Nach Terrorattacke in Paris Angreifer war Behörden bekannt
Nach der Terrorattacke auf einen Deutschen in Paris werden die Sicherheitsbedenken lauter, denn der Angreifer war den Behörden bekannt. In einem Bekennervideo machte er Frankreich für die Lage in Nahost mitverantwortlich.
Präsident Macron hat den Angehörigen des jungen Deutschen, der gestern nach 21 Uhr in Paris einem Terroranschlag zum Opfer gefallen war, noch in der Nacht sein Beileid ausgesprochen - genau wie die Regierungschefin und die Parlamentspräsidentin. Man werde dem Terror nicht klein beigeben, hieß es.
Innenminister Gérald Darmanin eilte zum Tatort. Dort erklärte er: "Zwischen dem Quai de Grenelle und der Brücke Bir-Hakeim war ein ausländisches Touristenpaar unterwegs. Ein Deutscher, geboren auf den Philippinen, ist durch Messerstiche gestorben. Der Täter hat dessen Frau nicht mehr attackiert - offenbar weil ein Taxifahrer eingegriffen hat, der die Szene beobachtet hatte."
Der Angreifer habe den Ort dann verlassen und sei über die Brücke gegangen, so Darmanin weiter. Verfolgt von Einsatzkräften habe der Angreifer anschließend offenbar zwei weitere Personen angegriffen, die nicht in Lebensgefahr seien. "Eine Person wurde durch einen Hammerschlag am Auge verletzt. Die andere ist in einem Schockzustand", so der Innenminister am Tatort.
Notarzt: "45 Minuten lang versucht, ihn wiederzubeleben"
Der Notarzt Patrick Pelloux schilderte ebenfalls die Ereignisse in der Nacht: "Wir haben einen Mann angetroffen, der nach einer Messerattacke einen Herzstillstand erlitten hatte. Wir haben 45 Minuten lang versucht, ihn wiederzubeleben. Wir haben es leider nicht geschafft, so schwer waren die Verletzungen." Das Opfer, Anfang 20, soll als Krankenpfleger in Deutschland gearbeitet haben.
Bekennervideo: "Mord an unschuldigen Muslimen rächen"
In einem Bekennervideo, das jetzt geprüft wird, sieht man den mutmaßlichen Täter mit dunkler Mütze, unter einer hellblauen Corona-Maske schaut ein langer Bart hervor. In dem Video erklärt er, den Mord an unschuldigen Muslimen etwa in Palästina und Afghanistan rächen zu wollen. Frankreich machte er für die Lage im Nahen Osten mitverantwortlich. Er selbst wolle als Märtyrer sterben.
Innenminister Darmanin lobte den schnellen Einsatz der Polizei, die den Mann mit einer Elektroschockpistole außer Gefecht setzte. Dieser sitzt jetzt in einem Pariser Vorort in Levallois-Perret in U-Haft, die Antiterror-Staatsanwaltschaft ermittelt.
Mutmaßlicher Täter war Geheimdienst und Justiz bekannt
Darmanin berichtete weiter: "Vom Attentäter wissen wir, dass er Franzose ist und 1997 in Frankreich geboren wurde, in Neuilly-sur-Seine. Er ist dem Geheimdienst und der Justiz bekannt. Nach unserem Wissen wurde er 2016 bereits zu vier Jahren Gefängnis verurteilt, die er abgesessen hat - weil er schon einmal einen Gewaltakt geplant hatte, den er nicht umsetzen konnte, da er zuvor vom Inlandsgeheimdienst festgenommen worden war."
Von der Behörde sei er als Person beobachtet worden, die sehr große psychiatrische Probleme gehabt hätte. "Er war in neurologischer und psychiatrischer Behandlung", so Darmanin weiter.
Für den Sohn iranischer Eltern sei aber wohl zuletzt die Behandlung abgesetzt worden. Trotz auffälligen Verhaltens, melden französische Medien. Auf Facebook sei er mit anderen islamistischen Attentätern in Kontakt gewesen. Er habe sich selbst konvertiert und radikalisiert.
Seit einem islamistisch motivierten Attentat auf einen Lehrer in Arras Mitte Oktober gilt in Frankreich die höchste Terrorwarnstufe. Ein halbes Jahr vor den Olympischen Sommerspielen werden nun die Sicherheitsbedenken lauter.