Verfolgungsjagd im geklauten Rettungswagen: Prozess in Kiel gestartet

Stand: 19.05.2025 17:36 Uhr

Im November lieferte sich ein Mann mit einem gestohlenen Rettungswagen eine Verfolgungsjagd mit der Polizei - von Hamburg nach Kiel. Der Beschuldigte muss sich nun vor Gericht verantworten.

von Jennifer Reisloh und Moritz Mayer

Vor dem Landgericht in Kiel hat am Montag (19.5.) der Prozess gegen den 29-jährigen Angeklagten begonnen. Die Staatsanwaltschaft wirft dem Angeklagten unter anderem Diebstahl, Störung des öffentlichen Friedens, Fahren ohne Fahrerlaubnis, gefährlichen Eingriff in den Straßenverkehr sowie Vortäuschen mehrerer Straftaten vor.

Zu Beginn beantragte die Verteidigung laut Prozessbeobachtern den Ausschluss der Öffentlichkeit. Dies sei damit begründet worden, dass im Prozess vermutlich über die psychische Erkrankung des Angeklagten gesprochen werde. Das Gericht lehnte diesen Antrag zumindest für den ersten Verhandlungstag ab. Die Staatsanwältin verlas anschließend die Anklage. Der Prozess wird am 10. Juni fortgesetzt.

Rund 20 Streifenwagen verfolgten den Tatverdächtigen von Hamburg bis Kiel

Ein Rettungswagen ist in eine Treppe hineingefahren und an der Front stark beschädigt.
Mit diesem Rettungswagen fuhr der Mann von Hamburg bis nach Kiel.

Der Beschuldigte hatte laut Polizei in der Nacht vom 18. November 2024 am Heiligengeistfeld in Hamburg einen Rettungswagen gestohlen. Mit dem Fahrzeug soll er laut Anklage zunächst über die A7 geflüchtet sein. In Großenaspe (Kreis Segeberg) fuhr der Mann demnach von der Autobahn ab und weiter über Neumünster, Bordesholm und Flintbek (beide Kreis Rendsburg-Eckernförde) bis in die Kieler Innenstadt. Verfolgt wurde er dabei von rund 20 Streifenwagen aus Hamburg, Neumünster und weiteren Direktionen.

Gestohlener Rettungswagen konnte erst am Ostseekai gestoppt werden

Mehrere Versuche der Polizei, den Rettungswagen aufzuhalten, scheiterten. Erst am frühen Morgen konnte das Fahrzeug schließlich in Höhe des Ostseekais gestoppt werden, als es einen Brückenpfeiler touchierte. Der Mann soll gedroht haben, Handgranaten aus dem Fahrzeug zu werfen, auf Polizisten zu schießen und den mit Sprengstoff beladenen Rettungswagen in einem Wohngebiet zur Explosion zu bringen. Er drohte damit, sich im Fall einer Festnahme in die Luft zu sprengen und forderte eine unbewaffnete Polizistin als Geisel. Sprengstoff fand die Polizei anschließend nicht in dem Rettungswagen. Der Angeklagte befindet sich außerhalb des Prozesses aktuell auf Anraten eines Psychiaters in einem psychiatrischen Krankenhaus.

Prozess in Kiel: Angeklagter stahl 2024 auch einen Traktor

Bereits im April vergangenen Jahres soll der Mann in Stendal eine ähnliche Tat begangen haben. Dort soll er laut Anklageschrift einen Traktor gestohlen und zu einem Flugplatz in Sachsen-Anhalt gefahren sein.

Urteil wird im Juli 2025 erwartet

Vor Ort habe er während einer Nato-Übung mit der Sprengung einer angeblichen Sprengstoffweste gedroht und bei seiner Festnahme einen Polizisten mit einer Schere bedroht. Anschließend ließ er sich laut Staatsanwaltschaft freiwillig in eine psychiatrische Klinik einweisen, brach die Behandlung dort allerdings ab. Auch diese Tat ist Teil der Anklage. Ein Urteil soll voraussichtlich Anfang Juli fallen.


19.05.2025 19:00 Uhr

In einer vorherigen Version des Artikels schrieben wir, dass der Angeklagte eine ähnliche Tat bereits im April 2024 in Hamburg begangen haben soll. Dies ist nicht korrekt, es war in Stendal.

Ein Rettungswagen ist in eine Treppe hineingefahren und an der Front stark beschädigt.

Er soll im November 2024 von Hamburg nach Kiel gefahren sein, drohte dabei mit Waffen und Sprengstoff. Es war wohl nicht seine erste Irrfahrt.

Ein Rettungswagen ist in eine Treppe hineingefahren und an der Front stark beschädigt.

Gut eine Woche nach der wilden Verfolgungsjagd zwischen Hamburg und Kiel hat die Polizei im Innen- und Rechtsausschuss Details des Einsatzes bekanntgegeben.

Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Welle Nord | Nachrichten für Schleswig-Holstein | 19.05.2025 | 16:30 Uhr

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