Konzertkritik | Rogér Fakhr im Gretchen - Leise Zeitreise in den Libanon

Seine Kunst speicherte er auf 200 Kassetten, dann geriet der libanesische Folkmusiker Rogér Fakhr in Vergessenheit. Nach Jahrzehnten der Funkstille steht er wieder im Rampenlicht im Kreuzberger Club Gretchen. Von Simon Brauer
Sanfte, leise Töne von einem sanften, leisen Mann. Als Rogér Fakhr pünktlich um 20:15 Uhr mit seiner Akustikgitarre die Bühne betritt, wird es ganz still im fast ausverkauften Club Gretchen in Berlin-Kreuzberg. An der Bar wird noch dezent weitergeklappert, aber alle anderen Konzertbesucherinnen und Konzertbesucher hängen an den Lippen des libanesischen Musikers, der seine alten Lieder aus den 1970er Jahren singt - einer Zeit, in der die meisten im Publikum noch gar nicht geboren waren.

Wiederentdeckt von einem Berliner Label
Dass Fakhr überhaupt auf Tour gehen kann und an diesem Montag auf einer Berliner Bühne sitzt, ist ein kleines Wunder: Mitten in den Wirren des libanesischen Bürgerkriegs in den 1970er Jahren hatte der junge Rogér Fakhr in Beirut ein Album aufgenommen. Weil das Geld knapp war, veröffentlichte er es auf insgesamt 200 selbstkopierten Kassetten mit selbstbemalten Kassettenhüllen. Die gingen im Krieg verloren, Fakhr und seine Musik gerieten in Vergessenheit. Bis zu dem Tag, an dem das Berliner Weltmusik-Label "Habibi Funk" anklopfte und die alten Songs neu veröffentlicht hat.
Beim Berlin-Konzert bedankt sich Fakhr ganz bescheiden und sichtlich gerührt immer wieder beim Publikum; so, als könne er es gar nicht glauben, dass seine fast 50 Jahre alten Songs die Menschen immer noch bewegen. Begleitet wird er von einer vierköpfigen Band rund um den jungen libanesischen Musiker Charif Megarbane, der aktuell zu den produktivsten Künstlern seines Landes zählt. Schnell nimmt die Band an Fahrt auf; diese unwiderstehliche Mischung aus Folk, Funk, Jazz und orientalischen Klängen bringt das junge Publikum zum Tanzen und zum Mitsingen.
Leise, aber schön
Einziger Nachteil an der so mitreißenden Band: Rogér Fakhrs Stimme ist bei den lauten Songs kaum noch zu hören. Dafür kommt sie bei den ruhigeren Stücken umso mehr zur Geltung und weckt Erinnerungen an andere große Folk-Stimmen aus den 1960ern und 1970ern wie Donovan, Nick Drake und Bill Withers. Passenderweise singt Fakhr auch noch in einem Song: "Es ist schwer zu hören, es ist schwer gehört zu werden."
Über das genaue Alter des komplett ergrauten Musikers ist nichts bekannt, aber nach genau einer Stunde verabschiedet sich Rogér Fakhr von der Bühne mit den Worten: "Jetzt ist Schlafenszeit für mich!" Den Rest des Abends bestreiten dann der erwähnte Charif Megarbane und seine Band mit extrem tanzbarer Instrumentalmusik. Ihnen gehört die Gegenwart und wahrscheinlich auch die Zukunft - aber diese Reise in die Vergangenheit mit Rogér Fakhr, die war geheimnisvoll, berührend und schön. Nur eben ein bisschen zu leise.
Sendung: rbb24 Inforadio, 29.04.2025, 9:30 Uhr
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