Scholz auf der Weltklimakonferenz "Wir müssen uns dafür sehr beeilen"
Ein Ende von Kohle, Öl und Gas, Ausbau erneuerbarer Energien - Kanzler Scholz kam mit konkreten Forderungen zur Klimakonferenz. Auch in Richtung der Golfstaaten und China. Kritik kam von Umweltschützern.
Ein bisschen Optimismus am Anfang einer Rede soll bekanntlich nicht schaden. "Noch ist es möglich, dass wir die Emissionen in dieser Dekade so weit senken, dass wir das 1,5-Grad-Ziel einhalten", sagte der Bundeskanzler vor dem Plenum der Weltklimakonferenz in Dubai. Und Deutschlands Regierungschef schob direkt hinterher: "Wir müssen uns dafür sehr beeilen."
Scholz hatte konkrete Vorschläge für die Weltgemeinschaft im Gepäck. "Einigen wir uns hier in Dubai auf zwei verbindliche Ziele: zum einen die Verdreifachung des Ausbaus von erneuerbaren Energien, zum anderen auf die Verdopplung der Energieeffizienz. Beides bis 2030."
Oxfam: Mitreißend geht anders
Bei der Klimafinanzierung und bei Einrichtung eines Fonds für klimabedingte Schäden und Verluste betonte Scholz, dass Deutschland seine Ziele bereits erfüllt habe. Er appellierte an Staaten wie China und die Golfstaaten, sich ebenfalls zu beteiligen. Das sind jene Länder, die trotz gestiegenen Wirtschaftswachstums laut den veralteten UN-Statuten noch als Entwicklungsland gelten und daher eher Geld fordern, als einzuzahlen.
"Verantwortung tragen auch die Länder, deren Wohlstand in den vergangenen drei Dekaden enorm gewachsen ist und die heute einen großen Anteil an den weltweiten Emissionen haben. Wir brauchen auch ihre Unterstützung", sagte Scholz.
Vor allem das Thema Ausstieg aus fossilen Energien soll in Dubai besprochen werden - hier forderte der Bundeskanzler klar ein Ende von Kohle, Öl und Gas. "Wir müssen jetzt alle, die feste Entschlossenheit an den Tag legen, aus den fossilen Energieträgern auszusteigen."
Das sagte der Kanzler, der daheim eine neue Infrastruktur für Flüssiggas schaffe, kritisierte die Umweltschutzorganisation Greenpeace. Und Oxfam urteilte kurz und knapp über die Rede: Mitreißend geht anders. Es gehe darum, den "fossil fuel phase-out" - also die Nutzung fossiler Brennstoffe schrittweise auf Null zu reduzieren - auf dieser COP zu beschließen, betonte erneut Luisa Neubauer von "Fridays for Future". "Das ist unglaublich essenziell. Wir rasen in eine drei Grad heißere Welt. Das muss jetzt endlich kommen."
"Wir hören nicht auf, in Klimaschutz zu investieren"
Bundesentwicklungsministerin Svenja Schulze nimmt ebenfalls auf der Klimakonferenz teil. Ihr geht es um die konkrete Gestaltung des neu eingerichteten Fonds für klimabedingte Schäden und Verluste für besonders verwundbare Staaten. Deutschland beteiligt sich an dem Fonds - ebenso wie die Vereinigten Arabischen Emirate - mit 100 Millionen US-Dollar.
Auf die Frage, ob sich Deutschland denn so eine hohe Summe angesichts der Haushaltskrise leisten kann, war Schulze auf dem Gipfel eindeutig. "Wir wollen doch, dass solche Katastrophen wie an der Ahr in Zukunft möglichst vermieden werden", sagte sie. Da sei sehr viel zerstört worden. "Und deswegen ist das ein gutes Investment, das wir hier leisten. Wir hören nicht auf, in Klimaschutz zu investieren." Das sei absolut notwendig. "Nicht zu investieren, würde bedeuten, dass wir noch mehr Kosten produzieren."
Hunderte Milliarden Dollar sind nötig
Insgesamt sind mittlerweile rund 500 Millionen Dollar für den Fonds zusammengekommen. Doch Beobachter sind sich einig: Um wirklich die klimabedingten Schäden und Verluste in armen Ländern aufzufangen, bräuchte es Hunderte Milliarden Dollar - und das jährlich. Als Beispiel: Allein die Flut im Ahrtal hat rund 30 Milliarden Euro gekostet.