Tunesien fahndet nach geflüchtetem Präsidenten Internationaler Haftbefehl gegen Ben Ali
Tunesien fahndet mit einem internationalen Haftbefehl nach dem gestürzten Präsidenten Ben Ali und seiner Ehefrau. Das teilte das tunesische Justizministerium mit. Ben Ali und seine Frau waren am 14. Januar nach wochenlangen Protesten der Bevölkerung nach Saudi-Arabien geflohen.
Die tunesische Justiz hat einen internationalen Haftbefehl gegen den geflohenen Präsidenten Zine El Abidine Ben Ali und seine Ehefrau Leila Trabelsi beantragt. Das teilte der tunesische Justizminister Lazhar Karoui Chebbi mit. Ben Ali und seiner Frau würden "illegale Aneignung von Vermögen" und "illegaler Devisentransfer ins Ausland" vorgeworfen, sagte er weiter. Die internationale Polizeiorganisation Interpol solle dabei helfen, das Ehepaar zu ergreifen.
Interpol bestätigte den Antrag der tunesischen Übergangsregierung zunächst nicht. Die Polizeiorganisation kann seine Mitgliedsländer über einen solchen Haftbefehl informieren, es bleibt aber jedem Land selbst überlassen, die gesuchte Person zur Festnahme auszuschreiben oder nicht.
Ben Ali und seine Frau waren am 14. Januar nach wochenlangen Protesten der Bevölkerung nach Saudi-Arabien geflohen. Eine Landung in Paris war ihnen von der französischen Regierung untersagt worden. Die Schweiz ließ bereits seine Konten einfrieren. Die EU hat dies ebenfalls vor.
Anhaltende Proteste im Land
Seit Ben Alis Flucht war es immer wieder zu Demonstrationen und Protesten gegen die Übergangsregierung gekommen. Die Polizei in der tunesischen Hauptstadt Tunis setzte auch heute Tränengas gegen Hunderte Demonstranten ein, die gegen die Interimsregierung protestierten. Dieser gehören zwar auch frühere Oppositionspolitiker an. Schlüsselpositionen wurden aber mit einstigen Parteifreunden Ben Alis besetzt.
Zu den Zusammenstößen kam es vor dem Büro des Ministerpräsidenten Mohamed Ghannouchi. Einige Demonstranten bewarfen die Sicherheitskräfte mit Steinen.
Übergangsregierung soll umgebildet werden
Eine für Mittwoch angekündigte Umbildung der Übergangsregierung verzögerte sich. Sie soll nach Angaben der amtlichen Nachrichtenagentur TAP nun am heutigen Donnerstag vollzogen werden. Ghannouchi muss die Ressorts von fünf Ministern neu besetzen, die unter dem Druck der seit Tagen andauernden Proteste zurückgetreten waren. Die Demonstranten fordern die Entlassung ehemaliger Gefolgsleute von Ben Ali aus der Übergangsregierung.
Die sogenannte Jasmin-Revolution, die zur Flucht Ben Alis führte, hat auch in anderen Ländern Nordafrikas und des Nahen Ostens teilweise Proteste ausgelöst, etwa in Ägypten.