Kopftuchpflicht im Iran Strengere Kontrollen an Schulen und Unis
Aus Protest gegen das Regime und trotz hoher Strafen ignorieren viele Iranerinnen die Kopftuchpflicht. Die Regierung will die Vorgabe jetzt an Schulen und Universitäten strenger kontrollieren - und kündigt noch härtere Strafen an.
Die Regierung im Iran will die Kopftuchpflicht an Schulen und Universitäten wieder strenger durchsetzen. Das teilte das Bildungsministerium mit. Schülerinnen und Studentinnen, die das Kopftuch nicht wie vorgeschrieben tragen, sollen demnach nicht am Unterricht teilnehmen dürfen. Wie genau die Einhaltung der Kopftuchpflicht kontrolliert werden soll, ging aus der Mitteilung nicht hervor.
Viele ignorieren die Kopftuchpflicht
Die Regelung ist im Iran zwar nicht neu. Viele Frauen und Mädchen ignorieren aber seit Beginn der Massenproteste im vergangenen Herbst demonstrativ die Kopftuchpflicht - auch an Schulen und Universitäten. Im September war die 22-jährige Jina Mahsa Amini im Polizeigewahrsam gestorben, nachdem die Sittenpolizei sie festgenommen hatte. Sie soll ihr Kopftuch nicht vorschriftsgemäß getragen haben. Dies hatte im ganzen Land zu Protesten gegen das Regime geführt. Viele Frauen und Mädchen hatten auf den Straßen ihre Kopftücher angezündet.
Seit dem Beginn des persischen Neujahres vor rund zwei Wochen hat die iranische Regierung mehrfach angekündigt, die Missachtung der islamischen Kleidervorschriften härter zu bestrafen. Nun zog das Bildungsministerium nach.
"Ohne Gnade verfolgt"
Am Wochenende hatte der Justizchef der Islamischen Republik, Gholamhossein Mohseni Edschei, erklärt: "Die Abnahme des Schleiers ist gleichbedeutend mit Feindseligkeit gegenüber unseren Werten." Diejenigen, "die solche anomalen Handlungen begehen, werden bestraft" und "ohne Gnade verfolgt". Edschei ließ offen, mit welchen Strafen die Frauen zu rechnen haben.
Vergangene Woche hatte das Innenministerium das Kopftuch als "eine der zivilisatorischen Grundlagen der iranischen Nation" bezeichnet und an Bürger appelliert, unverschleierte Frauen zur Rede zu stellen.
Nach der 1979 eingeführten islamischen Scharia sind Frauen verpflichtet, ihr Haar zu bedecken und lange, locker sitzende Kleidung zu tragen, um ihre Figur zu verbergen. Wer dagegen verstößt, muss mit Geldstrafen oder Verhaftung rechnen. Irans Präsident Ebrahim Raisi sagte am Samstag im Staatsfernsehen, dass das Kopftuch in der Islamischen Republik gesetzlich vorgeschrieben sei. Zuvor war ein Video veröffentlicht worden, das einen Mann zeigt, der zwei Frauen mit einem Becher Joghurt bewirft. Die Frauen hatten ihre Haare gar nicht beziehungsweise nicht komplett verdeckt.