Feuer in Europa und Kanada Verzweifelter Kampf gegen die Brände
Die Flammen wüten weiter in vielen Teilen Europas und in Kanada: Auf Teneriffa sind bislang etwa sechs Prozent der Insel abgebrannt. Griechenland bekommt internationale Hilfe. Und in Kanada unterstützt das Militär. Die Lage im Überblick.
Weltweit sorgen massive Brände für Zerstörung und gefährden Bewohnerinnen und Bewohner. In Europa sind derzeit vor allem Teneriffa und Griechenland betroffen. Auch in Kanada kämpfen Einsatzkräfte weiterhin gegen die mehr als 1.000 Feuer. Ein Überblick über die Lage.
Griechenland: Hilfe aus Zypern und Rumänien
In Griechenland geht der Kampf gegen mehrere große Wald- und Buschbrände weiter. "Der Wind ist unser größter Feind", sagte ein Sprecher der Feuerwehr. Immer wieder entfachen neue Feuer und erschweren die Löscharbeiten erheblich.
Und auch für Dienstag gibt es vorerst keine Entwarnung. Wegen anhaltender Trockenheit und der stürmischen Winde bleibt die Waldbrandgefahr in weiten Teilen des Landes sehr hoch bis extrem hoch, wie der Zivilschutz warnte. Angesichts der vielen Brandherde kommt nun internationale Hilfe: Zypern schickte zwei Löschflugzeuge, Rumänien zehn Löschfahrzeuge mit 56 Feuerwehrleuten, die noch am Abend eintreffen sollten.
Unterdessen meldet Griechenland weitere Brände. Ein Feuer hat sich in der Nacht in der Region Böotien westlich von Athen entwickelt. Dort wurden am Morgen zwei Ortschaften sowie der Badeort Paralia Saranti evakuiert. Ein etwa 80 Jahre alter Mann starb. Der Schäfer habe seine Tiere vor den Flammen retten wollen und sei in den Rauchschwaden ohnmächtig geworden und vermutlich erstickt, bestätigte die Feuerwehr dem Staatssender ERT.
Ein weiteres Feuer ist auf Euböa, der zweitgrößten Insel des Landes, ausgebrochen. Dort sind die Orte Psachna und Nea Artaki betroffen, wie die Feuerwehr mitteilte. Die Ränder der Ortschaften, die in Richtung Feuer gelegen sind, wurden vorsorglich evakuiert. Zudem entfachte ein neuer Brand im äußersten Nordosten des Landes in der Nähe des Grenzflusses Evros. Dort brennt es im Nationalpark Dadia.
Und auch nahe der Hafenstadt Kavala in Nordgriechenland brennt es seit dem Nachmittag. Vier Feuerwehrleute wurden bei ihren Einsätzen verletzt und zur Behandlung in Krankenhäuser eingeliefert.
Vier Ortschaften mussten in der Nähe von Kavala evakuiert werden.
Für die Region Attika, in der die Hauptstadt Athen liegt, sowie die angrenzenden Regionen gilt laut griechischem Zivilschutz die höchste Stufe der Brandgefahr.
Weil es in den betroffenen Gegenden teils seit Monaten nicht geregnet hat, ist die Vegetation ausgedörrt. Fangen Pflanzen und Bäume Feuer, treibt der Wind die Flammen so schnell voran, dass die Feuerwehr kaum eine Chance hat.
Die Feuer nahe der nordostgriechischen Hafenstadt Alexandroupolis konnten zwischenzeitlich weitgehend unter Kontrolle gebracht werden. Sie seien jedoch immer noch gefährlich, berichtete der Staatssender. Dort waren am Wochenende vorsorglich zwölf Dörfer und Siedlungen evakuiert worden. Viele Menschen hätten jedoch mittlerweile zurückkehren können, hieß es. Nach griechischen Medienberichten sind mehrere Häuser und eine Kirche stark beschädigt. Die Flammen haben laut den Behörden mehrere Häuser in der Ortschaft Loutros beschädigt und auch Agrarland zerstört. Insgesamt kämpfen die Feuerwehrleute gegen 53 Brände im Land.
