Hoteleinsturz in Kröv: Familie benennt Baby nach Retter

Feuerwehrmann Christoph Reuter: "Da war ich erstmal sprachlos"

Stand

Beim Hoteleinsturz in Kröv rettete Christoph Reuter eine niederländische Familie aus den Trümmern. Heute trägt ihr Baby seinen Namen.

Wir haben mit dem Feuerwehrmann über diesen bewegenden Moment in seiner Karriere gesprochen – und darüber, was echte Anerkennung für ihn bedeutet.

Hoteleinsturz in Kröv: Als der Notruf kam

SWR1: Die Familie sagt, Sie sind der Mann gewesen, der sein Leben riskierte, um uns aus den Trümmern zu retten.

Christoph Reuter: Ja, ich erinnere mich an die Einsatzsituation und dass ich mir in dem Moment gar nicht vorstellen konnte, dass so ein Ereignis in Deutschland stattfindet. Ich habe aber gleichzeitig direkt mit meinen Kollegen, die mit uns an der Einsatzstelle waren, erkannt, […] dass das nicht in ein paar Stunden erledigt ist, sondern dass deutlich länger Zeit benötigt wird, um alle Personen da rauszubekommen.

Ich denke durch die internationale Erfahrung, die ich zum Glück dann mitgebracht habe mit den Kollegen, die im Laufe des Einsatzes dann auch dazugestoßen sind, konnten wir vieles einschätzen und auch bewerten, sodass wir den Einsatzerfolg auf jeden Fall hinbekommen haben.

Kröv

Nach Hoteleinsturz Niederländische Familie benennt Baby nach Retter in Kröv

Ein Zeichen der Dankbarkeit: Die niederländische Familie, die beim Hoteleinsturz in Kröv verschüttet wurde, hat ihr Baby nach einem ihrer Retter benannt.

Umgang des Retters mit dem Hotelsturz in Kröv

SWR1: Sie sind erfahrener Berufsfeuerwehrmann. Man merkt sofort an Ihrer ruhigen Art, wie professionell Sie mit Extremsituationen umgehen. Nach all dem, was gerade passiert ist – wie geht es Ihnen im Moment persönlich?

Reuter: Ich denke, so Einsätze sind natürlich spektakulär. Und ich glaube auch, dass man diese Einsätze grundsätzlich nicht von heute auf morgen verdrängen kann.

Aber gerade dieses Ereignis – so groß die Tragik auch war und das zwei Leute leider dort ihr Leben gelassen haben – hat am Ende durch die sieben Geretteten, die wir aus den Trümmern holen konnten, für uns einen wunderbaren Abschluss gefunden.

Da habe ich den kleinen Christoph gesehen, der in ein Tuch eingehüllt war, auf dem groß mein Name gestickt war. Da war ich erstmal sprachlos.

Ein Baby namens Christoph – ein Retter wird Namensgeber

SWR1: Wie haben Sie sich gefühlt, als sie erfahren haben, dass die niederländische Familie, die beim Hoteleinsturz in Kröv verschüttet wurde, ihr Baby nach Ihnen benannt hat?

Reuter: Es gibt da Sachen, mit denen rechnet man einfach nicht. Wir haben regelmäßig Kontakt. Dann war es Samstagmorgen und mein Telefon klingelte und die zwei haben einen Video-Call gestartet. Da habe ich den kleinen Christoph gesehen, der in ein Tuch eingehüllt war, auf dem groß mein Name gestickt war. Da war ich erstmal sprachlos.

SWR1: Lassen Sie mich kurz in ihr Handy gucken. Was hätten wir da gesehen, wenn wir durchs Smartphone geguckt hätten?

Reuter: Sie haben relativ schnell gesehen, dass es mir die Sprache verschlagen hat. Ich wusste im ersten Moment gar nicht, was ich dazu sagen sollte. Die Anerkennung ist eine ganz fantastische, die natürlich nicht nur mir, sondern allen Helfern gilt, die an dem Tag im Einsatz waren und in diesen 24 Stunden diese Teamleistung vollbracht haben.

Was bleibt vom Einsatz in Kröv? Dankbarkeit und Demut

SWR1: Im Grunde eine Ehre und eine schöne Geschichte für alle, die mitgeholfen haben ...

Reuter: Ich denke, für alle, die sich ehrenamtlich in dem Bereich engagieren, ist das ein Zeichen, dass es sich einfach lohnen kann. Diese unzähligen Übungsstunden, die Kilometer auf der Autobahn, um zu Fortbildungen zu fahren, die Familien, die ihre Angehörigen freistellen, den Rücken freihalten, damit wir diese Tätigkeiten ausüben können. Das ist für alle eine Anerkennung und ein Zeichen, dass gerade das einen ganz großen Unterschied machen kann.

Persönliche Worte des Retters

SWR1: Was würden Sie gerne dem kleinen Christoph mitgeben, auch wenn er das vielleicht heute noch nicht versteht?

Reuter: Wenn der kleine Christoph irgendwann die Geschichte erzählt bekommt, hoffe ich einfach, dass er ein guter Junge wird, der die Werte des Lebens versteht. Und dass wir diese kleine, tolle Geschichte einfach weitertragen können und er daraus für sich in seinem späteren Leben das Beste macht.

SWR1: Vielen lieben dank Christoph Reuter, auf dass sie weiterhin noch viele Menschen retten können.

Reuter: Wir alle, die in dem Bereich unterwegs sind, tun jeden Tag das Beste dafür, dass diese kleinen Geschichten immer wieder ins Tageslicht kommen.

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Stand
Das Interview führte
Veit Berthold
Veit Berthold
Interview mit
Christoph Reuter
Onlinefassung
SWR1