Bildungspolitik Streit um Thüringer Schulordnung geht weiter - Petition gestartet

19. März 2025, 11:54 Uhr

Im Streit um eine Änderung der Thüringer Schulordnung verhärten sich die Fronten. Nun wurde unter dem Motto "Thüringer Schulfrieden retten" eine Petition gestartet, die - Stand Mittwochmittag - bereits mehr als 3.000 Unterschriften von Unterstützern gesammelt hat.

Drei Kinder auf dem Weg zur Schule.
Welchen Weg schlägt die Thüringer Schulpolitik ein? Die Brombeer-Koalition möchte einiges ändern.(Symbolbild) Bildrechte: Colourbox.de

Die Initiatorin aus Jena nennt die Gründe, die aus ihrer Sicht und der Sicht ihrer Mitstreiter gegen eine Gesetzesänderung sprechen. Unter anderem heißt es, die Schulautonomie werde "massiv eingeschränkt". Die spezifischen Bedürfnisse der Gemeinschaftsschulen würden nicht berücksichtigt.

Kritik an neuer Bewertungskultur an Schulen

Kritisiert wird vor allem die geplante neue Bewertungskultur - und dass Versetzungsentscheidungen bereits ab Klasse 6 und nicht wie bisher ab Klasse 8 getroffen werden sollen. Davon wäre in Gemeinschaftsschulen etwa der jahrgangsübergreifende Unterricht betroffen

Es gebe auch juristische Bedenken, heißt es.

Thüringens Bildungsminister Christian Tischer (CDU) hatte die Änderung der Thüringer Schulordnung angeregt und einen Entwurf vorgelegt. Die Landeselternvertretung hatte am Wochenende mitgeteilt, dass sie Änderungen strikt ablehne. Am Mittwoch hieß es zudem vom Kinderschutzbund Thüringen, man sehe keinen Anlass, das bestehende System zu verändern.

Eine ausschnitthafte Nahaufnahme zeigt ein Zeugnis auf dem ein Etui und ein Radiergummi liegen. 1 min
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1 min

Kopfnoten an staatlichen Schulen und Sitzenbleiben ab der 6. Klasse - das sieht die neue Thüringer Schulordnung vor. Von mehreren Seiten gibt es Kritik.

MDR THÜRINGEN - Das Radio Mo 17.03.2025 14:00Uhr 00:28 min

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 Jenaplan-Schulen protestieren

Die Jenaplan-Schulen, die als Gemeinschaftsschulen aufgebaut sind, haben zudem Kundgebungen angekündigt gegen geplante neue Regeln für die Notenvergabe und das Sitzenbleiben in Thüringen.

In Weimar wurde für Mittwoch eine Demonstration auf dem Theaterplatz angemeldet. Weitere Demos sind geplant am Donnerstag auf dem Holzmarkt in Jena und am Freitag vor dem Thüringer Landtag.

SPD-Dezernent stellt sich hinter Gemeinschaftsschulen

Im Streit um die Thüringer Schulordnung hat sich Jenas Bildungsdezernent Johannes Schleußner (SPD) hinter die Gemeinschaftsschulen gestellt. In einer Mitteilung am Donnerstag forderte er Thüringens Bildungsminister Christian Tischner (CDU) und den Bildungsausschuss des Landes auf, den Thüringer Schulfrieden zu wahren. Schleußner verwies auf den Erfolg der derzeitigen Versetzungsregeln. Sie führten zu weniger Schülern ohne Schulabschluss, da sich Eltern und Lehrer deutlich häufiger austauschten. Im Zweifel wiederholten Schüler eine Klasse freiwillig. Mit 6.000 Schülerinnen und Schülern besucht die Hälfte aller Mädchen und Jungen in Jena eine Gemeinschaftsschule.

Gymnasiallehrer für neue Schulordnung

Der Philologenverband, der etwa die Gymnasiallehrer vertritt, unterstützt dagegen das Vorhaben des Bildungsministerium. Die geplante neue Schulordnung wende stärker dem Leistungsprinzip zuwende, teilte die Vorsitzende Heike Schimke am Donnerstag mit. Schülerinnen und Schüler würden eine ehrliche Reaktion auf das, was sie leisten, benötigen. Sich selbst einzuschätzen und Einschätzungen anderer anzunehmen, sei wichtig. Positiv sei auch, dass es künftig generell eine Entscheidung zum Versetzen der Schüler geben soll.

Mehr zur Bildungspolitik in Thüringen

MDR (kk/mm)

Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Nachrichten | 17. März 2025 | 14:00 Uhr

51 Kommentare

wodiho vor 7 Wochen

@randdresdner
Wenn ich von der Gleichschaltung mal absehe, war der Rest eigentlich sehr gut.
Es war halt mehr oder weniger eine ständige Politisierung.
Aber es wurden z.B. Eltern viel stärker eingebunden (Elternaktiv), auch wurde versucht, die Kinder selbst zur Hilfe für Schwächere mit einzubinden (Lernpatenschaften).
Sehr gut fand ich auch, daß die Schüler meist bis zur 8.Klasse zusammenblieben. Bei uns war die 8.Klasse wichtig, wegen Abitur. Wir hatten noch 4 Jahre auf dem Gymnasium, machten aber in der 10. trotzdem die Prüfungen. Wenn jemand merkte, daß er es bis zur 12. nicht schafft, hatte er aber seinen Abschluß der 10. Klasse.
Vor allem gab es einheitliche Lehrpläne, wenn die Eltern trotzdem umzogen, kam ja auch vor, hatte man in der neuen Klasse meist das gleiche Wissensniveau.
Das Gute, was ich aufzählte, war unter den Bedingungen des BRD Schulwesens gar nicht übertragbar, weil das einer Revolution gleichgekommen wäre.
Und so war das ja nicht gedacht gewesen...

wodiho vor 7 Wochen

@randdresdner
>>>Und da sind wir bei dem Punkt. Bekommt ein Kind, weil es körperlich und psychisch nicht in der Lage ist DEN Normen zu entsprechen, in Ordnung, Betragen, ... eine 5 wird es von unserer Gesellschaft in in diese Ecke gestellt und es fragt keiner nach.<<<
Als ich in die Schule ging (1964-76) hingen schlechte Ordnungsnoten, und ich rede hier nicht von 5) damit zusammen, daß man sehr oft seine Unterrichtsmaterialien vergaß, was für das Lernen hinderlich ist. Ehe ein Kind in Betragen eine 5 bekam, mußten schlimme Sachen geschehen sein, und meist kam das Kind dann auch in eine Sonderschule, weil es dort auch schon Sonderschulpädagogen gab.
Und mit einer 4 in Ordnung oder Betragen wurde ein Kind auch nicht in eine Ecke gestellt. Es gab auf alle Fälle Gespräche mit den Eltern. Allerdings gab es auch zu DDR Zeiten Eltern, die sich nicht viel um ihre Kinder gekümmert haben...

lulu2020 vor 7 Wochen

Nico Walter
Ich habe nie behauptet ohne Noten gibt es keine Erziehung.Ohne Hinweise auf Stärken, Schwächen und Konsequenzen für schlechtes Verhalten ganz sicher nicht. Das ist meine Logik.

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