Drei Jahre Fridays for Future "Wir ignorieren die Klimakrise immer noch"
Exakt drei Jahre ist der erste Schulstreik der Klimaaktivistin Greta Thunberg her. Vor dem Parlament in Stockholm hat sie nun eine ernüchternde Bilanz der Klimaschutzbemühungen gezogen.
Es sind nur wenige Aktivistinnen und Aktivisten gekommen zum dreijährigen Jubiläum - wegen der Corona-Pandemie. Eine kleine internationale Runde mit Fridays for Future-Vertretern aus Deutschland, Italien, Österreich und anderen europäischen Ländern hat sich vor dem Parlament in Stockholm versammelt. Kurze Clips werden eingespielt für die sozialen Netzwerke - dort protestiert die Fridays for Future-Bewegung, seitdem sie nicht mehr auf die Straße gehen kann.
Mittendrin läuft Greta Thunberg auf und ab, Passanten fotografieren sie, rufen ihren Namen - meist reagiert sie nicht darauf. Der Rummel um ihre Person gefällt ihr nicht, auch wir sollen bitte nicht nur sie mit der Kamera filmen, sondern alle, die da sind, sagt sie noch.
Ernüchternde Bilanz
Vor drei Jahren kam die Schwedin das erste Mal hierher mit ihrem Schild "skolstrejk för klimatet". Nun zieht sie eine ernüchternde Bilanz: "Seitdem ist nicht viel passiert. Wir haben immer noch eine Klimakrise, die Emissionen steigen an. Die Krise steht nicht im Mittelpunkt. Aber auf der anderen Seite ist das Bewusstsein größer geworden und wir sind eine globale Bewegung mit Millionen von Menschen auf der ganzen Welt. Ein kleiner Schritt in die richtige Richtung."
Die Pandemie hat die Bewegung ausgebremst. Nun plane man öffentliche Aktionen eben auf Sicht, so Thunberg. Dass die Welt schnell und entschlossen auf eine Pandemie reagiert, nicht aber auf die Bedrohung durch eine Klimakrise, das habe auch etwas mit der Berichterstattung zu tun, so die 18-Jährige: "Bei der Corona-Pandemie haben sich die Medien am ersten Tag entschieden, sie wie eine Krise zu behandeln und deshalb haben Regierungen und Machthaber beschlossen, drastische Maßnahmen zu ergreifen. Das ist mit der Klimakrise nicht passiert. Wir Menschen sind soziale Tiere: Solange niemand um uns herum eine Krise wie eine Krise behandelt und sein Verhalten ändert, so lange verstehen wir nicht, dass wir in einer Krise sind."
Neubauer geht mit Parteien hart ins Gericht
Neben Thunberg steht die deutsche Klimaaktivistin Luisa Neubauer: "Ich habe mit ziemlich vielen Aktivisten täglich Kontakt - zum Beispiel mit Luisa", sagt Thunberg, bevor sie sich verabschiedet. Neubauer ist Mitglied der Grünen und die bekannteste Vertreterin der deutschen Fridays for Future-Bewegung. Ihr Thema derzeit: Die Bundestagswahl.
Die Wahlprogramme aller Parteien empfindet sie als noch lange nicht ausreichend in Bezug auf Klimafragen. Deutschland habe eine große Verantwortung, der man aber nicht nachkomme, so Neubauer: "Teilweise denkt man, Politikerinnen und Politiker befinden sich in einem Paralleluniversum. Sie stehen in den Trümmern von NRW nach der Hochwasserkatastrophe und erklären, man müsste ganz dringend etwas tun, um genau danach zum business as usual zurückzukehren. Die Kohlekraft wird weiter verteidigt und die Gaspipelines auch. So sieht es nicht aus, wenn Menschen in Machtpositionen diese Krise ernst nehmen. Das ist Schauspiel."
Klimaprotest kurz vor der Wahl
Der nächste weltweite Klimaprotest von Fridays for Future ist für den 24. September geplant - zwei Tage vor der Bundestagswahl. Thunberg und Neubauer hoffen, dass trotz der Pandemie viele Menschen auf die Straße gehen können. Bis dahin posten sie ihre Botschaften weiter im Netz: "Wir wollen Gerechtigkeit."