Human Rights Watch Vorwürfe gegen russische Söldner in Afrika
Russische Söldner sollen in der Zentralafrikanischen Republik schwere Menschenrechtsverletzungen begangen haben. Human Rights Watch fordert strafrechtliche Ermittlungen. Es gebe Beweise für Morde und Folter.
Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch hat nach eigenen Angaben "überzeugende Beweise" dafür, dass russische Söldner in der Zentralafrikanischen Republik Zivilisten getötet und weitere schwere Menschenrechtsverletzungen begangen haben. In einem neuen Bericht wirft Human Rights Watch den Kämpfern unter anderem außergerichtliche Tötungen und Folter vor. Zeugen hätten "sie als Russen identifiziert".
So sollen russischsprachige Männer etwa im vergangenen Jahr nahe der Hauptstadt Bangui zwölf unbewaffnete Männer festgenommen und später erschossen haben. Auch für 2019 seien "Inhaftierungen und Folter durch Kämpfer mit Verbindungen nach Russland" dokumentiert worden. Die Angreifer sollen "völlig straffrei" geblieben sein.
Berichte: Wagner bildet Armee aus
Human Rights Watch geht unter Verweis auf Untersuchungen von Regierungen, UN-Experten und Sonderberichterstattern davon aus, dass zu den russischen Kämpfern eine "erhebliche Anzahl" von Söldnern der Truppe Wagner gehört. Medienberichten zufolge sind mehr als 2000 schwer bewaffnete Männer der Wagner-Truppe im Land und bilden Einheiten der Armee im Kampf gegen Rebellen aus.
Laut Human Rights Watch hat die zentralafrikanische Regierung zwar "selbstverständlich das Recht", internationale Unterstützung in Sicherheitsfragen anzufordern. Sie dürfe aber ausländischen Kämpfern nicht erlauben, "straffrei Zivilisten zu töten oder zu misshandeln". Um ihren Respekt für die Rechtsstaatlichkeit zu beweisen, solle die Regierung in Bangui "unverzüglich strafrechtliche Ermittlungen gegen Kämpfer einleiten, die für Morde, unrechtmäßige Verhaftungen und Folter verantwortlich seien". Im Bericht von Human Rights Watch heißt es, die Regierungen Zentralafrikas und Russlands hätten sich zu den Vorwürfen nicht geäußert.
Söldner sollen in 23 afrikanischen Ländern kämpfen
Die EU hatte sich bereits im vergangenen Jahr besorgt über die zunehmenden Aktivitäten der Wagner-Truppe geäußert, die in mindestens 23 afrikanischen Ländern aktiv sein soll. Die Miliz wird von Experten als Russlands "Schattenarmee" bezeichnet und auch mit Einsätzen in Konfliktstaaten wie Syrien sowie neuerdings auch der Ukraine in Verbindung gebracht.
Die berüchtigte Gruppe soll in dem seit Jahren von Konflikten erschütterten Land das Heft des Handelns praktisch in der Hand haben, zitieren Medien den Oberbefehlshaber der US-Streitkräfte in Afrika, General Stephen Townsend. Finanziert wird sie nach US-Erkenntnissen von Jewgeni Prigoschin, einem engen Vertrauten des russischen Präsidenten Wladimir Putin.
In der Zentralafrikanische Republik herrscht seit dem Sturz von Präsident Francois Bozizé 2013 ein blutiger Konflikt. Die Regierung hat weiterhin weite Teile des Landes nicht unter Kontrolle.