Mittwochmorgen auf dem Parkplatz eines Supermarkts am Ortseingang von Maxdorf: Polizeibeamte haben gerade die 72-jährige Waltraut Zander-Ritter herausgewinkt. Führerschein, Warndreieck, Verbandskasten - bei Waltraut Zander-Ritter ist alles in Ordnung. Heute geht's der Polizei aber vor allem darum, der Generation 65 plus Tipps und Denkanstöße zu geben.
Kontrolle von älteren Verkehrsteilnehmern Mehr Unfälle mit Senioren - FAQ zu Fahrfehlern, Führerscheinentzug und Prävention
Ältere Menschen am Steuer eines Autos sind immer häufiger an Verkehrsunfällen beteiligt. Seit Jahren wird über Maßnahmen diskutiert. Im Gespräch sind auch verbindliche Tests und notfalls ein Entzug des Führerscheins.
"Mit zunehmendem Alter nehmen die physischen und psychischen Fähigkeiten nun mal ab", sagt Ute Henn, Leiterin der Polizeiwache Maxdorf. "Wenn jemand schlecht hört, dann kann man ihn zum Hörakustiker schicken. Wir haben auch die Kreisverkehrswacht mit dabei. Die haben zum Beispiel Kooperationen mit Fahrschulen, da kann man seine Fahrtüchtigkeit checken lassen."
Sicherheit im Straßenverkehr Verkehrskontrollen zur Prävention von Unfällen durch Senioren
Wegen zunehmender Unfälle im Straßenverkehr durch Senioren führt die Polizei in Maxdorf heute gezielte Verkehrskontrollen von Auto- und Radfahrern zur Prävention durch.
Die Kontrollen stoßen auf Verständnis
Waltraut Zander-Ritter findet die Kontrolle gut. Auch, dass sie von den Beamten vorsichtig darauf angesprochen wurde, ob sie sich irgendwann auch mal vorstellen könnte, den Führerschein abzugeben. "Ich denke, wenn's einem nicht gut geht, dann soll man auch kein Auto fahren. Mein Vater hat irgendwann seinen Führerschein gelocht und abgeheftet. Fertig war's dann. Aber ich möchte eigentlich so lang wie's geht Auto fahren. Ich fahr gern Auto!"

So geht es vielen Älteren. Die Polizei-Kontrollen gibt es jetzt bereits zum dritten Mal. Dabei gehe es nicht darum, älteren Menschen zu sagen, dass sie mit 65 den Führerschein abgeben sollen, sagt Ute Henn. "Im Gegenteil, die sollen am Verkehr teilnehmen, aber in sich reinhören, ob sie noch dafür geeignet sind. Oder ob man vielleicht was dafür tun kann, um wieder geeignet zu sein."
Für die meisten geht es nicht ohne Führerschein
Einmal allerdings sei ein Mann kontrolliert worden, der dann tatsächlich seinen Führerschein abgegeben hat. Der Mann war bereits mehr als 90 Jahre alt. "Der hat kaum noch was gehört und gesehen und konnte den Kopf nicht mehr richtig drehen", sagt Ute Henn. "Aber er war einsichtig."
Während in anderen Ländern wie Italien, Spanien oder Portugal Senioren regelmäßig ihre Fahrtauglichkeit nachweisen müssen, kann das in Deutschland jeder für sich selbst entscheiden, ob er oder sie sich noch sicher genug fühlt, um Auto zu fahren.

Viele Senioren fühlen sich noch fit
Auch Otto Schubarth, ebenfalls 72, wurde bei der Kontrolle in Maxdorf rausgewinkt. Er findet das in Ordnung. "Ich denke, bei mir passt noch alles. Das Sehvermögen hat sich zwar verändert - anderthalb Dioptrien mehr innerhalb von fünf Jahren -, ansonsten finde ich mich aber noch fit!"
Zumindest wenn seine Frau dabei ist, sei er auch ein sehr besonnener Fahrer. "Wenn ich über 100 komme, werde ich schon auf den Oberschenkel gekloppt: 'Guck mal auf den Tacho, du fährst zu schnell!' Also, sie passt schon auf!"
Mit dem Führerschein gibt man, gefühlt, das letzte Stückchen Freiheit auf
Ein Leben nach dem Auto ist möglich
Auch wenn das tägliche Leben ohne Auto schwierig würde - es sei nicht unmöglich, sagt Ute Henn. "Hier in der Verbandsgemeinde Maxdorf gibt's den Bürgerbus, den man anrufen kann. Die fahren zweimal die Woche zu festen Terminen, wo man abgeholt wird. Und die fahren die Supermärkte an oder auch zum Arzt."
Und was auf dem Land auch besser sei als in der Stadt: der Kontakt zu den Nachbarn. Da sollte man sich einfach mal trauen und um Hilfe bitten, sagt Ute Henn. "Da kann man ruhig mal sagen: Ich geh heute Wurst und Käse mit dem Fahrrad kaufen, kannst Du mir die Getränke mit dem Auto mitbringen?"