
Griechenland Massendemos erinnern an Opfer von Zugunglück
Vor zwei Jahren kamen bei einem Zugunglück in Griechenland 57 Menschen ums Leben. Daran haben heute landesweit Hunderttausende erinnert. Gegen Ende der Veranstaltung gab es in Athen Ausschreitungen. Die Polizei setzte Tränengas ein.
Hunderttausende Menschen haben in Griechenland der Opfer des schwersten Zugunglücks in der Geschichte des Landes heute vor zwei Jahren gedacht. Neben Gedenkveranstaltungen gab es auch Streiks und Demonstrationen. Allein in der Hauptstadt Athen versammelten sich nach Polizeiangaben etwa 170.000 Menschen, im ganzen Land waren es 300.000.
Gegen Ende der Versammlung in Athen flogen Brandsätze in Richtung der Sondereinheiten der Polizei, die um das Parlament positioniert waren. Auch in Thessaloniki gab es Ausschreitungen.

Während der Proteste auf dem zentralen Syntagma-Platz geht die Polizei gegen die Randalierer vor.
Die Beamten setzten Tränengas ein. Viele friedliche Demonstranten flohen. Bei den Randalierern in Athen soll es sich nach Angaben der Polizei um 500 bis 700 Autonome handeln. Der sogenannte Schwarze Block ist bekannt dafür, Demonstrationen jeder Art zu kapern, um im Anschluss mit der Polizei aneinander zu geraten.
Nach Angaben griechischer Medien, die sich auf die Polizei berufen, gab es mehr als 50 Festnahmen. Mehr als 125 Menschen wurden demnach in Gewahrsam genommen. 29 Menschen, darunter fünf Polizisten, seien verletzt und in Krankenhäusern behandelt worden, berichtete der Nachrichtensender ERTnews unter Berufung auf Rettungskräfte. Bei den Verletzungen handele es sich um Brandwunden und Atemwegsbeschwerden, in Lebensgefahr befinde sich niemand, hieß es.
57 Menschen bei Zugunglück gestorben
Die überwiegend friedlichen landesweiten Streiks und Demonstrationen richteten sich an die Regierung: Die Menschen fordern Aufklärung zu den Umständen des schweren Zugunglücks in Tempi vor zwei Jahren.
Am 28. Februar 2023 war kurz vor Mitternacht ein Personenzug auf dem Weg von Athen nach Thessaloniki frontal mit einem Güterzug zusammengeprallt - 57 Menschen starben. Der Unfall in Tempi nahe der zentralgriechischen Stadt Larissa wurde offiziell auf menschliches Versagen sowie auf schwerwiegende strukturelle Mängel bei der griechischen Bahn zurückgeführt.
Einem an die Öffentlichkeit gelangten Expertenbericht zufolge hatte der Güterzug aber auch "illegale" Fracht geladen - darunter explosive chemische Substanzen, die bei der Kollision in Brand gerieten.

Vor dem Parlament in Athen kommt es zu Krawallen.
40 Verdächtige angeklagt
Bereits direkt nach dem Unglück hatte es Massenproteste gegen die Regierung gegeben - und auch zwei Jahre später ist die Unzufriedenheit mit der Aufarbeitung immer noch groß. Umfragen zufolge sind die meisten Menschen in Griechenland davon überzeugt, dass die Behörden nach dem Unglück wichtige Beweise vertuscht und die Ermittlungen so in die Länge gezogen haben.
Die griechische Justiz hat mittlerweile 40 Verdächtige angeklagt, darunter den örtlichen Bahnhofsvorsteher. Der Prozess wird aber frühestens Ende des Jahres beginnen.
Die Gewerkschaften hatten für Freitag zudem zu einem Generalstreik aufgerufen. Behörden, Schulen und viele Geschäfte in Griechenland blieben am zweiten Jahrestag des Unglücks geschlossen, auch der Flug-, Bahn- und Fährverkehr war weitgehend lahmgelegt.