Viele Tote Chile ruft nach Waldbränden Staatstrauer aus
Waldbrände gibt es in Chile zwar immer wieder. Doch jetzt sieht sich die Regierung mit einer Ausnahmesituation konfrontiert: Mehr als 100 Opfer werden inzwischen gemeldet. Eine Staatstrauer ist geplant.
Chile kann wegen der Waldbrände im Land weiter keine Entwarnung geben. Präsident Gabriel Boric kündigte eine zweitägige Staatstrauer zu Ehren der Todesopfer an. Ihre Zahl stieg nach Angaben der chilenischen Behörden auf mindestens 112 - es wird aber mit weiteren Opfern gerechnet. "Wir wissen, dass diese Zahl noch deutlich ansteigen wird", sagte Boric bei einem Besuch im Katastrophengebiet in der Region Valparaíso an der Pazifikküste. Mehr als 300 Menschen wurden vermisst.
Die Forstbehörde registrierte zuletzt 180 Brände im ganzen Land auf einer Fläche von insgesamt mehr als 28.000 Hektar. Knapp 120 der Feuer sind demnach unter Kontrolle. Tausende Häuser seien beschädigt oder zerstört, allein in der Region Valparaíso seien es mehr als 3.000, sagte Innenministerin Carolina Tohá. "Das ist die schlimmste Tragödie, die unser Land seit dem Erdbeben von 2010 erlebt", so Staatschef Boric. Damals waren mehr als 520 Menschen ums Leben gekommen.
Boric schrieb auf X, die Regierung setze "bereits alle Ressourcen ein, damit das Gesundheitspersonal seine Arbeit fortsetzen kann und den Menschen so schnell wie möglich geholfen wird".
Militäreinheiten sollen aufgestockt werden
Bereits am Freitag hatte Präsident Boric wegen der Katastrophe den Ausnahmezustand in den betroffenen Gebieten erklärt, um alle nötigen Ressourcen mobilisieren zu können. Nun habe er das Verteidigungsministerium angewiesen, mehr Militäreinheiten einzusetzen. Für einige Gemeinden wurde eine Ausgangssperre verhängt, um die Lösch- und Rettungsarbeiten zu erleichtern.
Die Region westlich der Hauptstadt Santiago ist am stärksten von den Bränden betroffen. Nahe der Küstenstädte Valparaíso und Viña del Mar habe sich ein Brand auf eine Fläche von etwa 11.000 Hektar ausgeweitet, hieß es. In Viña del Mar wurde ein botanischer Garten von den Flammen zerstört.
"Ernst zu nehmende Informationen" für Brandstiftung
Es werde untersucht, ob die Brände möglicherweise absichtlich gelegt worden seien, sagte Präsident Boric. Er kündigte Ermittlungen an, "obwohl es schwer vorstellbar ist, wer solch eine Tragödie und so viel Schmerz verursacht".
Nach Angaben der Innenministerin lagen der Regierung im Fall des Brandes nahe Valparaíso "ernst zu nehmende Informationen" vor, dass er vorsätzlich gelegt wurde. Weiter südlich in der Region Maule sei eine Person festgenommen worden, die bei Arbeiten mit einem Schweißgerät einen Brand verursacht habe.
Zusammenhang mit El Niño vermutet
Im Sommer auf der Südhalbkugel kommt es in Chile immer wieder zu schweren Waldbränden. Im vergangenen Jahr brannten im Zentrum und im Süden Chiles mehr als 425.000 Hektar Land ab - das entspricht in etwa der achtfachen Fläche des Bodensees. Mindestens 26 Menschen kamen ums Leben.
Mehrere Regionen in Chile sind derzeit von einer Hitzewelle betroffen. Wissenschaftler führen die Hitze zu einem großen Teil auf das zyklische Wetterphänomen El Niño zurück, das den Pazifischen Ozean erwärmt.