Kick aus der Sahne-Kartusche EU-Behörde warnt vor Lachgas als Droge
Lachgas wird laut der Europäischen Beobachtungsstelle für Drogen bei jungen Menschen immer beliebter. Dass viele das frei verkäufliche Gas für einen kurzen Rausch inhalieren, kann gefährliche Folgen haben - bis hin zu Querschnittslähmungen.
Immer mehr junge Menschen inhalieren Lachgas als Droge. In einem aktuellen Bericht warnt die Europäische Beobachtungsstelle für Drogen (EMCDDA) vor einem neuen Trend in vielen EU-Ländern. "Die zunehmende Nutzung von Distickstoffmonoxid zur Aufheiterung in manchen Regionen Europas ist besorgniserregend", sagte der Leiter der in Lissabon ansässigen EU-Behörde, Alexis Goosdeel.
Viele der Konsumenten glaubten, dass das Inhalieren des Gases gefahrlos sei - auch weil die Droge legal erhältlich ist. Lachgas wird in Kartuschen für Sprühsahne oder Luftballons frei verkäuflich angeboten. Mittlerweile gebe es eigene Online-Shops und Social-Media-Accounts, die das Gas in Geschmacksrichtungen wie Pfirsich, Erdbeer oder Mango verkauften.
Beliebte Festival-Droge
Vor allem junge Menschen ohne Drogenerfahrung inhalieren Lachgas - oft mit Hilfe von Luftballons. Dem Bericht der EMCDDA zufolge lässt sich ein signifikanter Anstieg von Nutzern feststellen, die Lachgas öfter, in größeren Mengen und über einen längeren Zeitraum inhalieren. Auch die Zahl der gemeldeten Vergiftungen in Europa habe leicht zugenommen.
Fallstudien belegen laut den Experten eine wachsende Verbreitung von Distickstoffmonoxid in EU-Ländern. In Irland gaben von knapp 1200 befragten jungen Erwachsenen 28 Prozent an, das Gas wenigstens einmal im vergangenen Jahr bei Musikfestivals im Inland inhaliert zu haben; bei den 619 Befragten, die Festivals im Ausland besuchten, waren es 38 Prozent.
Auch in den Niederlanden hat der Missbrauch von Lachgas als Rauschmittel erheblich zugenommen. Bei niederländischen Schülern ist es nach Angaben des Gesundheitsministeriums in Den Haag die meist konsumierte Droge. Zudem gebe es immer mehr schwere Verkehrsunfälle, bei denen der Fahrer Lachgas inhaliert hatte.
Schwere Schädigungen des Nervensystems
Lachgas führt zu einem kurzen Rausch, kann aber Nervenschäden bis hin zu Querschnittslähmungen verursachen. Angesicht der zunehmenden Ausbreitung fordert die EMCDDA, "eine Normalisierung" zu vermeiden.
Die Niederlande haben bereits reagiert. Der Besitz und Verkauf von Lachgas ist ab dem kommenden Jahr verboten, wie das Gesundheitsministerium in Den Haag mitteilte. Ausnahmen gelten für medizinische und technische Zwecke. So dürfen Ärzte das Gas als leichtes Betäubungsmittel einsetzen. Privatpersonen dürfen dann noch kleine mit Lachgas gefüllte Patronen etwa für Schlagsahne-Spender kaufen.