Trotz gesundheitlicher Probleme Deutsch-Iranerin wieder im Gefängnis
Zu mehr als zehn Jahren Haft war die deutsch-iranische Menschenrechtsaktivistin Taghavi verurteilt worden. Ein Hafturlaub der gesundheitlich angeschlagenen Kölnerin wurde jetzt offenbar beendet.
Die im Iran zu einer langen Haftstrafe verurteilte deutsch-iranische Menschenrechtsaktivistin Nahid Taghavi ist nach Angaben ihrer Tochter zurück in das berüchtigte Evin-Gefängnis gebracht worden. Dieses hatte sie vor vier Monaten aus gesundheitlichen Gründen vorübergehend verlassen dürfen. Die medizinische Behandlung sei aber noch nicht abgeschlossen, schrieb ihre Tochter Mariam Claren bei Twitter.
Die 67-jährige Taghavi war im Oktober 2020 festgenommen worden, nachdem sie sich jahrelang für Menschenrechte und besonders Frauenrechte sowie Meinungsfreiheit im Iran eingesetzt hatte. Nach Angaben ihrer Tochter wurde Taghavi sieben Monate lang in Einzelhaft festgehalten und mehr als tausend Stunden ohne rechtlichen Beistand vom Geheimdienst der iranischen Revolutionsgarden verhört.
Im August 2021 wurde sie wegen "Mitgliedschaft in einer illegalen Gruppe" zu zehn Jahren und wegen "Propaganda gegen das Regime" zu acht Monaten verurteilt. Die Bundesregierung kritisierte das Urteil als "nicht nachvollziehbar".
Gesundheitliche Probleme
Nach Angaben ihrer Tochter war Taghavi am 19. Juli dieses Jahres aus medizinischen Gründen Hafturlaub gewährt worden. Demnach leidet ihre Mutter unter Bandscheibenvorfällen, unter einem Karpaltunnelsyndrom und unter Diabetes 2. Ihr Gesundheitszustand hatte sich deutlich verschlechtert, nachdem sie sich im Juli 2021 mit dem Coronavirus infiziert hatte.
Die im Iran geborene Architektin Taghavi lebt seit 1983 in Köln und besitzt neben der iranischen auch die deutsche Staatsangehörigkeit. Ihre Mutter sei "eine von unzähligen politischen Gefangenen der Islamischen Republik", erklärte Claren. Seit dem Tod der Kurdin Mahsa Amini und der Protestbewegung im Iran "wird die ganze Welt Zeugin der Repressalien dieses unmenschlichen Regimes", fügte sie hinzu.
Scharfe Kritik von Scholz
Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hatte die iranische Führung am Wochenende mit ungewöhnlich scharfen Worten für die dortigen Menschenrechtsverletzungen kritisiert und die von der EU geplanten neuen Sanktionen verteidigt. Angesichts der brutalen Niederschlagung der seit Wochen anhaltenden Proteste wollen die EU-Außenminister am Montag neue Sanktionen gegen den Iran verhängen.