Anschlag in Istanbul Festnahme und Vorwürfe an die PKK
Nach der Explosion in Istanbul gehen die Behörden von einem Anschlag aus. Laut Innenminister wurde eine verdächtige Person verhaftet - sie soll eine Bombe platziert haben. Er beschuldigte die PKK und kündigte Vergeltung an.
Nach dem Anschlag mit sechs Toten in Istanbul hat die Polizei eine verdächtige Person gefasst. Einsatzkräfte hätten die Person, die die Bombe auf der belebten Einkaufsstraße Istiklal deponiert habe, festgenommen, zitierte der staatsnahe Sender TRT den türkischen Innenminister Süleyman Soylu. Es gebe Verbindungen zur verbotenen kurdischen Arbeiterpartei PKK. Soylu kündigte laut TRT Vergeltung an. Bei dem Anschlag auf der belebten Einkaufsstraße waren sechs Menschen getötet worden, 81 Menschen wurden verletzt.
Die türkische Regierung hatte zuvor erklärt, eine Frau stehe unter Verdacht, eine Bombe auf der auch bei Touristen beliebten Flaniermeile deponiert zu haben. Soylu machte allerdings keine näheren Angaben zu der Festnahme. Es blieb unklar, ob die festgenommene Person eine Frau ist.
Anfangs war nur von einer Explosion die Rede gewesen. Auf Bildern und Videos im Internet sind ein Feuerball, blutüberströmte Menschen und zerborstene Schaufensterscheiben zu sehen.
Schon im März 2016 hatte es einen Selbstmordanschlag auf der Einkaufsstraße gegeben. Damals wurden fünf Menschen getötet. Die türkische Regierung machte die Terrormiliz IS dafür verantwortlich. Die Gruppe bekannte sich damals allerdings nicht zu der Tat.
Erdogan: Türkei wird sich durch Terror nicht unterwerfen lassen
Noch am Sonntagnachmittag hatte Präsident Recep Tayyip Erdogan eine Pressekonferenz gegeben und von einem Anschlag gesprochen: "Die Bemühungen, die Türkei und die türkische Nation durch Terrorismus zu unterwerfen, werden heute und morgen nicht mehr so erfolgreich sein wie gestern", sagte er. "Unser Volk sollte sicher sein, dass die Täter des Vorfalls in der Istiklal-Straße so bestraft werden, wie sie es verdienen, indem alle Hintergründe des Vorfalls aufgedeckt werden." Zu dem frühen Zeitpunkt machte er aber noch keine Angaben zu Hintermännern.
Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) zeigte sich auf Twitter erschüttert über den Anschlag: "Es sind schreckliche Bilder, die uns aus dem Herzen Istanbuls erreichen", erklärte er. "In diesen schweren Stunden sind unsere Gedanken bei den Opfern des Terrors und ihren Angehörigen." Auch Bundesaußenministerin Annalena Baerbock drückte ihr Mitgefühl aus: "Meine Gedanken sind bei den Menschen, die einfach nur an einem Sonntag auf der Einkaufsstraße Istiklal flanieren wollten und nun Opfer einer schweren Explosion wurden." Die Sprecherin von US-Präsident Joe Biden, Karine Jean-Pierre, verurteilte die "Gewalttat": "Wir stehen im Kampf gegen Terrorismus Seite an Seite mit unserem NATO-Verbündeten Türkei."
Zwischenzeitlich Nachrichtensperre verhängt
Die türkische Rundfunk-Aufsichtsbehörde RTük verhängte am Sonntagnachmittag zunächst eine Nachrichtensperre. Man wolle Angst und Panik vermeiden. Türkische Sender unterbrachen daraufhin die Berichterstattung über die Explosion. Später folgten wieder Bilder und Informationen. Soziale Medien wie Facebook, Instagram und Twitter funktionierten zeitweise nur eingeschränkt.
Die PKK steht in der Türkei, Europa und den USA auf der Terrorliste und unterhält Stellungen in der Südosttürkei und im Nordirak. Ihr Hauptquartier liegt in den nordirakischen Kandil-Bergen. Die Regierung in Ankara geht regelmäßig gegen die PKK vor und unterhält seit 2016 auch Militärposten im Nordirak. Der seit 1984 andauernde Konflikt kostete bislang Zehntausenden Menschen das Leben. Ein Waffenstillstand scheiterte im Sommer 2015.