Frankreich Tausende demonstrieren gegen Autobahnbau
Seifenkistenrennen gegen die Klimakrise: In Südfrankreich lehnen Tausende das Bauvorhaben an der A69 zwischen Toulouse und Castres ab. Sie fordern den "sofortigen Stopp" der Bauarbeiten an der 53 Kilometer langen A69.
Im Südwesten Frankreichs haben gestern Tausende Menschen gegen den geplanten Bau einer neuen Autobahn protestiert. Auf der Trasse der geplanten A69 zwischen Toulouse und Castres demonstrierten am Samstag nach Angaben der Organisatoren 8200 Menschen. Nach Angaben der Präfektur waren es 4500 Teilnehmer.
Die Demonstrantinnen und Demonstranten, die das Bauvorhaben angesichts der Klimakrise ablehnen, hielten Spruchbänder mit Aufschriften wie "Weniger Energie, weniger Autos, weniger Teer" hoch und waren mit verschiedenen selbstgebauten Seifenkisten und anderen Fahrzeugen unterwegs.
Die Organisatoren der Kundgebung im Département Tarn, darunter Extinction Rebellion und andere Umweltgruppen, hatten vorab in einer Pressekonferenz den "sofortigen Stopp" der Bauarbeiten an der 53 Kilometer langen A69 gefordert. Der Streckenabschnitt soll die Fahrtzeit zwischen Toulouse und Castres um 20 Minuten verkürzen. Derzeit dauert die Fahrt gut eine Stunde.
Mit verschiedenen Gefährten und Bannern waren die Protestierenden in Frankreich auf der A69 unterwegs.
"Projekt der 1990er-Jahre"
Einige örtliche Abgeordnete unterstützen das Bauprojekt, andere lehnen es als überholt ab. Julien Bayou von der Grünen-Partei EELV kritisierte die neue Autobahn als "anachronistisch". Die grüne Abgeordnete Sandrine Rousseau sagte der Nachrichtenagentur AFP: "Das ist ein Projekt, das auf die 90er Jahre zurückgeht" und davon ausgehe, dass Entfernungen nur mit dem Auto zurückzulegen seien. Diese Sicht sei angesichts des fortschreitenden Klimawandels aber nicht mehr haltbar.
Die Kundgebung fand fast einen Monat nach Protesten gegen den Bau eines riesigen Wasserspeichers im Westen Frankreichs statt, bei der es gewaltsame Zusammenstöße zwischen Gegnern des Projekts und Sicherheitskräften gegeben hatte. Drei Menschen erlitten schwere Verletzungen, der Polizei wurde exzessive Gewaltanwendung vorgeworfen.
Im Département Tarn hatten Umweltschützer außerdem im Jahr 2014 Widerstand gegen den geplanten Bau eines Staudamms geleistet. Auf seiner Baustelle wurde nach Auseinandersetzungen zwischen den Gegnern und der Polizei die Leiche des 21-jährigen Umweltaktivisten Rémi Fraisse gefunden. Fünf Monate später wurde das Bauvorhaben schließlich aufgegeben und die Umweltaktivisten beendeten nach 16 Monaten die Besetzung der Baustelle.