Im Alter von 100 Jahren - Holocaust-Überlebender Walter Frankenstein gestorben

Di. 22.04.25 | 15:01 Uhr
Archivbild: Walter Frankenstein spricht im Funkhaus Berlin. (Quelle: dpa/Kembowski)
Video: rbb24 | 22.04.2025 | Dorte Störmann | Bild: dpa/Kembowski

Der Holocaust-Überlebende und Zeitzeuge Walter Frankenstein ist tot. Er starb am Montag im Alter von 100 Jahren in seiner Wahlheimat Schweden, wie die Berliner Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas unter Berufung auf seine Angehörigen am Dienstag mitteilte.

Die Stiftung sei Frankenstein seit mehr als 15 Jahren in Freundschaft verbunden gewesen und werde sein Andenken bewahren, hieß es.

In den vergangenen Jahren berichtete Frankenstein laut Stiftung in Schulen, bei Zeitzeugengesprächen und Gedenkveranstaltungen vom eigenen Schicksal, um ein Zeichen gegen Rassismus und Antisemitismus zu setzen. Er setzte sich auch für einen würdigen Gedenkort für die im Nationalsozialismus deportierten und ermordeten Zöglinge und Betreuer des Auerbach'schen Waisenhauses in Berlin-Prenzlauer Berg ein.

In Berlin untergetaucht - nach Palästina ausgewandert

Frankenstein, geboren am 30. Juni 1924 im westpreußischen Flatow, kam 1936 nach Berlin und lebte zunächst in diesem Waisenhaus, das bis zu seiner gewaltsamen Auflösung als Zufluchtsort für jüdische Kinder und Jugendliche galt. Nach der Hochzeit mit Leonie Rosner 1942 und der Geburt seines ersten Sohnes tauchte die Familie in Berlin unter. 1944 wurde im Versteck der zweite Sohn geboren. 1946/47 sei die Familie nach Palästina ausgewandert und 1956 dann nach Schweden gezogen, so die Stiftung.

Wie es weiter hieß, war Walter Frankenstein seit 1936 Fan des Fußballvereins Hertha BSC. Er war blau-weißes Ehrenmitglied mit der Nummer 1.924 und wohnte 2018 erstmals nach langer Zeit wieder einem Spiel seines Clubs bei.

Der Berliner Regierende Bürgermeister Kai Wegner (CDU) würdigte den verstorbenen Frankenstein. Mit ihm sei ein wichtiger Zeitzeuge gegangen, der aus eigenem Erleben von der Verfolgung von Jüdinnen und Juden berichtet habe, so Wegner. Es sei nun "an uns, sein Vermächtnis zu wahren und für Demokratie, Freiheit und Frieden einzustehen."

Sendung: rbb24, 22.04.2025, 18 Uhr

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