Nepal Trümmer, Kälte und die Angst vor Nachbeben
Mindestens 157 Menschen sind durch das Erdbeben in Nepal ums Leben gekommen. Die Überlebenden harren im Freien aus - weil ihre Häuser zerstört wurden und weil sie weitere Nachbeben fürchten.
Nur einige Stangen und darüber ein Tuch oder eine Plastikfolie - es sind provisorische Zelte, um sich vor der Kälte zu schützen. Derartige Behausung zeigen Aufnahmen der Nachrichtenagentur AP. In der Nacht lagen die Temperaturen bei sieben oder acht Grad Celsius.
Tausende Männer, Frauen und Kinder mussten in dem vom Erdbeben am schwersten betroffenen Gebiet draußen bleiben. Ihre Häuser - oder zumindest das, was von ihnen übrig blieb - sind dabei oft nur wenige Meter entfernt. Die Häuser seien zerstört worden oder zumindest schwer beschädigt, sagt ein Mann aus dem Dorf.
Große Angst vor Nachbeben
Häuser in dieser armen Gegend im Westen Nepals sind meist aus Stein, Lehm und Holz gebaut. Einem Erdbeben der Stärke 5,8 - so die Messung des Helmholtz-Zentrums in Potsdam - konnten sie nicht standhalten. Die wenigen Gebäude aus Beton sind zwar stehen geblieben, beschädigt sind aber auch sie.
Die Menschen haben Angst vor Nachbeben. Am Morgen gab es tatsächlich eines - zum Glück nur mit der Stärke 3,6. Das große Beben hatte die Region am Freitag kurz vor Mitternacht getroffen. Viele Menschen wurden davon im Schlaf überrascht. Sie konnten sich nicht mehr retten. In seinem Dorf seien wohl zehn bis zwölf Menschen gestorben, sagt ein Bewohner.
Überlebende suchen in Trümmern nach Habseligkeiten - viele Lehmhäuser hielten dem Beben nicht stand.
Ärzte müssen viele Knochenbrüche behandeln
Die nepalesische Regierung versucht, Hilfe in alle betroffenen Dörfer zu bringen. Tagsüber können auch die Militärhubschrauber wieder fliegen. Erdrutsche hatten gestern verhindert, dass Rettungstrupps vorankamen. Es wird befürchtet, dass noch zahlreiche Menschen unter den Trümmern liegen - die Zahl der Toten könnten noch steigen, die der Verletzten auch.
Im Krankenhaus von Bheri werden viele der Verletzten behandelt. Schwerere Fälle fliegen sie in die Hauptstadt Kathmandu aus. In Bheri liegen vor allem Menschen mit Knochenbrüchen, sagt ein Arzt. "31 oder 32 verletzte Patienten wurden nach dem Erdbeben hierher ins Krankenhaus gebracht. Die meisten Patienten haben Frakturverletzungen erlitten. Auch viele Kinder sind betroffen."
Regierungschef in der Unglücksregion
Gestern war Regierungschef Pushpa Kamal Dahal in dem Gebiet und besuchte Verletzte in Krankenhäusern. Für Nepal war es das schwerste Erdbeben seit 2015. Damals waren bei einer Serie schwerster Erdbeben fast 8000 Menschen getötet worden, Teile der historischen Altstadt von Kathmandu wurden zerstört. Solche Erdbeben sind nicht ungewöhnlich in dieser Region. Das Himalaya gilt als extrem erdbebengefährdet. Hier treffen die indische und die eurasische Kontinentalplatte aufeinander.