Tödlicher Schuss am Filmset "Rust"-Waffenmeisterin schuldig gesprochen
2021 starb am Filmset des Westerns "Rust" eine Kamerafrau - getroffen von einer Kugel aus einer Requisitenwaffe, die mit scharfer Munition geladen war. Nun wurde die Waffenmeisterin wegen fahrlässiger Tötung für schuldig befunden.
Nach dem tödlichen Schuss von Hollywood-Star Alec Baldwin auf eine Kamerafrau während der Dreharbeiten zum Westernfilm "Rust" ist nun die Waffenmeisterin der Produktion, Hannah Guttierez-Reed, wegen fahrlässiger Tötung schuldig gesprochen worden. Zu diesem Urteil kamen die zwölf Geschworenen an einem Gericht in Santa Fe im US-Bundesstaat New Mexico nach etwa dreistündigen Beratungen.
Das Strafmaß soll zu einem späteren Zeitpunkt verkündet werden. Der 26-Jährigen drohen bis zu 18 Monate Gefängnis. Sie wirkte bei der Urteilsverkündung weitgehend ausdruckslos und wurde danach direkt in Gewahrsam gebracht, wo sie dem Gericht zufolge bis zur Strafmaßverkündung bleiben soll. Ihr Anwaltsteam kündigte an, in Revision gehen zu wollen.
Waffe mit scharfer Munition geladen
Im Oktober 2021 war die Kamerafrau Halyna Hutchins am Filmset von "Rust" tödlich verletzt worden. Regisseur Joel Souza wurde von derselben Kugel an der Schulter getroffen, als sich der Schuss aus einer Requisitenwaffe löste, die von Hauptdarsteller Alec Baldwin bedient wurde. Gutierrez-Reed war bei dem Dreh für Waffen und Sicherheit zuständig. Sie hatte den Revolver geladen, der dann Baldwin gereicht wurde.
Staatsanwältin Kari Morrissey warf Gutierrez-Reed unter Berufung auf Fotos vor, mindestens zwölf Tage vor dem Schuss unwissentlich scharfe Munition zum Filmset gebracht und ihren Fehler auch danach nicht bemerkt zu haben. Morrissey beklagte "ständige, nicht enden wollende Sicherheitsmängel" am Set und bescheinigte Gutierrez-Reed einen "erstaunlichen Mangel an Sorgfalt".
"Unfall war vorsätzlich und vorhersehbar"
Sie habe es versäumt, "die Sicherheit von Schusswaffen zu gewährleisten, wodurch ein tödlicher Unfall vorsätzlich und vorhersehbar war". Die Waffenmeisterin habe wiederholt die Standardvorgaben bei der Überprüfung der beim Dreh benutzten Revolver nicht eingehalten, so Morrissey. Jedes Mal, wenn ein Schauspieler eine Waffe in der Hand gehabt habe, sei das "ein Spiel russisches Roulette" gewesen.
Die Waffenmeisterin versicherte nach Angaben ihres Anwalts, sie habe die Waffe nicht mit scharfer Munition geladen, die an Filmsets generell streng verboten ist. Sie sei von der Filmproduktionsfirma und Baldwin zum Sündenbock gemacht worden. Neben fahrlässiger Tötung wurde ihr Manipulation von Beweismitteln vorgeworfen, weil sie nach dem Schuss eine kleine Tüte mit möglichen Betäubungsmitteln habe verschwinden lassen. Im letzten Anklagepunkt wurde sie freigesprochen.
Ihre Verteidigung argumentiert unter anderem mit dem Bericht einer Arbeitsschutzbehörde, wonach es am Set umfassende Sicherheitsprobleme gab, die über die Verantwortung der Waffenmeisterin hinausgegangen seien.
Prozess gegen Baldwin im Juli
Sowohl Regisseur Souza als auch Regieassistent David Halls, der sich im vergangenen Jahr der fahrlässigen Handhabung einer Waffe schuldig bekannt und eine Bewährungsstrafe erhalten hatte, hatten in dem Prozess ausgesagt. Ein Prozess gegen den 65 Jahre alten Baldwin wegen fahrlässiger Tötung ist für Juli geplant. Er beteuert, er habe nicht geahnt, dass eine scharfe Patrone in der Waffe steckte, die zudem versehentlich losgegangen sei.