Missbrauchsvorwürfe gegen Al-Fayed Staatsanwaltschaft lehnte zweimal Ermittlungen ab
Gegen den früheren Inhaber des Londoner Kaufhauses Harrods, Al-Fayed, werden immer mehr Missbrauchsvorwürfe bekannt. Zweimal soll auch die britische Staatsanwaltschaft Hinweise erhalten haben - Ermittlungen lehnte sie jedoch ab.
Seit der Ausstrahlung einer BBC-Dokumentation über Mohammed Al-Fayed mehren sich die Vorwürfe, dass der Unternehmer und frühere Besitzer des Luxuskaufhauses Harrods in London Frauen missbraucht oder sexuell belästigt haben soll. Nun wurde bekannt, dass der britischen Staatsanwaltschaft in zwei Fällen Informationen zu den Anschuldigungen gegen den im vergangenen Jahr mit 94 Jahren verstorbenen Geschäftsmann vorgelegt wurden.
Sowohl im Jahr 2009 als auch im Jahr 2013 wurden der Staatsanwaltschaft Hinweise durch die Polizei weitergeleitet, die sich um Missbrauchsvorwürfe gegen Al-Fayed drehten. Das teilte ein Sprecher der Ermittlungsbehörde Crown Prosecution Service (CPS) mit. Die Informationen seien von seiner Behörde damals "sorgsam" geprüft worden. Es wurde jedoch entschieden, dass es keine realistische Aussicht auf eine Verurteilung des Beschuldigten gebe. Darum seien keine Ermittlungen eingeleitet worden.
Premier Starmer ist ehemaliger Chef der CPS
Die britische Zeitung Sunday Times berichtete zudem über drei weitere Fälle aus den Jahren 2018, 2021 und 2023, in denen die Polizei Anschuldigungen gegen den früheren Harrods-Eigentümer untersuchte und dafür auch die CPS zu Rate gezogen habe. Ermittlungen der Staatsanwaltschaft seien in diesen Fällen aber nicht beantragt worden.
Die CPS wurde von 2008 bis 2013 von Keir Starmer geleitet, der Anfang Juli das Amt des Premierministers übernommen hatte. Ein Sprecher des Regierungschefs betonte jedoch, dass Starmer in seiner damaligen Funktion nicht mit den Vorwürfen gegen Al-Fayed befasst gewesen sei und auch keine Kenntnis davon gehabt habe.
Mehr als 150 neue Meldungen an Anwaltsteam
Am Donnerstag hatte die BBC die Dokumenttion "Al-Fayed: Predator at Harrods" (in etwa: "Al-Fayed: Das Raubtier bei Harrods") ausgestrahlt. Darin gaben fünf ehemalige Harrods-Angestellte an, sie seien von dem Unternehmer vergewaltigt worden. Fünf weitere berichteten von Vergewaltigungsversuchen, 13 weitere wurden nach eigenen Angaben von ihrem Chef sexuell belästigt.
Seit der Ausstrahlung mehren sich die Vorwürfe gegen Al-Fayed. Ein Anwaltsteam vertritt 37 Frauen aus aller Welt, die gegen Harrods und auch gegen das Hotel Ritz in Paris, das ebenfalls im Besitz von Al-Fayed war, Zivilklagen anstreben. Die Frauen werfen beiden Unternehmen vor, sie nicht ausreichend vor den Übergriffen des Geschäftsmannes geschützt zu haben. Am Wochenende teilten die Anwälte mit, dass seit der Dokumentation weitere 150 Meldungen von Betroffenen und Personen eingegangen seien, die Beweise für die Vorwürfe haben wollen.