Explosion auf Krim-Brücke Russland spricht von ukrainischem Terrorakt
Nach dem Vorfall auf der Krim-Brücke hat der Kreml die Ukraine beschuldigt, einen Terrorakt begangen zu haben. Ukrainische Medien sprechen von einer Beteiligung des ukrainischen Geheimdienstes und der Marine.
Nach der Explosion an der Brücke zur annektierten Schwarzmeer-Halbinsel Krim hat Russland offiziell von einem "Terroranschlag" gesprochen. "Wir kennen die Gründe und diejenigen, die hinter dem Terroranschlag stehen", sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow laut russischen Nachrichtenagenturen. "Das alles ist das Werk des Kiewer Regimes".
Wie die Regierung in Moskau konkret auf die Ereignisse an der Brücke reagieren werde, sagte Peskow hingegen nicht. Er dementierte, dass die heute verkündete Absage Russlands an eine Verlängerung des Getreideabkommens mit dem Angriff auf die Brücke zusammenhänge.
Am Abend werde Präsident Wladimir Putin eine Sondersitzung leiten und sich dabei von Vizeregierungschef Marat Chusnullin über die Dauer der Reparaturarbeiten an dem 19 Kilometer langen Bauwerk unterrichten lassen.
Außenamtssprecherin beschuldigt Großbritannien und USA der Beihilfe
Zuvor teilte das russische Anti-Terror-Komitee mit, ukrainische Geheimdienste seien für die Explosion verantwortlich. Die Brücke sei am frühen Morgen von Überwasserdrohnen attackiert worden.
Die Sprecherin des russischen Außenministeriums, Maria Sacharowa, sprach zudem von britischer und US-amerikanischer Beihilfe. "Der Angriff auf die Krim-Brücke heute wurde von dem Regime in Kiew verübt. Bei diesem Regime handelt es sich um ein terroristisches und es weist alle Merkmale einer international organisierten Verbrecherbande auf", sagt Sacharowa. "Die Entscheidungen fällen ukrainische Politiker und das Militär mit unmittelbarer Hilfe von amerikanischen und britischen Geheimdiensten und Politikern."
Auch aus Kiewer Sicherheitskreisen hieß es, ukrainische Kräfte steckten hinter dem Angriff, wie ukrainische Medien und internationale Nachrichtenagenturen berichteten. Demnach sollen der Geheimdienst SBU sowie die Marine daran beteiligt gewesen sein.
In den vergangenen Monaten hatte es mindestens zwei Mal Angriffe fliegender und schwimmender Drohnen auf den russischen Marinestützpunkt Sewastopol auf der Krim gegeben.
Der ukrainische Geheimdienst bestätigte eine eigene Beteiligung zunächst nicht, sondern teilte in einer ersten Reaktion lediglich mit: "Erneut hat sich die Brücke 'schlafen' gelegt. Und eins ... zwei!" Zu einem Anschlag auf der Brücke im vergangenen Herbst hatte sich Kiew Monate später bekannt.
Zwei Tote bei Explosion
Auf der wichtigen Brücke, die die von Russland annektierte Halbinsel Krim mit dem russischen Festland verbindet, hatte es am frühen Morgen einen Zwischenfall gegeben. Während in den sozialen Medien von Explosionen die Rede war, sprachen russische Behörden zunächst nur von einem "Notfall" im Bereich des 145. Brückenpfeilers. Der Autoverkehr war eingestellt worden. Auf Fotos und Videos waren deutliche Zerstörungen zu sehen.
In einer Videobotschaft sagte der Gouverneur des russischen Gebiets Belgorod, Wjatscheslaw Gladkow, bei dem Vorfall seien zwei Menschen getötet worden. Demnach soll es sich bei den Toten um ein Ehepaar handeln, die 14-jährige Tochter der beiden sei verletzt in ein Krankenhaus gebracht worden.
Zugverkehr läuft wieder
Das russische Verkehrsministerium teilte mit, dass es Schäden an der Fahrbahn gebe, die Brückenkonstruktion aber intakt sei. Der zwischenzeitlich ebenfalls eingestellte Zugverkehr war am Morgen wieder aufgenommen worden. Mit rund fünf Stunden Verspätung sei am Montagmorgen ein Zug aus der Krim-Hauptstadt Simferopol in Richtung der südrussischen Region Krasnodar losgefahren, teilten die Behörden mit.
Auf der Krim ist gerade Hochbetrieb wegen der Ferienzeit. Der von Russland eingesetzte Gouverneur der Krim, Alexej Aksjonow, forderte die Bewohner der Region auf, Ruhe zu bewahren. Sie sollten einen alternativen Landweg durch die von Russland besetzten Regionen in der Südukraine wählen. Trotz der angespannten Sicherheitslage und langer Kontrollen zieht es russische Urlauber Medienberichten aus Russland zufolge wieder in großer Zahl auf die Krim, die für sie nur per Bahn oder Auto erreichbar ist.
Schwere Explosion im Oktober 2022
Bereits vor neun Monaten hatte es auf der rund 19 Kilometer langen Konstruktion eine heftige Explosion gegeben. Damals war die Brücke über die Straße von Kertsch schwer beschädigt worden, wurde aber wieder repariert. Ende Mai räumte der ukrainische Geheimdienst erstmals eine Beteiligung an der Explosion ein.