbesserungsvorschlag auf: "Betriebsrat". Denn: Einen Betriebsrat gibt es auch nach 50 Jahren im Park noch nicht, was die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten bemängelt. Gewerkschaftssekretär Sven Hildebrandt sagt: "Im Grunde will der Arbeitgeber keine Demokratie in seinem Haus." Die mittlere Führungsebene untersage das auch. Von dort heiße es klipp und klar: "Wir wollen keine Gewerkschaft hier im Haus haben", sagt Hildebrandt.

Sven Hildebrandt, Sekretär Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten, Region Schwarzwald-Hochrhein, im Interview mit dem SWR
Sven Hildebrandt, Sekretär Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten, Region Schwarzwald-Hochrhein, im Interview mit dem SWR

Aber was sagen die Beschäftigten selbst dazu? Zumindest Europa-Park-Mitarbeiter Markus (Name von der Redaktion geändert) hält die Gründung eines Betriebsrates für keine gute Idee. Denn, so erklärt er: "Die Leute, die das in der Vergangenheit probiert haben, die sind heute nicht mehr da".

Serie im SWR Fernsehen

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