TV Republika in Polen Deutsche Firmen werben bei rechtem Sprachrohr
Feindbild Deutschland und Premier Tusk als sein Agent: Beim polnischen Privatsender TV Republika wird die Weltsicht der PiS-Partei verbreitet. Zu den Werbekunden des rechten Senders zählen auch deutsche Unternehmen.
Danuta Holecka begrüßt zu den "echten polnischen Nachrichten". Sie ist in Polen ein bekanntes Gesicht. Als Nachrichtensprecherin stand sie beim staatlichen Fernsehen TVP für die Realität, wie sie die PiS-Partei sieht - mit Deutschland und der EU als feindlichen Mächten und dem neuen Premierminister Donald Tusk als deutschem Agenten.
Jetzt liest Holecka die Nachrichten bei TV Republika. Und hier sind sie alle: die Politikerinnen und Politiker der PiS, vor allem aber die Stars von TVP. Jahrelang hatten sie in den staatlichen Medien für die PiS Parteiprogramm gesendet. Aber die PiS hat die Wahlen verloren und damit auch den Einfluss auf die Redaktionen.
Gefärbte Berichterstattung und radikale Kommentare
Jetzt übernimmt der Privatsender TV Republika den Job und hält den Kontakt zwischen Partei und Wählerschaft. Der Sender gehört in Teilen indirekt der PiS und erreicht seit der Reform der staatlichen Medien teilweise bis zu fünf Prozent Marktanteil - mit einer Mischung aus stark gefärbter politischer Berichterstattung, Teleshopping und teilweise radikalen Kommentaren.
So erklärte ein Studiogast unwidersprochen, es gebe ja Platz für Migranten in Polen - in von den Deutschen angelegten Konzentrationslagern. Trotz Kritik sogar aus Reihen der PiS ging kurz danach der Autor Marek Król mit einer ähnlich kruden Idee auf den Sender: "Man kann sie chippen wie kleine Hunde. Billiger wäre es natürlich, ihnen eine Nummer auf den linken Arm zu tätowieren. Dann kann man sie leicht finden."
Boykottaufruf gegen Unternehmen
Etliche Unternehmen kündigten daraufhin ihre Werbeverträge bei TV Republika, unter anderem das schwedische Möbelhaus IKEA. Der Sender reagierte mit Boykottaufrufen gegen das, wie es hieß, "ideologisierte" Unternehmen.
Und Przemysław Czarnek, bis vor Kurzem Bildungsminister der PiS, rief zur Unterstützung von TV Republika auf: "Schaut mal, was sie mit Republika gemacht haben. Sie stellen den Sender an die Wand. [...] Wir haben wieder einen Ansturm wilder Kommunisten. [...] Ich habe einen Vorschlag. Bei all den Firmen, die keine Werbung mehr bei TV Republika machen, nur weil TV Republika die Wahrheit sagt, kaufen wir nicht mehr ein. Da kann man höchstens noch pinkeln gehen."
Werbekunden aus Deutschland
Aber TV Republika steht nicht ganz ohne Werbekunden da. Geblieben sind Unternehmen unter anderem aus Deutschland: Tchibo und Lidl zum Beispiel. "Einkäufe macht man bei Lidl", hört das TV-Republika-Publikum. Kurz vor der "Deutschen Presseschau" - einer Sendung eigens über die deutsche Polen-Berichterstattung, inklusive hämischer Kommentare und Frakturschrift.
Feindbild Deutschland und deutsche Unternehmen als Werbekunden - bei TV Republika scheint das niemanden zu stören. Und bei den Werbekunden? Auf Nachfrage teilt die Geschäftsführung von Lidl mit, man werbe bei allen Sendern und Medienhäusern, mit denen sich Kunden erreichen lassen: "Wir sprechen uns deutlich gegen jegliche Form von Hass, Diskriminierung oder Ausgrenzung aus. Wir beobachten die Entwicklung des Senders daher sehr genau."
Tchibo erklärt, ihr Werbevertrag laufe demnächst aus und werde nicht verlängert. Bei TV Republika bereitet man sich derweil auf die anstehenden Regionalwahlen in Polen vor - mit den üblichen Ressentiments, finanziert auch aus Deutschland.