
Verhandlungen über Waffenruhe Hamas will lebende Geisel und vier Tote übergeben
Die Terrororganisation Hamas hat die Freilassung einer weiteren Geisel angekündigt. Auch vier Leichen sollen übergeben werden. Der israelische Premier Netanjahu kritisierte das Vorgehen der Hamas.
Erstmals seit Wochen will die militant-islamistische Hamas wieder eine lebende Geisel freilassen. Außerdem werde sie auf Grundlage eines Vorschlags von Unterhändlern vier Leichen getöteter Geiseln übergeben, die alle zwei Staatsbürgerschaften haben, teilte die Hamas mit. Bei der lebenden Geisel soll es sich um den Soldaten und israelisch-amerikanischen Doppelstaatsbürger Edan Alexander handeln.
Welche weiteren Staatsangehörigkeiten die vier toten Israelis haben, ließ die Terrororganisation offen. Unklar war zunächst auch, wann die Freilassung sowie die Übergaben der Leichen stattfinden sollen.
Netanjahu spricht von "psychologischer Kriegsführung"
Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu kritisierte die Ankündigung der Hamas als "Manipulationsversuch". Während sein Land den weiter reichenden Vorschlag des US-Sondergesandten Steven Wittkoff akzeptiert habe, "bleibt die Hamas auf einem Verweigerungskurs und fährt fort, einen psychologischen Krieg gegen die Geiselfamilien zu führen", hieß es in einer Stellungnahme seines Büros.
In der Mitteilung hieß es weiter, Netanjahu werde am Samstagabend mit Ministern zusammenkommen, um sich über die Verhandlungen über die Waffenruhe in Doha Bericht erstatten zu lassen. In diesem Rahmen solle auch über weitere Schritte entschieden werden.
Netanjahu steht unter großem internationalen Druck, möglichst bald, möglichst viele Geiseln lebend aus der Hand der Hamas zu befreien. Familien, Freunde und Unterstützer der verschleppten Menschen demonstrieren immer wieder, die Kundgebungen haben großen Zulauf.
Noch 24 Geiseln in Gewalt der Hamas
Islamisten im Gazastreifen haben nach israelischen Informationen noch 24 Geiseln und 35 Leichen von Verschleppten in ihrer Gewalt. Während der ersten Phase der Waffenruhe, die vor zwei Wochen endete, hatte die Hamas 25 lebende und die sterblichen Überreste von acht getöteten Geiseln übergeben. Im Austausch dafür hat Israel fast 2.000 palästinensische Gefangene aus der Haft entlassen.
In Doha wird derzeit über eine mögliche zweite Phase der Waffenruhe zwischen Israel und der Hamas verhandelt. Israel will eine Verlängerung der ersten Phase der Waffenruhe und fordert eine Freilassung der Hälfte der verbliebenen Geiseln.
Hamas bekräftigt Bereitschaft zur Umsetzung der Waffenruhe
Die Hamas hingegen will, dass wie vereinbart über die schwierigere zweite Phase der Waffenruhe verhandelt wird, die einen israelischen Truppenabzug und einen dauerhaften Waffenstillstand zum Ziel hat.
Der Hamas-Vertreter Husam Badran bekräftigte in einer separaten Erklärung, seine Gruppe setze sich für die vollständige Umsetzung des Waffenruheabkommens in allen Phasen ein. Gleichzeitig warnte er, dass jede israelische Abweichung von den Vereinbarungen die Verhandlungen komplett auf den Anfang zurückwerfen würde.