Immer mehr Betriebe in Rheinland-Pfalz geraten in Schieflage

Wie eine Insolvenz der Firma Laeis aus Trier den Neustart ermöglichte

Stand

Von Autor/in Andreas Adam

861 Firmen in Rheinland-Pfalz haben 2024 einen Insolvenzantrag gestellt. Es ist nun der dritte Anstieg in Folge. Für Betriebe bedeutet eine Insolvenz aber nicht immer das Ende.   

Als die fast 100 Jahre alte Firma Laeis Sanitär aus Trier im Oktober 2024 Insolvenz anmelden musste, war das für Geschäftsführer Axel Krone ein schwerer Tag. Sein Vater, einst Prokurist bei Laeis, hatte das Großhandelsunternehmen 1959 gekauft und ihm später anvertraut.

Schieflage durch Lieferengpässe, neue Konkurrenzen und Zinsen

"Ich glaube nicht, dass ich mir unbedingt ganz große Fehler in der Vergangenheit vorzuwerfen habe", so Axel Krone ein halbes Jahr nach der Insolvenz im Gespräch mit dem SWR.

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Grund für die Schieflage des Unternehmens 2024 seien die damalige Konjunktur und Lieferengpässe gewesen. Außerdem hohe Zinsen und die Tatsache, dass ein weiterer Konkurrent am Markt hinzugekommen sei, sodass in Trier acht Großhändler im Sanitärbereich aktiv waren.

Ich wusste nicht, ob ich den Mitarbeitenden noch das Weihnachtsgeld würde auszahlen können

"Das war der Moment, in dem ich damals Insolvenzantrag gestellt habe. Ich wusste nicht, ob ich den Mitarbeitenden noch das Weihnachtsgeld würde auszahlen können", erinnert sich Krone.

Sorge um die Zukunft der Mitarbeiter des Unternehmens

Was würde jedoch nach dem Insolvenzantrag mit den 34 Mitarbeitenden passieren? Das und wie der ganze Betrieb gegebenenfalls aufgefangen werden oder weiterlaufen könnte, seien damals seine großen Sorge gewesen.

Die Zander-Gruppe hat die insolvente Firma Laeis aus Trier übernommen: der neue Geschäftsführer Christoph Borkowski, der frühere Geschäftsführer Axel Krone und Insolvenzverwalter Alexander Lamberty (v.l.n.r.).
Die Zander-Gruppe hat die Firma Laeis aus Trier übernommen: der neue Geschäftsführer Christoph Borkowski, der frühere Geschäftsführer Axel Krone und Insolvenzverwalter Alexander Lamberty (v.l.n.r.).

Sehr schnell sei klar gewesen, das es im Fall der Firma Laeis Sanitär eigentlich nur einen einzigen möglichen Lösungsweg gibt, erklärt Insolvenzverwalter Alexander Lamberty von der Kanzlei Professor Schmidt.

Wir haben erkannt, dass das Unternehmen strukturell eine Chance hat, wenn ein Größerer einsteigt

"Wir haben erkannt, dass das Unternehmen strukturell eine Chance hat, wenn ein Größerer einsteigt." Es musste also ein Investor gefunden werden, was innerhalb weniger Wochen gelingen sollte.

Zum Start ins Jahr 2025 übernahm die Zander-Gruppe das Trierer Traditionsunternehmen Laeis. Zander ist mit 100 Standorten deutschlandweit in den Bereichen Sanitär, Heizung und Elektro tätig.

Investor musste Verbindlichkeiten nicht übernehmen

Der Einstieg lief laut Lamberty über einen sogenannten "Asset Deal", wodurch, vereinfacht ausgedrückt, die Zander-Gruppe die Vermögensgegenstände des insolventen Unternehmens Laeis erwerben konnte, ohne deren Verbindlichkeiten übernehmen zu müssen, sodass dem Investor mit dem übernommenden Unternehmen ein Neustart ermöglicht wird.

Aber wo bleiben dabei die Gläubiger? Für die habe dieser "Asset Deal" durchaus auch einen Sinn, sagt der Insolvenzverwalter, "weil man die Werte des Unternehmens viel besser heben kann, wenn man das Unternehmen im Gesamten auf einen Investor überträgt und nicht nur Einzelteile verkauft", so Alexander Lamberty.

34 Mitarbeiter durften bleiben, weitere sollen eingestellt werden

Um die 34 Mitarbeiter muss sich der frühere Geschäftsführer Axel Krone übrigens keine Sorgen mehr machen. Sie wurden von der Zander-Gruppe übernommen. "Weil wir die auch brauchen", sagt Christoph Borkowski, der neue Geschäftsführer der Zander-Gruppe bei Laeis in Trier.

"Ziel ist es, schon in den nächsten drei Jahren neue Filialen zu eröffnen, neue Standorte hier im Umkreis und auch neue Mitarbeiter einzustellen." Dieses Jahr habe man in Trier ein Sanierungsjahr. Solange werde auch Axel Krone noch beratend an Bord bleiben.

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