Nach Explosionen in der Ostsee Russland fordert UN-Untersuchung zu Pipelines
Russland hat von den UN eine unabhängige Untersuchung zu den explodierten Nord-Stream-Gaspipelines in der Ostsee gefordert. Laut Nachrichtenagentur Reuters brachte Moskau einen entsprechenden Entwurf in den Sicherheitsrat ein.
Russland fordert eine unabhängige Untersuchung zu den explodierten Nord-Stream-Gaspipelines im vergangenen September vom Sicherheitsrat der Vereinten Nationen (UN). Das Land übergab dem 15-köpfigen Rat dazu einen Resolutionsentwurf, den die Nachrichtenagentur Reuters eingesehen hat.
Darin wird UN-Generalsekretär António Guterres aufgefordert, eine internationale Untersuchung der "Sabotage" einzuleiten und die Schuldigen zu ermitteln. Der stellvertretende russische UN-Botschafter Dmitri Poljanski sagte, man wolle den Text innerhalb einer Woche zur Abstimmung stellen.
Um eine Resolution des Rates zu verabschieden, sind mindestens neun Stimmen erforderlich. Zudem dürfen weder die Vereinigten Staaten, Großbritannien, Frankreich, China oder Russland ein Veto einlegen.
Moskau selbst im Verdacht
Die russische Führung hatte zuletzt den Blog-Eintrag des US-Journalisten Seymour Hersh aufgegriffen, der ohne jeden Beleg und unter Berufung auf eine einzelne anonyme Quelle schrieb, US-Marinetaucher seien für die Explosionen der Gaspipelines in der Ostsee verantwortlich. Dabei steht Moskau selbst im Verdacht, die Pipelines sabotiert zu haben.
Vorfall im September
Explosionen hatten Ende September 2022 in der Nähe der dänischen Ostsee-Insel Bornholm vier Lecks in die beiden Pipelines Nord Stream 1 und 2 gerissen, die von Russland nach Deutschland führen. Die Gaslecks waren in internationalen Gewässern aufgetreten, jeweils zwei in den Ausschließlichen Wirtschaftszonen Dänemarks und Schwedens.
Russland hatte Nord Stream 1 zum Zeitpunkt der Explosionen wegen angeblicher technischer Probleme abgeschaltet. Die nach Angaben aus dem Kreml trotz Beschädigung weiter einsatzfähige Leitung Nord Stream 2 hat bis heute keine Zulassung von deutschen Behörden erhalten.
Schwedens Staatsanwaltschaft war im November zu dem Schluss gekommen, die Lecks an den Pipelines seien auf schwere Sabotage zurückzuführen. Damit bestätigte sie den schon länger im Raum stehenden Verdacht, dass die Explosionen vorsätzlich mit Sprengladungen herbeigeführt wurden. Tatverdächtige wurden bislang noch nicht benannt.
Auch Deutschland lässt ermitteln
Auch deutsche Ermittler gehen den Hintergründen nach. Mithilfe zweier Forschungsschiffe seien Wasser- und Bodenproben sowie Reste der Pipelines entnommen worden, der Tatort sei auch umfassend dokumentiert worden, sagte Generalbundesanwalt Peter Frank vor wenigen Tagen der "Welt am Sonntag". Die Ermittlungen dauerten an.