Interview mit US-Sondergesandtem Holbrooke "Deutscher Beitrag in Afghanistan unverzichtbar"

Der US-Sondergesandte für Afghanistan, Richard Holbrooke, hat im Gespräch mit tagesschau.de Deutschland als den engsten Partner der USA im zivilen Bereich bezeichnet. Er befürchte aber, dass aufgrund von Haushaltszwängen die deutsche Hilfe für Afghanistan gekürzt werden könnte.

Der US-Sondergesandte für Afghanistan, Botschafter Richard Holbrooke, hat Deutschland davor gewarnt, bei der zivilen Hilfe für Afghanistan zu sparen. Im Gespräch mit tagesschau.de sagte Holbrooke über die Bedeutung dieser Hilfsleistungen: "Ich hoffe, dass die Deutschen verstehen werden, dass dies wichtig ist, weil in einer Zeit von Haushaltszwängen eine echte Gefahr besteht, dass man die zivile Unterstützung für Afghanistan zurückfährt." Man sei nicht in Afghanistan, weil man das so wolle, sondern weil es im Interesse der nationalen Sicherheit Deutschlands und der USA erforderlich sei.

Zu dem Beginn eines Abzuges amerikanischer Truppe von Juli 2011 an, sagte der Botschafter, da gebe es wohl ein Missverständnis in Europa: "Der Präsident hat sehr klar gemacht, dass ein Teil der Truppen nächsten Juli zurückgezogen werden aber mit einer verantwortlichen und vorsichtigen Übergabe an die afghanischen Sicherheitskräfte. Er hat nie den Rahmen, die Geschwindigkeit und das Timing dafür festgelegt. Ich denke, dass manche das absichtlich falsch verstanden haben."

Bei Polizeiausbildung noch viel zu tun

Holbrooke hob die enge Zusammenarbeit mit dem deutschen Afghanistan-Beauftragten Michael Steiner bei der Koordination der zivilen Hilfe hervor und verwies auf Erfolge vor allem bei der Entwicklung der Landwirtschaft. Allerdings gebe es Bereiche, in denen noch viel zu tun sei. Vor allem bei der Polizeiausbildung. Dort gebe es nach wie vor zu wenig Ausbilder: "Für mich war erstaunlich, dass dieses Problem  nicht schon vor langer Zeit erkannt wurde“, so Holbrooke.

Das Interview führte Christian Thiels, SWR, ARD-Hauptstadtstudio