Patrouille bei Kundus angegriffen Zwei deutsche ISAF-Soldaten getötet
Bundesverteidigungsminister Franz Josef Jung hat den Tod zweier deutscher Soldaten bei einem Selbstmordanschlag in Afghanistan bestätigt. Auch fünf afghanische Kinder seien dabei umgekommen, sagte Jung. Zwei weitere Bundeswehr-Soldaten sowie ein weiteres Kind seien verletzt worden, so der Verteidigunsminister. Zu der Tat bekannten sich die Taliban.
Von Kai Küstner, ARD-Hörfunkstudio Neu Delhi
Die Anzeichen dafür, dass die Provinz Kundus immer gefährlicher wurde, hatten sich zuletzt gehäuft - jetzt sind hier erneut deutsche Soldaten einem Selbstmordanschlag zum Opfer gefallen. Der Gouverneur der Provinz Kundus bestätigte im Gespräch dem ARD-Hörfunkstudio Südasien das blutige Attentat: "Als die deutschen Soldaten zusammen mit der afghanischen Polizei und der afghanischen Armee eine Operation in einem verdächtigen Gebiet durchführen wollten, sprengte sich ein Selbstmordattentäter auf einem Fahrrad in der Nähe des Konvois in die Luft. Der Attentäter trug eine Sprengstoffweste."
Fünf Kinder mit in den Tod gerissen
Wie der Gouverneur weiter mitteilte, wurden bei dem Attentat auch fünf Kinder getötet, die in der Nähe spielten. Zwei weitere Kinder sowie zwei weitere Soldaten seien verletzt worden. Dass die Extremisten kaum Rücksicht auf Zivilisten nehmen, dafür hatten sie in der Vergangenheit immer wieder reichlich Beweise geliefert. Die internationale Schutztruppe ISAF, in deren Auftrag die Deutschen in Afghanistan sind, bestätigte den Tod von zwei ihrer Soldaten und von fünf Kindern.
Taliban bekennen sich
Die Taliban beeilten sich, die Verantwortung für den Anschlag zu übernehmen: Auf deren Homepage teilte ein Sprecher mit, ein Attentäter mit dem Namen Islamuddin habe sich in die Luft gesprengt. Ziel der Extremisten ist es, die westlichen Truppen mit Anschlägen zu zermürben und letztlich aus Afghanistan zu vertreiben. Erst vor wenigen Tagen hatte der Gouverneur darauf hingewiesen, dass die Arbeitslosigkeit in Kundus sehr hoch sei: "Hinzu kommt, dass es hier Taliban gibt, auch Al Kaida ist in Kundus aktiv, weil dies mal eine ihrer Hochburgen war. Die Taliban geben den Arbeitslosen Geld für Sprengsätze und Selbstmordattentate."
Gefahr für westliche Soldaten wächst
Der Anschlag ereignete sich im selben Distrikt nahe der Stadt Kundus, in dem erst Ende August ein deutscher Hauptfeldwebel getötet worden war. Dessen Fahrzeug war auf eine Sprengfalle gefahren - ein Zeichen dafür, dass es in Kundus und Umgebung zuletzt für die westlichen Truppen immer gefährlicher geworden war.
Wurden alte Verbindungen aktiviert?
Der Chef des Regionalkommandos Nord, Jürgen Weigt, hatte im Interview mit dem ARD-Hörfunkstudio Südasien vergangene Woche die Gefährdungslage in Kundus auch mit der Geschichte der Provinz erklärt: "Wie viele wahrscheinlich bereits wissen, ist Kundus eine Taliban-Hochburg im Norden gewesen, ein sogenannter 'strong hold". Auch dort ist es sicherlich so, dass gewisse Verbindungen wohl über die Zeit geblieben sind. Daraus lassen sich gewisse Dinge erklären, sicherlich nicht alles. Aber Fakt ist, dass es in meinem Verantwortungsbereich sicherlich der Bereich ist, auf den man ganz besonders aufpassen muss."
Schon im vergangenen Jahr waren bei einem Anschlag in der Stadt Kundus drei Bundeswehr-Soldaten getötet worden, als sie auf einem Markt zum Einkaufen unterwegs waren. Jetzt sind, nur wenige Tage, nachdem der Bundestag die Verlängerung des Afghanistan-Einsatzes beschlossen hat, erneut deutsche Soldaten den Extremisten zum Opfer gefallen.