Schätzungen von UNICEF Zahl der Kinderehen geht zurück
Der Kampf gegen Kinderehen ist zäh. Nur langsam sinkt laut UNICEF die Zahl der Mädchen, die zur Ehe gezwungen werden. Die meisten Kinderehen werden in Indien geschlossen.
Weltweit leben derzeit etwa 640 Millionen Mädchen und Frauen auf der Welt, die vor ihrem 18. Geburtstag verheiratet wurden. Das geht aus Schätzungen des Kinderhilfswerks UNICEF hervor. Und jedes Jahr kommen demnach zwölf Millionen Mädchen dazu.
Immerhin: die Zahl der Kinderehen geht insgesamt laut UNICEF weltweit leicht zurück. Der Anteil der jungen Frauen in Kinderehen sei seit den letzten Schätzungen von vor fünf Jahren von 21 Prozent auf 19 Prozent gesunken.
Multiple Krisen treiben Mädchen in die Kinderehe
UNICEF-Exekutivdirektorin Catherine Russell warnt jedoch: "Multiple Krisen machen die Hoffnungen und Träume von Kindern weltweit zunichte - insbesondere von Mädchen, die Schülerinnen sein sollten und nicht Bräute." Gesundheits- und Wirtschaftskrisen, eskalierende bewaffnete Konflikte und die verheerenden Auswirkungen des Klimawandels würden Familien dazu zwingen, vermeintliche Sicherheit in Kinderehen zu suchen.
Wegen des starken Bevölkerungswachstums und anhaltender Krisen sei im Süden Afrikas in den kommenden Jahren sogar ein Anstieg der Kinderehen zu erwarten. In Lateinamerika und der Karibik, im Nahen Osten und in Nordafrika sowie Osteuropa und Zentralasien stagniere die Entwicklung weitgehend.
Positiver Trend in Südasien
Für den global insgesamt positiven Trend sind laut UNICEF hauptsächlich Fortschritte in Südasien verantwortlich. Die Region sei auf einem guten Weg, heißt es in dem Bericht. Bis Kinderehen dort ganz abgeschafft worden seien, dauere es aber wohl noch mehr als 50 Jahre, so die Prognose des Kinderhilfswerks. Nach wie vor lebten in der Region fast die Hälfte aller Kinderbräute, nämlich 45 Prozent.
Obwohl Indien in den letzten Jahrzehnten erhebliche Fortschritte erzielt habe, werde dort immer noch ein Drittel der weltweiten Kinderehen geschlossen. Mädchen, die Kinderehen eingehen müssen, bleiben den Angaben zufolge mit geringerer Wahrscheinlichkeit in der Schule und sind einem erhöhten Risiko einer frühen Schwangerschaft ausgesetzt.
Mit früher Ehe droht Isolation
Eine frühe Ehe könne Mädchen auch von Familie und Freunden isolieren. "Wir haben bewiesen, dass Fortschritte bei der Beendigung von Kinderehen möglich sind", sagte Russell. Die Unterstützung für gefährdete Mädchen und Familien müsse deshalb unermüdlich weitergehen. "Wir müssen uns darauf konzentrieren, Mädchen in der Schule zu halten und sicherzustellen, dass sie wirtschaftliche Chancen haben."
Die Zahlen basieren laut UNICEF auf repräsentativen Daten aus mehr als 100 Ländern. Sie setzen sich aus Haushaltserhebungen in den einzelnen Staaten sowie demografischen Daten der Vereinten Nationen zusammen.