Nach Kritik und möglichen Unregelmäßigkeiten Papst entlässt konservativen US-Bischof
Der Vatikan hat einen US-amerikanischen Bischof seines Amtes enthoben. Der konservative Theologe Strickland gilt als einer der schärfsten Kritiker von Papst Franziskus.
Papst Franziskus hat einen seiner schärfsten Kritiker unter den US-amerikanischen Bischöfen seines Amtes enthoben. Wie das vatikanische Presseamt mitteilte, entzog er Bischof Joseph Strickland die Leitung des texanischen Bistums Tyler. Zum vorübergehenden Verwalter des Bistums ernannte er den Bischof von Austin, Joe Vasquez.
Einen Grund für die Amtsenthebung teilte der Vatikan bisher nicht mit. Von der Diözese gab es keinen unmittelbaren Kommentar, und die US-amerikanische Bischofskonferenz veröffentlichte lediglich eine englische Übersetzung der Erklärung des Vatikans mit Angaben zur Größe der Diözese.
Verdacht finanzieller Unregelmäßigkeiten
Im Juni dieses Jahres hatte der Papst eine kirchenamtliche Überprüfung (Visitation) des Bistums angeordnet, das im Osten des Bundesstaates Texas liegt. Mit rund 100.000 Katholiken zählt es zu den kleineren Diözesen in den USA. In amerikanischen Medienberichten war damals vom Verdacht finanzieller Unregelmäßigkeiten die Rede.
Es kommt sehr selten vor, dass ein römisch-katholischer Bischof vollständig von seinen Pflichten entbunden wird. Normalerweise werden Bischöfe, die Probleme mit dem Vatikan haben, zum Rücktritt aufgefordert, bevor sie ein Rücktrittsgesuch einreichen, das der Papst akzeptiert.
Strickland will Amt behalten
Der Texaner Strickland war Ende 2012 von Papst Benedikt XVI. zum Bischof von Tyler ernannt worden. Die für Bischofsernennungen zuständige Vatikan-Behörde, das Dikasterium für die Bischöfe, soll laut Medienberichten bereits im September über eine mögliche Amtsenthebung Stricklands beraten haben. Damals hatte Strickland erklärt, er werde sein Amt auch dann nicht aufgeben, wenn der Papst ihm dies nahelegen würde. Er habe dies vom verstorbenen Papst Benedikt XVI. erhalten und könne sich dieser Verantwortung nicht entziehen.
Scharfe Kritik an Franziskus
Strickland hat in den vergangenen Jahren immer wieder durch scharfe Kritik am kirchenpolitischen und theologischen Kurs von Papst Franziskus für Schlagzeilen gesorgt. Im Mai hatte er in einem Tweet betont, zwar sei Papst Franziskus der rechtmäßige Papst, doch untergrabe er die überlieferte Glaubenslehre.
Am 31. Oktober hatte Strickland in einem Beitrag für ein Forum konservativer Katholiken in Rom, dem "Rome Life Forum", aus dem Brief eines Freundes vorgelesen, in dem Papst Franziskus beschuldigt wird, das Papstamt unrechtmäßig erobert und den rechtmäßigen Papst verdrängt zu haben. Besonders kritisch äußerte er sich zu Franziskus‘ jüngstem Treffen zur Zukunft der katholischen Kirche, bei dem unter anderem Möglichkeiten besprochen wurden, LGBTQ+-Katholiken besser zu integrieren. Im Vorfeld des Treffens sagte Strickland, es sei eine "Travestie", dass solche Dinge überhaupt zur Diskussion stünden.