Anschläge vor dem Ausruf des PKK-Waffenstillstands Linke Gruppe bekennt sich zu Attentaten in Ankara
Die linksextreme Untergrundorganisation DHKP-C hat sich zu den Anschlägen auf das türkische Justizministerium und die Zentrale der Regierungspartei AKP bekannt. Angreifer hatten in Ankara Handgranaten auf das Gebäude des Ministeriums geworfen und mit einer Panzerfaust auf das Parteibüro gefeuert.
Kurz vor dem erwarteten Aufruf zu einem Waffenstillstand der Kurden-Partei PKK hat eine Serie von Sprengstoffanschlägen das Land erschüttert. Zu den Attentaten auf türkische Regierungseinrichtungen und Büros der Regierungspartei AKP bekannte sich die militante linksextreme Revolutionäre Volksbefreiungspartei (DHKP-C).
Sie werde wegen der Angriffe der Regierung auf die Meinungsfreiheit die AKP von Ministerpräsident Tayyip Erdogan weiter attackieren, kündigten die Extremisten in einer im Internet veröffentlichten Erklärung an.
DHKP-C würde von Waffenstillstand nicht profitieren
Der stellvertretende Ministerpräsident Bülent Arinc sagte, die Anschläge seien vermutlich in der Absicht verübt worden, eine Verständigung von PKK und Regierung zu verhindern. Die Partei, die von der Türkei und den USA als terroristische Vereinigung bezeichnet wird, hatte früher mit der PKK zusammengearbeitet. Sie hätte bei einer Verständigung der PKK mit der türkischen Regierung kaum etwas zu gewinnen.
Anfang Februar sprengte sich ein Mitglied der DHKP-C in einem Nebengebäude der US-Botschaft in Ankara in die Luft und riss einen türkischen Wachmann mit in den Tod.
Öcalan ruft zur Einigung auf
Am Donnerstag feiern die Kurden ihr Neujahresfest. Zu diesem Anlass hat der seit 1999 inhaftierte PKK-Chef Abdullah Öcalan einen "historischen Aufruf" angekündigt. Es wird erwartet, dass er einen Waffenstillstand verkünden wird. Dieser könnte den seit 28 Jahren andauernden Kampf der kurdischen Arbeiterpartei für einen eigenen Staat beenden. Bei den Auseinandersetzungen kamen etwa 40.000 Menschen ums Leben.
In Istanbul explodierte am Mittwoch in der Nähe eines Behördenbüros ein Sprengsatz. Dabei entstand Sachschaden, Menschen wurden nicht verletzt. Zudem entschärfte die Polizei im selben Stadtbezirk Sprengkörper vor einem Kulturzentrum. Bereits am Dienstag waren in der Hauptstadt Ankara zwei Sprengsätze vor dem Justizministerium explodiert.
Außerdem wurde wenige Kilometer entfernt die Zentrale der Regierungspartei AKP von einer Panzerfaust getroffen. Der Anschlag zerstörte Fensterscheiben im siebten Stock des Gebäudes, in dem auch Ministerpräsident Tayyip Erdogan ein Büro hat. Erdogan war aber bereits zum einem Besuch in Dänemark abgereist.
Die PKK kämpft für einen eigenen Staat der Kurden oder zumindest ein Autonomiegebiet im Südosten der Türkei. In einem Guerillakrieg sind seit 1984 laut Schätzungen 40.000 Menschen getötet worden. Das Hauptquartier der PKK befindet sich in den nordirakischen Kandil-Bergen. Mit der türkischen Regierung wurde ein Waffenstillstand vereinbart, den aber beide Seiten inzwischen wieder aufkündigten. Die Beziehungen zur AKP-Regierung sind angespannt.
Die EU, die USA, die Türkei, der Irak und weitere Staaten stufen die PKK als terroristische Vereinigung ein. Die deutsche Organisation der PKK wurde 1993 vom Bundesinnenministerium verboten.