Bürgerkrieg im Sudan Hunderttausende Menschen vor Kämpfen geflüchtet
Im Sudan sind nach UN-Angaben Hunderttausende Menschen aus der bisher sicheren Provinz Dschasira geflüchtet. Nun bekämpfen sich Armee und die paramilitärische Truppe RSF auch dort.
Die Kämpfe zwischen dem sudanesischen Militär und der paramilitärischen Truppe RSF haben sich ausgeweitet. Die Provinz Dschasira galt bisher als sicher, doch nun wird auch dort gekämpft. Hunderttausende Menschen sind deshalb bereits aus der Gegend geflüchtet. Das teilte die Internationale Organisation für Migration (IOM) mit.
Die "Rapid Support Forces" (RSF) hatten die Stadt Wad Medani, die Hauptstadt der Provinz Dschasira, in diesem Monat angegriffen. In dieser Woche erklärte die RSF, sie hätten die Stadt eingenommen. Sie liegt etwa 100 Kilometer südöstlich von Khartum.
Viele flüchten zu Fuß in sichere Gegenden
Die Armee bestätigte den Rückzug und leitete eine Untersuchung ein. Laut der UN-Organisation IOM sind bis zu 300.000 Menschen aus der Provinz geflüchtet - viele davon zu Fuß. Sie hätten sich in sicherere Gebiete in den Provinzen Al-Kadarif, Sinnar und Weißer Nil zurückgezogen. Einige seien in Flüchtlingslagern gelandet, viele der Betroffenen hätten aber auch in lokalen Gemeinden Unterschlupf gefunden.
"Wir fürchten, dass sich Wad Madani, das einst als sicherer Hafen für die Menschen galt, die vor extremer Gewalt in Khartum geflohen sind, sich in eine weitere Todesfalle verwandelt", sagte Pierre Dorbes, Leiter der Delegation des Komitee des Internationalen Roten Kreuzes (IKRK) im Sudan. Familien würden im Chaos der erneuten Flucht auseinandergerissen, ältere Menschen zurückgelassen. Das IKRK rief die Konfliktparteien auf, den Schutz von Zivilisten und sichere Korridore zum Verlassen der Stadt zu gewährleisten.
Lebensmittelhilfe in Teilen eingestellt
Dschasira gilt als Getreidekammer des Sudans. Seit Ausbruch des Konflikts flohen nach Angaben des Amts der Vereinten Nationen für die Koordinierung humanitärer Angelegenheiten (OCHA) etwa sechs Millionen Sudanesen in die Provinz, überwiegend aus der Hauptstadt Khartum, in der sich die Kämpfe konzentrierten. Insgesamt leben etwa 45 Millionen Menschen im Sudan.
Das Welternährungsprogramm (WFP) hatte am Mittwoch mitgeteilt, dass es die Lebensmittelhilfen in Teilen Dschasiras vorübergehend eingestellt hat. Die UN-Organisation sprach von einem schweren Rückschlag für die humanitären Bemühungen in der Provinz. Man habe zuvor 800.000 Menschen in Dschasira Unterstützung zukommen lassen, darunter vielen Familien, die vor den Kämpfen in Khartum geflüchtet waren.
Seit langem schwelen Spannungen zwischen dem Militär, welches von Staatschef Abdel Fattah al-Burhan angeführt wird, und der RSF unter dem Kommando von Mohammed Hamdan Dagalo. Diese eskalierten im April und führten zu einer bewaffneten Auseinandersetzung. Viele westliche Nationen flogen daraufhin Ausländer aus dem Sudan aus.
Armee und RSF hatten sich 2021 zusammengeschlossen, um durch einen Putsch die Kontrolle im Land zu übernehmen, verstrickten sich dann aber immer stärker in einen Machtkampf.