Nach Sportwagenunfall: 19-Jährige in Remscheid tot

Aktuelle Stunde 05.05.2025 22:57 Min. UT Verfügbar bis 05.05.2027 WDR Von Alexander Roettig

Tödlicher Unfall: Brauchen wir eine PS-Grenze für Fahranfänger?

Stand: 05.05.2025, 15:29 Uhr

Ein junger Sportwagenfahrer hat in der Nacht zum 1. Mai in Remscheid einen tödlichen Unfall verursacht. Könnte man solche Unfälle durch eine PS-Grenze für Fahranfänger verhindern?

Eine 19-Jährige, die in der Nacht zum 1. Mai in Remscheid zusammen mit einer 17-Jährigen von einem betrunkenen Autofahrer angefahren wurde, ist gestorben. Das schreiben die Freiwillige Feuerwehr Remscheid-Lennep und die CDU Remscheid, die beide auf ihren Facebook-Seiten kondolieren. Die 17-Jährige wurde schwer verletzt und wird weiter in einem Krankenhaus behandelt.

Die beiden jungen Frauen waren zum Tanz in den Mai auf das Gelände der Feuerwehr gekommen, um dort zu feiern. Auf dem Nachhauseweg wurden sie dann ganz in der Nähe vom Wagen eines 24-jährigen Fahrers erfasst.

Den bisherigen Ermittlungen zufolge soll sich der 24-Jährige nach der Feier alkoholisiert in seinen 640 PS starken Sportwagen gesetzt haben. Nach ersten Erkenntnissen der Staatsanwaltschaft soll er den Wagen erst gestoppt und den Motor aufheulen lassen haben. Anschließend soll er auf die Straße gefahren sein und mit voll aufgedrehtem Motor beschleunigt haben. Dabei soll er die Kontrolle über den Wagen verloren haben. Er fuhr in die zwei jungen Frauen - womöglich mit erhöhter Geschwindigkeit. Der Fahrer sitzt in U-Haft. Ihm wird unter anderem Mord vorgeworfen.

War es ein Raserunfall, ein Poserunfall, ein Tuningunfall? Der zuständige Staatsanwalt aus Wuppertal sagt: "Die Ermittlungen haben gerade erst begonnen." Es stünden weitere Auswertungen von technischen Geräten an. Auch weitere Zeugen würden vernommen.

Blumen an der Unfallstelle in Remscheid

An der Unfallstelle haben Anwohner Blumen aufgestellt

"Auf der Straße hat er wohl mit seiner Fahrweise angeben wollen." Das sagte Heribert Kaune-Gebhardt von der Staatsanwaltschaft Wuppertal am Freitag im WDR über den Fahrer und die Situation, die in dem schweren Unfall mündete.

Auto und Fahrer sollen im Ort bekannt gewesen sein

An der Unfallstelle haben Menschen Blumen und Stofftiere abgelegt und Kerzen angezündet. Manche beten für Hanna. So heißt die 19 Jährige, die am 2. Mai an den Folgen des Unfalls verstarb.

Neben ihrer Trauer sind viele hier auch wütend - auf verantwortungslose Autofahrer und den mutmaßlichen Täter. "Dieses Auto und dieser Mensch, der das verursacht hat, ist sehr sehr bekannt in Lennep", sagt ein Mann dem WDR. Eine Frau sagt:

"Hier sind nachts Rennen gefahren worden zwischen 1 und 3 Uhr. Es sind Verkehrsschilder umgefahren worden, Autos beschädigt worden - es ist seit Jahren bekannt." Anwohnerin aus Remscheid Lennep

Auch andere Städte haben solche Probleme. Schwere Unfälle, an denen junge Fahrer mit hochmotorisierten Fahrzeugen beteiligt sind, kommen auch immer wieder vor. Ebenfalls am Mittwochabend wurde in Velbert ein 17-Jähriger beim Überqueren einer Straße angefahren und schwer verletzt. Die Polizei ermittelt gegen mehrere Männer Anfang 20. Sie sollen sich mitten in der Stadt ein Rennen geliefert haben - bei grotesk überhöhter Geschwindigkeit.

