Nach Gefängnisbrand im Iran Zahl der Toten auf acht gestiegen
Nach dem Großbrand im Ewin-Gefängnis in Teheran ist die Zahl der Opfer auf acht gestiegen. Ursprünglich hatte die iranische Justiz vier Tote und 61 Verletzte gemeldet. Vier Schwerverletzte seien nun im Krankenhaus gestorben.
Die Zahl der Todesopfer infolge des Großbrands in dem berüchtigten Teheraner Ewin-Gefängnis ist nach Angaben der iranischen Behörden auf acht gestiegen. Vier weitere Häftlinge seien gestorben, teilte die Justiz auf der Website Mizan.news mit. Bislang war offiziell von vier Toten und 61 Verletzten die Rede gewesen. Alle Opfer hätten in dem Trakt der Anstalt eingesessen, in dem Häftlinge wegen Raubdelikten inhaftiert sind.
Iranische Behörden sprechen von Brandstiftung
Nach Angaben der iranischen Behörden war am Samstag in einer Werkstatt nach einem Kampf unter mehreren Insassen ein Feuer gelegt worden. Menschenrechtsorganisationen hatten bereits in der Nacht Opfer in der berüchtigten Haftanstalt befürchtet. Ein von Iran Human Rights veröffentlichtes Video zeigte Flammen und eine Rauchwolke über dem Gefängnis, zudem waren offenbar Schüsse zu hören. Im Hintergrund des Videos waren "Tod dem Diktator"-Rufe zu hören.
Die Organisation berichtete auf Twitter auch, dass sich zahlreiche Menschen zu Fuß auf den Weg zum Gefängnis gemacht hätten. Ein von Iran Human Rights gepostetes Video zeigte eine von Autos verstopfte Straße und Zufahrten.
Zusammenhang mit Protesten unklar
Nach offizieller iranischer Darstellung soll es sich um einen internen Konflikt in dem Gefängnis gehandelt haben. Die Angaben ließen sich jedoch nicht unabhängig überprüfen. Auf tausendfach in den sozialen Medien geteilten Videos waren chaotische Bilder rund um das Gefängnis zu sehen.
Die Gefängnisleitung sagte der iranischen Nachrichtenagentur Irna zufolge, "Hooligans und Randalierer" hätten eine Auseinandersetzung mit den Gefängniswärtern begonnen und dann auch das Textillager der Anstalt in Brand gesteckt. Die Feuerwehr habe den Brand inzwischen gelöscht.
Teherans Staatsanwalt betonte, es handelte sich bei dem Zwischenfall um einen "internen Konflikt im Gefängnis zwischen verurteilten Dieben". Er bestritt einen Zusammenhang mit den anhaltenden systemkritischen Protesten, die sich seit vier Wochen wie ein Lauffeuer im Land ausgebreitet haben.
Spontane Proteste in deutschen Städten
In Berlin trafen sich kurz nach Mitternacht mehrere hundert Exil-Iraner vor dem Auswärtigen Amt in Berlin-Mitte, um gegen die Zustände im Iran und besonders im Ewin-Gefängnis zu protestieren. Die Demonstranten in Berlin forderten die westlichen Staaten auf zu handeln. Auch in Frankfurt und Hamburg versammelten sich am späten Abend spontan mehrere Menschen vor den iranischen Generalkonsulaten.
Menschenrechtler kritisieren die Zustände
Das Ewin-Gefängnis im Norden Teherans gilt als Haftanstalt mit den schlimmsten Bedingungen im Iran. Menschenrechtsgruppen kritisieren die dortigen Zustände schon seit Längerem. In dem Gefängnis sitzen zahlreiche politische Gefangene ein.
Auch Hunderte bei den Protesten der vergangenen Wochen festgenommene Demonstranten sollen ins Ewin-Gefängnis gebracht worden sein, darunter auch viele Studierende der Teheraner Scharif-Universität. "Sie haben Teheran in ein Gefängnis verwandelt und das Ewin-Gefängnis in eine Universität", sangen kürzlich Studierende, wie in einem Video im Netz zu hören ist.