Handelskonflikt mit den USA

Höhere US-Zölle stoßen auf deutliche Kritik im Südwesten

Stand

Von Autor/in Geli Hensolt, Andreas Reinhardt

Ein schwächerer Handel und steigende Preise durch die höheren US-Zölle, davon gehen Wirtschaftsexperten aus. Nicht nur Unternehmen, sondern wir alle werden die Auswirkungen spüren.

Wirtschaftsverbände und Unternehmen im Südwesten verurteilen die von US-Präsident Donald Trump angekündigten Zölle in Höhe von 20 Prozent. Sie befürchten massive negative Auswirkungen auf die Weltwirtschaft, natürlich auch auf die Wirtschaft in Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz. Durch die Zölle würden Produkte aus Deutschland in den USA erheblich teurer und die Nachfrage werde höchstwahrscheinlich sinken.

Trumps Zoll-Politik hinterlässt bereits erste Spuren in der Wirtschaft

Claus Paal, Vizepräsident des Baden-Württembergischen Industrie- und Handelskammertages (BWIHK) und Präsident der IHK Region Stuttgart, sagte: "Das ist eine schlechte Nachricht für die exportorientierten Unternehmen in Baden-Württemberg. Denn eine verlässliche Planung wird dadurch unmöglich."

Derzeit seien die USA der wichtigste ausländische Absatzmarkt für Waren aus dem Land, sagt Paal. Doch bereits jetzt hinterlasse die Trumpsche Zollpolitik Spuren bei Wirtschaft und Verbrauchern.

"Das Gespräch mit den USA zu suchen, ist immer wichtig, wenngleich die Chancen auf eine schnelle Einigung aktuell sicher nicht gut sind. Wir brauchen eine Neuausrichtung europäischer Politik", fordert Paal.

Unternehmen in Rheinland-Pfalz spürbar betroffen

Arne Rössel, Hauptgeschäftsführer der IHK-Arbeitsgemeinschaft Rheinland-Pfalz, sagte zu den US-Zöllen: "Die angekündigten US-Zölle bedrohen nicht nur die transatlantischen Handelsbeziehungen, sondern wirken sich direkt und spürbar auf die Wirtschaft in Rheinland-Pfalz aus."

Die USA seien einer der wichtigsten Handelspartner für Rheinland-Pfalz. Der Schwerpunkt der Exporte liege klar auf Maschinen, pharmazeutischen und chemischen Erzeugnissen.

Zugleich seien viele rheinland-pfälzische Betriebe als Zulieferer der Automobilindustrie fest in internationale Lieferketten eingebunden. Die neuen Zollregelungen könnten diese Strukturen massiv belasten, mit Folgen bis in den Mittelstand hinein, so Rössel.

Unternehmer in Baden-Württemberg fordern Verhandlungen

Oliver Barta, der Hauptgeschäftsführer Unternehmer Baden-Württemberg, sagte: "Wir rechnen mit massiven negativen Auswirkungen auf die Wirtschaft - in Deutschland, Europa und der gesamten Welt". Die Zölle würden Produkte in den USA erheblich verteuern und die Nachfrage werde sinken. Barta fordert deswegen eine glaubwürdige Androhung von Gegenmaßnahmen, mit dem Ziel, über einen Abbau der Zölle zu verhandeln.

Landesvereinigung der Unternehmerverbände Rheinland-Pfalz warnt vor einer Eskalation

Karsten Tacke, Hauptgeschäftsführer der Landesvereinigung Unternehmerverbände Rheinland-Pfalz (LVU), sagte: "Die angekündigten Zölle sind ein beispielloser Angriff auf den freien Welthandel - mit spürbaren Folgen auch für Rheinland-Pfalz."

Diese protektionistische Eskalation entbehre jeder wirtschaftlichen Vernunft. Zölle schadeten langfristig beiden Seiten - sie gefährdeten Wohlstand, Innovationen und Arbeitsplätze dies- und jenseits des Atlantiks. Und am Ende zahlten Verbraucherinnen und Verbraucher auf beiden Seiten die Zeche, so Tacke.

Auch Weinexporte aus BW und RLP sind von höheren Zöllen betroffen

Jan Heidemanns, Geschäftsführer International und Wein der Industrie- und Handelskammer (IHK) Trier in Rheinland-Pfalz, sagte: "Mit der Ankündigung von Präsident Donald Trump, Importzölle von 20 Prozent auf EU-Waren einzuführen, dürfte sich die Stimmung bei den Unternehmen nochmals beträchtlich eintrüben."

Die Weinbranche wäre ebenso betroffen, die bereits unter der ersten Trump-Regierung unter 25 Prozent Zusatzzöllen gelitten hat. "Auch wenn wir nicht bei den vormals angedrohten 200 Prozent Zöllen gelandet sind, führen auch 20 Prozent zu Absatzverlusten bei betroffenen Betrieben der Weinwirtschaft."

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Sollte die EU wie auch andere Staaten mit harten Gegenmaßnahmen reagieren, werde das eine weltweite Zollspirale in Gang setzen, die leider keine Gewinner kennen wird, so Heidemanns.

Zölle lassen auch bei uns Preise steigen

Zölle machen Waren teurer. Für alle Unternehmen, die Waren aus Deutschland und der EU in die USA verkaufen, heißt das erstmal, dass die Kosten steigen. Diese Kosten müssen und werden sie an die Verbraucherinnen und Verbraucher in den USA weitergeben. Das ist ein Wettbewerbsnachteil und wird dazu führen, dass diese Unternehmen in den USA weniger verkaufen.

Das hat dann auch Folgen für uns hier in Deutschland. Denn wenn die Unternehmen weniger Umsatz machen, dann produzieren sie auch weniger. Das kann dazu führen, dass bei uns Stellen wegfallen. 

Dirk Jandura, Präsident des Bundesverbandes Großhandel, Außenhandel (BGA), sagt deshalb auch ganz klar: Das werden wir alle spüren. Und die Zölle auf Exporte in die USA sind ja erst der erste Schritt. Es ist ziemlich sicher, dass die EU, und auch andere Länder, reagieren werden, und ihrereits Zölle auf Produkte und Waren und Dienstleistungen aus den USA erheben.

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Details nannte von der Leyen nicht. Nach Angaben aus Kommissionskreisen beinhaltet er aber unter anderem die Einführung weitreichender Gegenzölle. Bereits angekündigt ist, dass Mitte April die derzeit ausgesetzten Sonderzölle auf US-Produkte wie Jeans, Bourbon-Whiskey, Motorräder und Erdnussbutter wieder eingeführt werden. Dies ist aber die Reaktion auf die US-Sonderzölle auf Stahl- und Aluminiumimporte, die bereits in Kraft getreten sind.

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