Keine PS-Grenze für Fahranfänger

Angesichts solcher Meldungen stellt sich die Frage, warum das Straßenverkehrsrecht selbst absoluten Fahranfängern erlaubt, einen übermotorisierten Sportwagen zu steuern - obwohl gerade 18- bis 24-Jährige nach einer ADAC-Studie überdurchschnittlich viele Unfälle verursachen.

Auch wenn ein solches Gesetz wahrscheinlich recht populär wäre - aus Sicht der Versicherungswirtschaft ginge ein Verbot zu weit. "Man kann nicht vom Fahrzeug auf die Fahrweise schließen", sagt Kirstin Zeidler, Leiterin der Unfallforschung beim Gesamtverband der Versicherer, im Gespräch mit dem WDR. Ein Verbot könne dazu führen, dass völlig unbescholtenen jungen Fahrern nicht mehr erlaubt wäre, das einzige Familienauto zu benutzen.

Ganz ähnlich äußerte sich NRW-Innenminister Herbert Reul im Interview bei WDR 2: "Es geht doch nicht um alle sondern um ein paar wenige, die sich nicht benehmen können, die die falsche Einstellung haben, die durchdrehen und kein Verantwortungsbewusstsein haben". Er verwies auf das Präventions-Programm "Crash Kurs" der Polizei NRW, bei dem Polizisten, Retter und Unfallbetroffene in Schulen von ihren Erlebnissen erzählen, um für die Gefahr im Straßenverkehr zu sensibilisieren.

Unfallforscherin: Mehr Kontrollen könnten helfen

Die Leiterin der Unfallforschung des Gesamtverband der Versicherer, Kirstin Zeidler

Unfallforscherin Kirstin Zeidler

Sinnvoller wären Verbote, die gezielt junge Menschen betreffen, "die geneigt sind Rennen zu fahren und über PS-starke Autos ihren Selbstwert beziehen", so Zeidler. "Wir wissen, dass diese Personengruppe auch gerne solche Fahrzeuge mietet." Es gebe zwar einige große Mietwagenfirmen, die keine extrem starken Sportwagen an Fahranfänger verleihen. Aber bei anderen Unternehmen sei dies ohne Probleme möglich. "Das stellen wir stark in Frage."

Einen einfachen und schnellen Weg, die Zahl der Raserunfälle zu reduzieren, gebe es nicht, betont Zeidler. "Ein höherer Kontrolldruck für die junge Raserszene könnte aber einiges bewirken."

Wer beim Rasen oder bei einem Straßenrennen erwischt werde und mit einer empfindlichen Strafe konfrontiert sei, bei dem setze hoffentlich ein Umdenken ein. "Wir setzen uns zum Beispiel dafür ein, dass ein Fahrzeug viel schneller beschlagnahmt werden kann. Ein Auto zu verlieren oder abzahlen zu müssen, dürfte weh tun." Laut Innenminister Herbert Reul können die von den Fahrzeugen gespeicherten Daten inzwischen auch sehr genau ausgewertet werden, um beispielsweise zu hohe Geschwindigkeiten oder sogar illegale Autorennen im Nachhinein nachweisen zu können.

Unsere Quellen:

  • Nachrichtenagentur dpa
  • WDR-Gespräch mit Kirstin Zeidler
  • WDR-Interview mit Heribert Kaune-Gebhardt von der Staatsanwaltschaft Wuppertal
  • WDR-Reporter vor Ort
  • Staatsanwaltschaft Wuppertal

Transparenzhinweis: In einer früheren Version des Artikels haben wir von einem "Raserunfall" in Remscheid gesprochen. Ob der Fahrer tatsächlich mit stark überhöhter Geschwindigkeit gefahren ist, wird allerdings noch untersucht. 

Kommentare zum Thema

164 Kommentare

  • 164 Margarete 07.05.2025, 11:48 Uhr

    Was nutzt es wenn nicht kontrolliert wird.wenn der fahrer dafuer bekannt war fuer seine fahrweise warum hatte er noch den fuehrerschein

  • 163 Marion 06.05.2025, 23:05 Uhr

    Ich kann nicht verstehen, dass obwohl in Lennep schon lange diese Raserszene bekannt ist- nichts dagegen unternommen wurde. Für mich müssen in diesen kritischen Bereichen mehr Kontrollen der Polizei durchgeführt werden, Kameras installiert werden und Blitzer aufgestellt werden. Das schlimme ist jedoch, all das bringt Hanna ihrer Familie und Freunden nicht zurück. Auch Noelle wird ihre Narben zurück behalten. Mein Mitgefühl ist bei den Trauernden. So etwas kann ich nicht entschuldigen.

