Schulsozialarbeit Jungen und junge Männer besser verstehen: Ein Interview mit Kevin Zech
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20. November 2023, 19:17 Uhr
Kevin Zech ist Schulsozialarbeiter an der Gemeinschaftsschule Wenigenjena. Im Rahmen der Männerwoche hat er einen Workshop zum Thema "Jungen* und junge Männer* besser verstehen lernen" veranstaltet, zusammen mit Christian Redies vom JuMäX Jena e.V. Denn häufig sind es Jungen, die Eltern und Pädagogen bis über ihre Grenzen hinaus belasten können. Doch dabei vergessen wir häufig, dass hinter bestimmten Verhaltensweisen oft sehr unterschiedliche Bedürfnisse stehen.
Inhalt des Artikels:
- Wie und wann sind Sie zur Jungenarbeit gekommen?
- Wie schaffen wir es, Jungen und junge Männer besser zu verstehen?
- Welche Projekte gibt es schon für Jungen in Jena?
- In Thüringen gibt es zum Beispiel das Nachmittagsangebot "Kontrolliertes Raufen" an einer Schule in Erfurt. Wie stehen Sie zu solchen Angeboten?
- Gibt es in Jena und Thüringen genug Fachstellen für Jungenarbeit?
- Wie ist es für Sie, wenn sie die Jungen nach einigen Jahren zufällig Mal wieder treffen?
- Und jetzt zur Frage der Fragen: Wann ist ein Mann ein Mann?
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Wie und wann sind Sie zur Jungenarbeit gekommen?
Ich bin während meines Studiums dazu gekommen, weil wir zum Glück eine gute Kooperation mit einem Partner zur politischen Bildung hatten. Sein eines Feld war die politische Bildung, das andere die Jungenarbeit. Und so habe ich mehr über dieses Feld erfahren können. Es hat sich herausgestellt, dass er sogenannte Jungenwochenenden angeboten hat und da bin ich so reingerutscht und hab die mitorganisiert.
Wie schaffen wir es, Jungen und junge Männer besser zu verstehen?
Um es sehr knapp zu machen ist es doch wichtig zu sehen, dass Menschen alle sehr individuell sind, egal wie alt oder welchen Geschlechts. Und dass es im Umgang doch sehr genau auf die Beziehung ankommt und wie man in der Lage ist, denjenigen zu sehen, so wie er ist oder wie er sein will. Und das man ihn manchmal auch darin mal befördert, Dinge auszuprobieren, die vielleicht ungewöhnlich sind. Einfach, um mal aus seiner Komfortzone zu kommen. Andererseits sollte man das aber auch gut im Blick behalten, so nach dem Motto: Das bist du oder das bist du nicht und das passt gut zu dir oder das passt nicht gut zu dir und das dann auch so zu akzeptieren.
Welche Projekte gibt es schon für Jungen in Jena?
Es gibt Projekte, die hauptsächlich von JuMäX veranstaltet werden. Das liegt einfach daran, dass sie da die Strukturen haben, sich ausschließlich damit auseinanderzusetzen. Und bei JuMäX weiß ich, gibt es Selbstbehauptungskurse, die angeboten werden, es gibt sogenannte Jungenwochenenden und natürlich auch Fachveranstaltungen für Pädagoginnen und Pädagogen und Interessierte. Ich selbst in meinem Arbeitsbereich schaffe es leider nicht, geschlechtshomogene Gruppen zu bilden. Dafür ist einfach der Aufgabenbereich zu vielfältig.
In Thüringen gibt es zum Beispiel das Nachmittagsangebot "Kontrolliertes Raufen" an einer Schule in Erfurt. Wie stehen Sie zu solchen Angeboten?
Grundsätzlich finde ich "Kontrolliertes Raufen" gar nicht so schlimm. Ich finde, entscheidend ist die Haltung, mit der die Pädagogen das Raufen anleiten und ob sie im Blick haben, ob wirklich alle Jungs darauf Lust haben. Oder ob sie einfach nur mitmachen, weil es in der Gruppendynamik so vorgegeben wird.
Gibt es in Jena und Thüringen genug Fachstellen für Jungenarbeit?
In Jena sind wir sehr sehr glücklich. Wir haben eine Fachstelle für Jungenarbeit und die ist angesiedelt bei dem JuMäX Jena e.V. In Thüringen haben wir leider Gottes keine quasi "richtige" Fachstelle. Aber immerhin haben wir die Landesarbeitsgemeinschaft, die sich auf Landesebene mit Jungen- und Männerthemen auseinandersetzt.
Wie ist es für Sie, wenn sie die Jungen nach einigen Jahren zufällig Mal wieder treffen?
Die schönste Anekdote ist im Prinzip genau gestern passiert. Da haben mich zwei Jungen, die ich vor neun Jahren kennenlernen durfte bei uns an der Schule, beim Einkaufen angesprochen. Sie haben nochmal beteuert: "Wir waren keine einfachen Schüler, aber wir sind sehr sehr dankbar, für die Zeit, die wir miteinander hatten." Und das ist natürlich als jemand, der geschlechtssensibel arbeitet, das schönste Lob, dass man sich auch nach der Schule privat nochmal so gut austauschen konnte. Das freut mich.
Und jetzt zur Frage der Fragen: Wann ist ein Mann ein Mann?
Ein Mann ist ein Mann, wenn er sich über seine Schwächen und auch über seine Stärken bewusst ist und sich mit all diesen Dingen auch gegenüber der Gesellschaft offen zeigen kann.
MDR (dr)
Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | MDR THÜRINGEN JOURNAL | 14. November 2023 | 19:00 Uhr
martin am 20.11.2023
Einigen Ansichten Luthers scheinen mir mangelhaft.
DanielSBK am 20.11.2023
"Weibern mangelt es an Stärke und Kräften des Leibes und Verstandes." - Martin Luther (Mann)