Kundgebung in Athen Tausende demonstrieren für den Euro
Der Schuldenstreit polarisiert die griechische Bevölkerung: In Athen haben mehrere Tausend Menschen für den Verbleib im Euro-Raum demonstriert. Mit dem Ruf "Europa!" zogen sie vor das Parlament. Am Tag zuvor waren Eurokritiker auf die Straße gegangen.
Tausende Menschen haben in Athen für den Verbleib ihres Landes in der Eurozone demonstriert. Zwischen 6000 und 7000 Demonstranten versammelten sich nach Polizeiangaben am Abend unter dem Motto "Wir bleiben in Europa" vor dem Parlamentsgebäude in Athen. Damit nahmen an der Kundgebung etwa genauso viele Menschen teil wie an einer eurokritischen Demonstration am Vortag.
Die Menschen forderten, dass sich die Regierung unter Ministerpräsident Alexis Tsipras mit den Partnern und Gläubigern verständigt, damit Griechenland den Euro als Währung behalten kann. Zu der Demonstration hatten Sympathisanten und Wähler der oppositionellen konservativen Partei Nea Dimokratia sowie der Sozialisten und anderer pro-europäischer Organisationen und Vereinigungen aufgerufen. Auch mehrere Abgeordnete dieser Parteien nahmen an der Kundgebung teil.
Unterstützung für Forderungen von EU und IWF
Auf den Transparenten der Demonstranten standen Slogans wie "Griechenland - das sind nicht nur Rentner, sondern auch Unternehmen" oder "Nein zum Stalinismus in Griechenland". "Wir vertreten keine Partei, nur den gesunden Menschenverstand", sagte der 37-jährige Wirtschaftswissenschaftler Stratos Tsolakis. Griechenland habe sich selbst in seine schwierige Lage gebracht und müsse auch selbst die Krise überwinden. Niemand bekomme Geld ohne Gegenleistungen geliehen.
"Die meisten Menschen, die Sie hier sehen, haben wie ich nie demonstriert", sagte der 49-jährige Demonstrant Dimitris Alefandis. Er sei "zu hundert Prozent einverstanden" mit den Forderungen der EU und des Internationalen Währungsfonds (IWF) an sein Land, fügte der Chef eines Bauunternehmens hinzu. Ein anderer Demonstrant warf der Regierung von Ministerpräsident Alexis Tsipras vor, sie habe keine einheitliche Linie und wisse nicht, was sie wolle.
Zwei Lager entstehen
Analysten sahen in den beiden Demonstrationen Anzeichen für eine gefährliche Spaltung des Landes. Die Bürger würden langsam in ein pro-europäisches und ein euroskeptisches Lager geteilt, hieß es in mehreren Kommentaren im griechischen Rundfunk.
Am Abend waren Beratungen der Euro-Finanzminister in Luxemburg über die griechische Schuldenkrise erneut ohne Ergebnisse geblieben. Für Montag wurde daher ein Sondergipfel der Währungsunion einberufen. Ohne eine Einigung mit seinen Gläubigern droht dem Land die Pleite und womöglich ein Ausscheiden aus der Eurozone.