  • 162 Karsten 06.05.2025, 22:09 Uhr

    Ich finde jungen Menschen sollte ein Fahrzeug mit max. 90 PS gestattet werden. Am besten bis 26 Jahren. Dann dürfte die Vernunft groß genug sein auch größere Fahrzeuge zu führen. Wer dennoch rast dem muss der Führerschein entzogen werden. Ich erlebe es ständig wie junge Fahrer dicht auffahren und drängeln. Hat denn keiner mehr Respekt und die Farschule besucht. Paragraph der StVO müsste wohl jedem ein Begriff sein. 6

  • 161 jollyrock@web.de 06.05.2025, 18:25 Uhr

    Wir brauchen eher eine Promillegrenze. Für alle!

  • 160 Markus 06.05.2025, 14:59 Uhr

    Hab seit 1986 meinen FS . Bin mit 55PS Fahrzeug angefangen. Geschadet hat es nicht. Bin stets rücksichtsvoll unterwegs gewesen auch heute noch. Wer sich beweisen will als junger Mensch kann mir wegen auf die Rennstrecke und sein Auto zerlegen in der Hoffnung das ihm nichts passiert. Allen anderen rate ich beim ADAC ein Sicherheitstraining zu absolvieren. Hab ich kürzlich erst gemacht mit einem Tesla mit 400PS. Mir wurden die Augen geöffnet welch Kräfte freigesetzt werden. Ich bin dafür jungen Menschen als Pflichtprogramm so ein Sicherheitstraining zum Erwerb des FS aufzuerlegen Auch dafür das PS gestaffelt nach Fahrerfahrung freigegeben werden. Bei ZweiRädern geht's ja schließlich auch! Liebe Grüße und allzeit sichere Fahrt an alle Führerschein Neulinge.

  • 159 Helmut 06.05.2025, 14:33 Uhr

    Mein erstes Auto hatte 60 PS und jetzt bin ich 66 und mein jetziger Wagen hat 158 PS. Autos mit 640 PS für junge Anfänger sollte verboten werden und wenn die Autohändler dann solche Fahrzeuge vermieten und es passiert etwas dann mithaften lassen.

  • 158 Wito von Delleig 06.05.2025, 14:27 Uhr

    Von 18 bis 21 nur 100 PS. Von 21 bis 25 max. 150PS

  • 157 Anna H. 06.05.2025, 13:39 Uhr

    Solange in diesem Land immer noch erst nach Entschuldigungen für die Täter gesucht wird, wird sich nichts ändern. Wenn einer der anderen tötet, egal wie und warum, ist er/sie ein Mörder und muss so bestraft werden. Lebenslänglich dauert im übrigen in diesem unseren Lande 15 Jahre, danach ist der Täter ohnehin wieder frei, bei guter Führung. Diese Kuscheljustiz ist das Letzte!

  • 156 Anonym 06.05.2025, 13:04 Uhr

    Stufenführerschein!!! Wie es bei Motorrädern!! schon lange legitim ist !!

  • 155 J.Engel 06.05.2025, 12:44 Uhr

    Hallo. Ich bin selbst Auto und Motorradfahrer und absolut dafür das jungen Autofahrern eine PS Beschränkung auferlegt wird. Man sollte es hierbei ähnlich wie bei Motorrädern steigern halten. Hier sind in den ersten zwei Jahren 48 PS angesagt. Herr Reuss spricht davon das viele das Familienauto nicht mehr nutzen können. Wer sich ein Familienauto mit über 400 PS leisten kann hat auch sicher noch etwas Geld übrig für ein kleines beherschbares Auto übrig.

  • 154 Petra 06.05.2025, 12:21 Uhr

    Wir Motorradfahrer hatten früher auch eine PS Grenze (27), heute gibt es ebenfalls etwas ähnliches. Weshalb sollte das bei Autofahrern diskriminierend sein? Wenn sich eine Familie ein 600 PS Fahrzeug leisten kann, ist sicherlich auch fähig einen Zweitwagen für den Junior zu finanzieren.