Österreich Krisensitzung nach Frauenmorden gefordert
Erstochen, erwürgt oder erstickt: In Wien wurden an einem einzigen Tag fünf Frauen ermordet. Der Österreichische Frauenring sprach von einem "schwarzen Freitag" und forderte eine Krisensitzung der Regierung.
Allein gestern wurden in Wien vier Frauen und ein Mädchen getötet. Drei der Frauenleichen wurden mit tödlichen Stichwunden in einem Bordell der österreichischen Hauptstadt gefunden, wie die Polizei mitteilte. In einem weiteren Fall wurden eine Frau und ihre Tochter tot in ihrer Wohnung gefunden.
Die Vorsitzende des Österreichischen Frauenrings, Klaudia Frieben, sprach bei "Wien heute" des Österreichischen Rundfunks (ORF) von einem "schwarzen Freitag". So etwas habe es noch nie gegeben. "Gestern sind fünf Frauen getötet worden, und das wird ganz einfach ignoriert", sagte Frieben. Sie forderte eine "sofortige Krisensitzung" der Regierung. Teilnehmen sollten Vertreterinnen und Vertreter von Sicherheitspolitik und Frauenpolitik, Gewaltschutzorganisationen und auch politischen Frauenorganisationen.
Holzleitner: Europaweit höchste Zahl von Femiziden
Auch SPÖ-Bundesfrauenvorsitzende Eva-Maria Holzleitner appellierte an die Regierung, eine Krisensitzung einzuberufen. Weiter forderte sie einen Nationalen Aktionsplan Gewaltschutz, "um Frauenleben in Österreich zu schützen". Die Anzahl an Femiziden sei die höchste in Europa. Der Verein Autonome Österreichische Frauenhäuser (AÖF) verzeichnete im vergangenen Jahr 26 Femizide.
FPÖ-Chef Dominik Nepp sieht dem ORF zufolge ebenfalls eine Eskalation der Gewalt in Wien. Er kritisierte allerdings insbesondere die Zuwanderungspolitik. Bei dem Tatverdächtigen der Morde in einem Bordell handelt es sich um einen 27-jährigen afghanischen Asylbewerber, wie die Polizei bestätigte. Nepp forderte "eine rigorose Abschiebepolitik" und einen Asylaufnahmestopp für die Hauptstadt.
Eine Festnahme, ein Flüchtiger
Am Freitagmorgen wurden eine Mutter und ihre 13-jährige Tochter tot in einer Wohnung in Wien gefunden. Nach Angaben von APA wurden die beiden womöglich erwürgt oder erstickt. Demnach ist der Vater derzeit der Hauptverdächtige für die Tat. Er sei seit dem Auffinden der Leichen verschwunden, berichtete der ORF.
Später wurden drei Frauenleichen in einem Bordell entdeckt. Das Tatgeschehen habe sich auf mehrere Räumlichkeiten erstreckt, die Leichen seien in unterschiedlichen Zimmern gefunden worden, sagte ein Polizeisprecher. Gegen die bisher nicht identifizierten Opfer sei mit ungemein heftiger Gewalt vorgegangen worden.
Der 27-jährige Verdächtige, der die mutmaßliche Tatwaffe bei sich trug, sei in der Nähe festgenommen worden, erklärte die Polizei. Er werde noch verhört, berichtete die österreichische Nachrichtenagentur APA. Ein Motiv hätten die Behörden bislang nicht festgestellt. Zeugen gibt es laut aktuellem Ermittlungsstand keine. Die Polizei war von einem Passanten alarmiert worden, dem Blutspuren aufgefallen waren.
Täter sind meist Partner oder Ex-Partner
In Österreich und anderen europäischen Ländern sind Morde an Frauen und Mädchen, oft durch Partner oder Ex-Partner, Gegenstand einer breiten Debatte. Die österreichische Regierung hat angekündigt, gegen diese Verbrechen vorzugehen und auch mehr finanzielle Unterstützung für Organisationen versprochen, die Gewaltopfern helfen. Die Hilfsorganisationen werfen Wien vor, nicht genug gegen die Gewalt gegen Frauen zu tun. Einer Studie der Regierung zufolge wurden zwischen 2010 und 2020 insgesamt 319 Frauen in Österreich getötet, in den meisten Fällen von männlichen Partnern oder Ex-Partnern.