Online-Abstimmung EU-Bürger - für oder gegen Sommerzeit?
Abschaffen oder Beibehalten - seit Jahren erregt die Zeitumstellung zwischen Sommer und Winter die Gemüter. Deshalb befragt die EU nun die Bürger. Alle 510 Millionen Bewohner können im Internet abstimmen.
Die EU-Kommission erwägt eine Abschaffung der umstrittenen Sommerzeit. Die Behörde startete heute eine Online-Befragung von Bürgern, Unternehmen und Verbänden, um sich ein Bild zur Unterstützung oder Ablehnung der Regelung zu verschaffen. Teilnehmer können dabei bis zum 16. August ihre Meinung auch auf Deutsch kundtun.
Das Europaparlament hatte im Februar eine Überprüfung durch die Kommission gefordert. Dabei wurde auch auf Studien verwiesen, wonach die Sommerzeit "negative Folgen für die Gesundheit der Menschen" haben könne. Die Forderung des Verkehrsausschusses, die Sommerzeit ganz abzuschaffen, fand damals allerdings keine Mehrheit.
Studien nicht eindeutig
Die Kommission verwies nun auch auf Forderungen von Mitgliedstaaten nach einer Änderung. Finnland forderte demnach die Abschaffung. Teilnehmer der Online-Befragung hätten zwei Möglichkeiten, sagte ein Kommissionssprecher. Sie könnten sich für die Beibehaltung der Sommerzeit oder ihre "Abschaffung in der gesamten Europäischen Union" aussprechen. Denn mit Blick auf den EU-Binnenmarkt wolle die Kommission einen "Flickenteppich" unterschiedlicher Regelungen vermeiden. Aus diesem Grund will die Kommission den Mitgliedstaaten bei einer Abschaffung der Sommerzeit eine nationale Umstellung auch ausdrücklich verbieten.
Der Kommissionssprecher verwies gleichzeitig darauf, dass Studien zu möglichen Gesundheitsproblemen durch die Zeitumstellung bis heute keine eindeutigen Schlussfolgerungen erlaubten. Deshalb müsse die Entscheidung nun "auf Basis von anderen Kriterien" getroffen werden. Laut Kommission könnten nach neueren Untersuchungen zwar die Auswirkungen auf den Biorhythmus stärker als angenommen sein. Es gebe aber auch positive Effekte für die Gesundheit im Zusammenhang mit mehr Freizeitaktivitäten im Freien. Ursprünglich durch die Sommerzeit erhoffte Energiespareffekte seien darüber hinaus aber bestenfalls "marginal".
Persönliche Präferenzen werden abgefragt
In der Befragung können auch Gründe zur Entscheidung für oder gegen die Sommerzeit angegeben werden: Dazu gehören Energieeinsparung, Gesundheit, Freizeitaktivitäten am Abend oder die Straßenverkehrssicherheit. Für den Fall einer Abschaffung können Teilnehmer eine Präferenz entweder für "ständige Sommerzeit" oder "ständige Winterzeit" angeben.
Die Sommerzeit wurde aus Gründen der Energieeinsparung in Deutschland 1980 eingeführt, in anderen Mitgliedstaaten schon deutlich früher. Seit 2002 ist die Umstellung EU-weit einheitlich geregelt, um Probleme durch unterschiedliche Uhrzeiten im Gütertransport oder bei Flug- oder Bahnverbindungen zu vermeiden. Die Uhren werden dabei immer am letzten Sonntag im März vor und am letzten Sonntag im Oktober wieder zurückgestellt.