Erdbeben an Japans Westküste Zahl der Toten steigt weiter
Nach den Erdbeben, die am Montag Japan erschüttert haben, werden mittlerweile mindestens 65 Todesopfer gemeldet. Rettungskräfte suchen in einem Wettlauf gegen die Zeit nach Überlebenden.
Die Zahl der Todesopfer infolge starker Erdbeben an der Westküste Japans ist weiter gestiegen. Offiziellen Angaben zufolge kamen mindestens 65 Menschen ums Leben, davon 32 in der Stadt Wajima und 22 in Suzu. Die japanische Nachrichtenagentur Kyodo News berichtete unter Berufung auf eine eigene Zählung von 73 Toten.
In den Städten wie Wajima, Suzu und Noto auf der Halbinsel Noto wurden zahlreiche Häuser zerstört oder fielen Bränden zum Opfer. Das ganze Ausmaß der Zerstörungen sei noch nicht erfasst, meldete der Fernsehsender NHK. Seit Neujahr ist die Region von einer ganzen Serie an Erdbeben erschüttert und von Tsunamiwellen getroffen worden. Das heftigste hatte am Montag eine Stärke von 7,6 erreicht.
Rettungskräfte suchen weiter intensiv nach weiteren Überlebenden. Japans Regierungschef Fumio Kishida sprach von "weiträumigen Zerstörungen" und einem "Wettlauf gegen die Zeit".
Lage weiter unübersichtlich
Feuerwehrleute suchten unter einem eingestürzten sechsstöckigen Geschäftsgebäude in Wajima nach möglichen Überlebenden. Ein Großbrand vernichtete nach Medienberichten rund 200 Gebäude des historischen Marktviertels der Stadt. Die Feuerwehr könne der Vielzahl an Notrufen und Schadensmeldungen kaum Herr werden, sagte ein Sprecher.
Viele Straßen sind durch die Zerstörungen unpassierbar geworden.
Ishikawas Gouverneur Hiroshi Hase berichtete von Straßen in weiten Teilen der Präfektur, die durch Risse und Erdrutsche unpassierbar wurden. Im Hafen von Suzu seien zudem "zahlreiche" Boote gekentert. Die Stadtverwaltung von Suzu meldete rund 1.000 vollständig zerstörte Häuser und eine "katastrophale" Lage.
Zehntausende Menschen sollen Region verlassen
Rund 62.000 Menschen wurden laut Katastrophenschutzbehörde zur Evakuierung aufgefordert. Etwa 1.400 Fahrgäste mussten die Nacht in Shinkansen-Schnellzügen verbringen, die wegen der Schäden festsaßen. Unter den Passagieren war auch Georgiens Botschafter Teimuras Schawa, der im Internet die Hilfsbereitschaft des Bahnhofspersonals lobte.
Weitere 1.000 Passagiere harrten laut dem Fernsehsender NHK fast 24 Stunden in regionalen Expresszügen aus. Zehntausende Bewohner waren weiterhin ohne Strom, in mehreren Städten fiel die Wasserversorgung aus.
Bundeskanzler Olaf Scholz und Außenministerin Annalena Baerbock sprachen den Angehörigen der Opfer ihr Mitgefühl aus. Papst Franziskus versicherte den von der Katastrophe betroffenen Menschen seine Solidarität und Nähe, heißt es in dem von Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin unterzeichneten Telegramm. Franziskus bete für die Toten und eine Rettung vermisster Personen.
Weitere Beben möglich
Die meteorologische Behörde warnte für diese Woche vor weiteren starken Beben, vor allem in den ersten zwei, drei Tagen nach der besonders schweren Erschütterung vom Neujahrstag.
Japan ist ein extrem erdbebengefährdetes Land. Es liegt am sogenannten Pazifischen Feuerring, wo tektonische Platten aufeinander stoßen. In diesem Gebiet kommt es häufig zu Erdbeben und Vulkanausbrüchen. Im März 2011 führten ein schweres Beben und ein Tsunami zu Kernschmelzen im Atomkraftwerk Fukushima. Beim aktuellen Beben wurden keine Unregelmäßigkeiten in den AKW gemeldet.