Teneriffa: Polizei geht von Brandstiftung aus
Auf Teneriffa gibt es fünf Tage nach dem Ausbruch eines Waldbrandes erste Fortschritte. "Das Schlimmste ist vorbei", sagte der kanarische Regierungschef Fernando Clavijo. Noch könne man zwar nicht behaupten, dass das Feuer unter Kontrolle sei. Aber man sei dabei, es "an allen Fronten zu stabilisieren".
Die Zahl der Menschen, die bisher wegen des Feuers im Norden und Nordosten der Insel ihre Häuser verlassen mussten, liegt nach Behördenschätzung bei etwa 13.000. Clavijo zeigte sich zuversichtlich, dass diese im Laufe des Tages wieder in ihre Häuser zurückkehren können.
Dank der "hervorragenden Arbeit der Löschmannschaften und besserer Klimabedingungen" sei man dabei, das Feuer an mehreren Flanken unter Kontrolle zu bringen, sagte der regionale Regierungschef Fernando Clavijo. Die Winde würden zunehmend schwächer, die Temperaturen niedriger und die Luftfeuchtigkeit höher.
Der spanische Ministerpräsident Pedro Sánchez hatte sich vor Ort ein Bild der Lage verschafft und versprach Hilfe beim Wiederaufbau: "Ganz Spanien steht an der Seite der Kanarischen Inseln und Teneriffas", sagte der Sozialist.
Nach Behördenangaben hat das Feuer bisher kein einziges Haus zerstört. Es gab demnach auch keine Verletzten. In den touristischen Gebieten herrsche Normalität, hieß es.
Die Feuerwehr ist mit mehr als 300 Kräften sowie mit 24 Flugzeugen und Hubschraubern im Einsatz. Am frühen Morgen zog sie auf der Plattform X, ehemals Twitter, eine erste Bilanz: "Die Nacht ist viel besser verlaufen als erwartet - und hat eine gewisse Normalität und Ruhe zurückgebracht."
Die Flammen haben bislang rund 12.800 Hektar Natur erfasst, wie der kanarische Notdienst mitteilte. Das entspricht etwa sechs Prozent der Inselfläche. Es handele sich um einen der schwersten Brände auf Teneriffa in den vergangenen 40 Jahren. Inzwischen sieht die Polizei Brandstiftung als Ursache erwiesen an.
Kanada: Militär unterstützt bei Evakuierungen
In Kanada wurden die Waldbrände zuletzt durch starken Wind weiter angefacht. Insgesamt gibt es 1.000 aktive Feuer, von denen laut dem Kanadischen Waldbrandzentrum zwei Drittel außer Kontrolle sind.
In dem besonders betroffenen Ort West Kelowna am See Okanagan im Süden der Provinz British Columbia sehe die Lage jedoch "endlich besser aus", sagte der dortige Feuerwehrchef Jason Brolund laut dem Sender CBC auf einer Pressekonferenz. Seinen Worten zufolge wurden in der Gemeinde innerhalb eines Tages keine weiteren Häuser zerstört.
Kanadas Premierminister Justin Trudeau kündigte an, Soldaten und Ausrüstung in die Provinz zu entsenden. Das Militär werde bei Evakuierungen sowie anderen logistischen Aufgaben helfen, schrieb Trudeau auf der Plattform X, dem früheren Twitter.
Ein größeres Feuer, das unter anderem West Kelowna bedroht, erstreckte sich nach Schätzungen der Behörden über eine Fläche von 11.000 Hektar. Etwa 150 Kilometer weiter nördlich hatten sich am Samstag zwei Brände Behörden zufolge zu einem Feuer der Größe von mehr als 41.000 Hektar vereint. Betroffen sei die Region um den See Shuswap, teilten die Behörden mit. Waldbrände sind in vielen Regionen Kanadas üblich. Derzeit erlebt man aber die schlimmste bekannte Saison in der Geschichte des Landes. Experten sehen die extremen Feuer auch als Folge der Klimakrise, die unter anderem zu ausgetrockneten Böden geführt habe.