Kämpfe im Sudan Konfliktparteien wollen Evakuierungen ermöglichen
Die Konfliktgegner im Sudan haben angekündigt, ausländischen Diplomaten und Staatsbürgern eine sichere Ausreise zu ermöglichen. Erste Länder haben offenbar bereits mit Evakuierungen begonnen, in Berlin tagte ein Krisenstab der Bundesregierung.
Inmitten der anhaltenden Kämpfe im Sudan haben die beiden Konfliktgegner signalisiert, Evakuierungen ausländischer Staatsbürger ermöglichen zu wollen. Armeechef General Abdel Fattah al-Burhan sagte nach Angaben des Militärs seine Unterstützung für eine sichere Ausreise zu.
Auch Burhans Rivale, der Chef der paramilitärischen RSF-Miliz, General Mohammed Hamdan Daglo, sprach sich dafür aus, Evakuierungen zu erlauben und zu diesem Zweck die Flughäfen teilweise offenzuhalten. Der internationale Flughafen in der Hauptstadt Khartum ist allerdings immer wieder Schauplatz von Gefechten - die Lage an anderen Flughäfen ist unklar.
Erste Evakuierungen haben begonnen
Nach Angaben der sudanesischen Armee ist Saudi-Arabiens Botschaft bereits evakuiert worden. Demnächst werde Jordanien nachziehen. Die USA, Großbritannien, Frankreich und China würden "in den kommenden Stunden" mit Evakuierungen aus der Hauptstadt beginnen, heißt es laut Informationen der Nachrichtenagentur Reuters. Bis zum frühen Abend war allerdings noch keine Evakuierung westlicher Staatsbürger erfolgt.
Das amerikanische Außenministerium bestätigte indes den Tod eines US-Bürgers im Sudan. Aufgrund der angespannten Lage hatte US-Verteidigungsminister Lloyd Austin am späten Freitagnachmittag auf einer Pressekonferenz auf der US-Airbase Ramstein erklärt, dass man sich auf verschiedene Optionen zur Evakuierung vorbereite: "Wir haben einige Truppen in das Land entsandt, um sicherzustellen, dass wir so viele Optionen wie möglich haben, falls wir zum Handeln aufgefordert werden."
Deutschland will neuen Evakuierungsversuch starten
Auch die Bundesregierung bereitet mehrere Optionen für Evakuierungen vor - dazu tagte der Krisenstab im Auswärtigen Amt. Wie dessen Sprecher mitteilte, fand die Sitzung unter der gemeinsamen Leitung von Bundesaußenministerin Annalena Baerbock und Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius statt. Angaben zu einer möglicherweise in Kürze bevorstehenden Evakuierung deutscher Staatsbürger machte der Sprecher ebenso wie seine Kollegen aus dem Verteidigungsministerium nicht.
Gestern hatte die Außenministerin von einer "absolut dramatischen und unübersichtlichen Lage" in dem nordostafrikanischen Land gesprochen. Die Zahl der Deutschen, die sich für eine gewünschte Evakuierung meldeten, wachse täglich und bewege sich derzeit in einem "unteren dreistelligen Bereich".
Ein zunehmendes Problem würden mittlerweile auch Stromausfälle darstellen, wegen denen die zu Evakuierenden etwa ihre Handys nicht mehr aufladen und deshalb möglicherweise bald nicht mehr auf diesem Wege informiert werden könnten, sagte ein Sprecher des Auswärtigen Amtes. Am Mittwoch war der Versuch einer diplomatischen Evakuierung mit Maschinen der Luftwaffe, aber ohne größeren Einsatz von Soldaten, abgebrochen worden.
Bisher mehr als 410 Tote
Auch eine Woche nach Ausbruch der Kämpfe zwischen den rivalisierenden Militärblöcken im Sudan ist keine Lösung für den Konflikt in Sicht. Trotz der Feierlichkeiten zum Ende des Ramadans ließen die Konfliktparteien ihre Waffen nicht ruhen. Dabei hatten beide Seiten beteuert, eine Waffenruhe respektieren zu wollen.
Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) verloren seit Beginn der Kämpfe mindestens 413 Menschen ihr Leben, mehr als 3500 wurden verletzt.