Nach sechs Jahren Haft in Türkei Deutscher aus Gefängnis entlassen
Mehr als sechs Jahre saß der Deutsche Patrick Kraicker in der Türkei wegen Terrorverdachts im Gefängnis. Nun ist der 35-Jährige entlassen worden - doch ganz frei ist er trotzdem noch nicht.
Um 10 Uhr Ortszeit war es soweit: Nach eigenen Angaben konnte Patrick Kraicker das Gefängnis bei Ankara verlassen - nach dem Ende seiner regulären Haftzeit. Wirklich frei ist der 35-Jährige aus Gießen allerdings noch nicht: Er muss auf der Polizeistation Fingerabdrücke abgeben und Formalitäten erledigen. Dann kommt er in Abschiebehaft. Ob Kraicker die Türkei schon heute oder erst in den nächsten Tagen verlassen kann, ist nicht klar.
Dem ARD-Hörfunkstudio Istanbul sagte Kraicker am Telefon, es gehe ihm soweit gut, er sei glücklich. Er habe bereits per Video mit seiner Mutter in Deutschland telefoniert.
Haftstrafe wegen Terrorverdachts
Kraicker war im Frühjahr 2018 an der türkisch-syrischen Grenze festgenommen worden, weil er sich angeblich der Kurdenmiliz YPG anschließen wollte. Ein Gericht in Sirnak im Südosten der Türkei hatte ihn anschließend zu sechs Jahren und drei Monaten Gefängnis verurteilt. Er soll Mitglied einer Terrororganisation gewesen und in ein Sperrgebiet eingedrungen sein.
Die Türkei stuft die YPG als syrischen Arm der verbotenen kurdischen PKK und damit ebenfalls als Terrororganisation ein.
Freunde und Familie von Kraicker betonten, er habe in der Türkei nur wandern wollen. Kritiker hatten in seinem Fall politische Motive Ankaras gesehen und der Bundesregierung vorgeworfen, sich nicht genug für ihn einzusetzen.