Krieg in der Ukraine NATO schickt Tausende Soldaten nach Osten
Tausende Soldaten und Gerät der schnellen NATO-Eingreiftruppe sollen nach Osteuropa verlegt werden. Wie viele genau und wohin konkret ist aber noch unklar. Die Bundeswehr will eine Kompanie in die Slowakei entsenden.
Die NATO verlegt zur Abschreckung Russlands Einheiten ihrer schnellen Einsatztruppe NATO Response Force (NRF) in die östlichen Mitgliedsländer. Das kündigte NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg nach einer Videokonferenz der Staats- und Regierungschefs der 30 Bündnisstaaten an.
Unklarheit über Größe des Kontingents
Wohin genau die Einheiten verlegt werden, sagte er zunächst nicht. Er sprach lediglich von mehreren Tausend Soldaten, die auf dem Land, auf der See und in der Luft im Einsatz sein sollten. Damit sei man in der Lage, schnell auf alle Eventualitäten nach der russischen Invasion in der Ukraine zu reagieren, sagte Stoltenberg.
Die Nachrichtenagentur AFP berichtete, dass mehr als 100 Kampfjets an 30 Orten in Alarmbereitschaft versetzt würden. Nach Informationen der Nachrichtenagentur dpa könnten Bodentruppen in das südwestlich der Ukraine gelegene Rumänien geschickt werden. Ohnehin geplant ist, NRF-Einheiten zu einer Übung in das an Russland grenzende NATO-Land Norwegen zu entsenden.
Es sei das erste Mal, dass Teile der NRF im Zuge der Abschreckung und Verteidigung des Bündnisgebiets verlegt würden, sagte Stoltenberg. Die Staats- und Regierungschefs der 30 Mitgliedstaaten betonten in einer Erklärung, die Maßnahmen seien "präventiv, verhältnismäßig und nicht eskalierend."
Bundeswehr ist beteiligt
Insgesamt kann die NRF bis zu 40.000 Soldaten umfassen, die Bundeswehr stellt 13.700 davon. Stoltenberg sagte aber, dass nicht die gesamte NRF verlegt werden solle. Auch die besonders schnelle Eingreiftruppe, die in Deutschland oft als "NATO-Speerspitze" bezeichnet und offiziell auf englisch VJTF abgekürzt wird, ist Teil der NRF und soll verlegt werden. An ihr ist Deutschland mit 750 Kräften beteiligt. Die VJTF wird derzeit von Frankreich befehligt.
Nach dpa-Informationen sehen die NATO-Planungen vor, deutsche "Patriot"-Flugabwehrsysteme in die Slowakei zu bringen. Der von den baltischen NATO-Partnern wie Litauen erbetene, verstärkte Schutz des Luftraums soll demnach von Schiffen in der Ostsee aus erfolgen.
Verteidigungsministerin Christine Lambrecht sagte im ZDF, die Bundeswehr werde für die Slowakei eine Kompanie "zügig in Gang setzen". Eine Kompanie kann üblicherweise bis zu 250 Soldaten umfassen. Bis April soll die Präsenz dann zu einem "gemischten Kampftruppen-Bataillon" ausgebaut werden. "Auch bei der Luftverteidigung werden wir uns engagieren", sagte Lambrecht. Die Details stimme man derzeit mit der NATO ab.
Am Samstag soll außerdem das Aufklärungsschiff "Alster" der Marine auslaufen. "Wir werden auch eine Fregatte und eine Korvette bereitstellen und wir bereiten mehr vor", sagte Lambrecht der dpa.
Verteidigungspläne am Donnerstag aktiviert
Bereits am Donnerstag hatte die NATO angesichts des russischen Angriffs auf die Ukraine die Verteidigungspläne für das östliche Bündnisgebiet aktiviert. Das bedeutet unter anderem weitreichende Befugnisse für die NATO-Befehlshaber, Truppen anzufordern und zu verlegen.
Nach dpa-Informationen sollen bereits zuvor die Bereitschaftszeiten für mehrere Zehntausend NATO-Soldaten drastisch verkürzt worden sein, so dass sie nun schneller bereit für eine Verlegung sein müssen.