Weltklimakonferenz in Dubai Baerbock verhandelt für Europa
Außenministerin Baerbock übernimmt auf der Klimakonferenz eine wichtige Rolle: Sie führt für die EU Verhandlungen darüber, ob sich die Weltgemeinschaft auf mehr Ehrgeiz beim Klimaschutz einigen kann. Doch viele Staaten hängen an Kohle, Öl und Gas.
Die deutsche Außenministerin Annalena Baerbock wird in den finalen Verhandlungen in Dubai eine wichtige Rolle spielen. Sie soll für die EU federführend den wichtigsten Punkt - den Ausstieg aus fossilen Energien, aus Kohle, Öl und Gas - verhandeln. Sie sagt: "Es ist schon jetzt klar, dass es um diesen Punkt am Ende das heftigste Gerangel geben wird. Weil es gerade auch hier auf dieser COP nach wie vor mächtige Stimmen aus der alten, fossilen Welt gibt."
Die Umweltschutzverbände stärken der grünen Ministerin den Rücken. Martin Kaiser, geschäftsführender Vorstand von Greenpeace Deutschland, meint: "Wir haben große Erwartungen an die Außenministerin, dass sie mit der EU und für die EU hier hart bleibt bei der Frage des Ausstiegs aus den fossilen Energieträgern und das ohne Wenn und Aber."
Die Aktivistin Luisa Neubauer von Fridays for Future warnt aber auch: die Bundesregierung müsse glaubwürdig bleiben. Neubauer kritisiert die Energiepolitik der Ampel: "Auf der einen Seite einen fossilen Ausstieg zu fordern von allen anderen und dann sich umzudrehen und weitere, neue fossile Deals zu verhandeln, Finanzierung zu versprechen, Förderung zu versprechen - das ist verlogen."
Ein Kompromiss für den Ausstieg
Der Konferenzpräsident, Sultan Ahmed al-Jaber aus den Vereinigten Arabischen Emiraten, schwört währenddessen die Delegierten auf Kompromisse ein und verbreitet Optimismus: Er spüre, dass "etwas noch nie Dagewesenes hier in Dubai" geschehen könne.
Kann vielleicht nur in einem Ölstaat der Ausstieg aus Kohle, Öl und Gas beschlossen werden? Al-Jaber hatte angekündigt, dass er das für die große Aufgabe hier in Dubai hält. Der Widerstand aus Saudi-Arabien, aber auch von China oder Russland ist stark.
Wo könnte die Landungszone eines Kompromisses sein? Christoph Bals, sehr erfahrener Beobachter der Denkfabrik Germanwatch, glaubt, es könnte ein Einstieg in den Ausstieg von Kohle, Öl und Gas werden. Mit zwei Zeithorizonten: einem "Herunterfahren" bis 2030 und einem Ausstieg bis 2050. Kurzfristig müssten dann nach wissenschaftlichen Analysen eigentlich 43 Prozent weniger Klimagase bis 2030 Teil des Kompromisses sein.
Bals gibt zu: "Wir werden diese Zahl hier höchstwahrscheinlich nicht bekommen." Aber das Ergebnis müsse etwas sein, was diese Zahl wenigstens qualitativ ausdrückt. Etwa durch einen Verweis auf die Daten des Weltklimarates. Und beim endgültigen Ausstieg müsste wohl formuliert werden, dass der in den Industriestaaten schneller kommen müsste als in den Schwellenländern. Aber auch diese Analyse eines möglichen Ausgangs ist wohl eher eine optimistische Vorhersage.
Vorsorge statt Krisenmanagement
Lautstark kritisiert Sabine Minninger, Klimareferentin von der Organisation Brot für die Welt, dass es bei den Gesprächen zur Anpassungsfinanzierung praktisch gar keinen Fortschritt gebe. Stattdessen würden nur vergleichsweise sehr kleine Geldbeträge für den neuen Fonds zum Ausgleich von Schäden und Verlusten gefeiert.
Dabei sei das Geld andersherum besser investiert: "Eine starke Anpassungsfinanzierung würde Klimaschäden eben auch verhindern. Im Konkreten sind Klimaschäden viermal teurer als eine vernünftige Anpassungsfinanzierung", rechnet sie vor. Ein Beispiel: Ein Bewässerungssystem in der Landwirtschaft aufzubauen sei etwa sinnvoller, als Nahrungsmittelhilfe nach einer Dürre zu leisten.
Al-Jaber: Ölmanager oder Diplomat?
Der Konferenzpräsident jedenfalls hat bei den Verhandlungen jetzt einen Gang hochgeschaltet und lässt Ministerpaare - jeweils einer aus einem Entwicklungs- und einem Industrieland - nach Lösungen für die Probleme suchen. Dabei bleibt aber die Frage: Wird in Al-Jabers Handlungsweise am Ende der Ölmanager die Oberhand behalten oder der Diplomat, der hier kluge Erfolge zu Beginn der Konferenz eingefahren hat?
Martin Kaiser von Greenpeace meint: "Ich glaube, bei diesen Erfolgen muss man ihn packen und auch überzeugen, dass es ein anderes ökonomisches Modell gibt, bei dem auch die Menschen, die nicht so viel Geld haben, in dieser Klimakrise mitgenommen werden können."
Erneuerbare Energien - so sieht das eine große Mehrheit der Staaten jetzt schon - sind die Lösung, die Wohlstand, Wachstum und Klimaschutz gleichermaßen möglich machen.