Türkischer Präsident Erdogan "Wir brauchen die EU nicht mehr"
Die EU-Beitrittsgespräche mit der Türkei liegen auf Eis, die Beziehungen sind angespannt. Für den türkischen Präsident ist das offenbar kein Problem: "Wir brauchen die EU nicht mehr", sagte Erdogan in Ankara. Die Gespräche mit der EU will er aber nicht einseitig abbrechen.
Die Türkei ist nach Worten von Präsident Recep Tayyip Erdogan nicht mehr auf eine Mitgliedschaft in der Europäischen Union angewiesen. Sein Land werde aber nicht die Seite sein, die die Beitrittsverhandlungen einseitig beende, sagte Erdogan vor dem Parlament in Ankara.
Die seit zwölf Jahren andauernden Beitrittgespräche liegen derzeit auf Eis. Nach dem Putschversuch in der Türkei im vergangenen Jahr haben sich die Beziehungen zwischen der Regierung in Ankara und der EU deutlich verschlechtert. Die EU wirft der Türkei vor, zu hart gegen mutmaßliche Unterstützer des Putsches vorzugehen. Zehntausende Menschen, darunter auch Lehrer und Journalisten, wurden festgenommen. Zudem sind auch zahlreiche deutsche Staatsbürger, wie der "Welt"-Journalist Deniz Yücel, in der Türkei in Haft.
Bundeskanzlerin Angela Merkel will beim EU-Gipfel Mitte Oktober mit den anderen Mitgliedsländern der Staatengemeinschaft darüber beraten, ob die Beitrittsgespräche beendet oder nur ausgesetzt werden sollen. Im Bundestagswahlkampf hatte Merkel erklärt, sie werde für einen Stopp der Beitrittsgespräche werben. Zuvor hatte sich SPD-Chef Martin Schulz klar für diesen Schritt ausgesprochen.