Anhaltende Kämpfe Bundeswehr beginnt Evakuierungseinsatz im Sudan
Die Bundeswehr hat damit begonnen, deutsche Staatsangehörige aus dem umkämpften Sudan zu evakuieren. In Khartum startete ein Militärtransporter der Luftwaffe. Ein erster Versuch war wegen der Sicherheitslage vor Ort gescheitert.
Die Bundeswehr hat erste Menschen aus der umkämpften sudanesischen Hauptstadt Khartum ausgeflogen. Nach dem Beginn des Rettungseinsatzes startete am Abend der erste Militärtransporter der Luftwaffe, wie der Nachrichtenagentur dpa mitgeteilt wurde.
Am Nachmittag hatten das Bundesverteidigungsministerium und das Außenministerium via Twitter mitgeteilt, dass wegen der schweren Kämpfe in dem afrikanischen Land die Bundeswehr einen Evakuierungseinsatz für deutsche Staatsbürger gestartet hat.
300 Deutsche stehen auf Krisenliste
Ziel des mit Deutschlands Partnern koordinierten Einsatzes sei es, "so viele deutsche Staatsangehörige wie möglich aus Khartum auszufliegen". Bundeswehr und Auswärtiges Amt hätten Voraussetzungen geschaffen, um mehr als 300 auf einer Krisenliste registrierte Deutsche auszufliegen und auch Bürger von Partnerstaaten zu berücksichtigen. Der Einsatz, an dem insgesamt mehr als 1000 Männer und Frauen der Bundeswehr beteiligt sind, wurde seit Tagen vorbereitet.
Außenministerin Annalena Baerbock reist wegen der Lage im Sudan nicht zu einem Treffen mit ihren EU-Kollegen. Sie werde sich am Montag in Luxemburg von Botschafter Michael Clauß vertreten lassen, hieß es aus dem Auswärtigen Amt.
Erster Evakuierungsversuch war gescheitert
In der Hauptstadt Khartum hat sich die Versorgungslage seit dem Beginn der Kämpfe dramatisch entwickelt. Es fehlen Wasser und Lebensmittel, Stromabschaltungen behindern zunehmend die Kommunikation. Zuvor hatten bereits die USA und mehrere europäische Länder angekündigt, ihre Staatsangehörigen wegen der zunehmend angespannten Lage aus dem Sudan evakuieren zu wollen.
Der Flughafen in der Hauptstadt Khartum steht seit Ausbruch der Gewalt im Zentrum der Kampfhandlungen. Internationale Diplomaten bemühten sich immer wieder um eine belastbare Feuerpause.
Am Mittwoch war der Versuch einer diplomatischen Evakuierung mit Maschinen der Luftwaffe, aber ohne größeren Einsatz von Soldaten abgebrochen worden, weil die Sicherheitslage in Khartum als zu gefährlich eingeschätzt wurde.
Strack-Zimmermann: Mandatierung soll später erfolgen
Die Bundesregierung und andere westliche Staaten haben die militärisch geschützte Rettungsaktion seit Tagen vorbereitet. Die Bundeswehr verlegte dafür mehrere Hundert Fallschirmjäger mit Waffen und Material aus Deutschland nach Jordanien.
Angesprochen auf einen möglichen Waffeneinsatz von Bundeswehrsoldaten vor Ort, sagte die Vorsitzende des Verteidigungsausschusses im Deutschen Bundestag, Marie-Agnes Strack-Zimmermann, im Bericht aus Berlin, eine notwendige Mandatierung des Einsatzes durch den Deutschen Bundestag werde im Nachhinein erfolgen. "Wenn Gefahr in Verzug ist, wenn es um das Leben von Menschen geht, können wir nicht erst hier zusammenkommen", so die FDP-Politikerin.
Anhaltende Kämpfe rivalisierender Gruppen
Die Kämpfe zwischen den zwei mächtigsten Generälen des Landes und ihren Einheiten sind vor gut einer Woche ausgebrochen. Die zwei Männer führten das Land im Nordosten Afrikas mit rund 46 Millionen Einwohner seit zwei gemeinsamen Militärcoups 2019 und 2021.
De-facto-Präsident Abdel Fattah al-Burhan, der auch Oberbefehlshaber der Armee ist, kämpft mit dem Militär gegen seinen Stellvertreter Mohammed Hamdan Daglo, den Anführer der mächtigen paramilitärischen Gruppe Rapid Support Forces (RSF).